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[INTERVIEW] Martin Baltscheit stellt sich den Fragen aus der Leserunde zu “Die besseren Wälder”

Redakteur: Anette Leister

Hallo Martin,

nachdem ich dich bereits als Bilderbuchautor und -illustrator, sowie als Hörbuchsprecher kennengelernt habe, habe ich mit “Die besseren Wälder” wieder eine ganz neue Seite deines Schaffens entdeckt.

Das Buch bietet eine Menge Diskussionsstoff, so ist es nicht verwunderlich, dass wir in der Leserunde dazu auf einige Fragen gekommen sind, die wir dir gerne stellen würden:
– Gerne.

Was ist die Entstehungsgeschichte zu dem Theaterstück, hat es einen Auslöser dafür gegeben, dass du diese Geschichte erzählen wolltest?
– Ich hatte die Idee von einem Wolf, der unter Schafen groß wird, einer Gans, die sich für einen Fuchs hält und dem Bär, der glaubt er sei eine Biene. Dann gab es eine Anfrage und ich habe das Stück geschrieben.

Gibt es eine Inszenierung des Stücks die du besonders empfehlen würdest bzw. gibt es eine Inszenierung die dir überhaupt nicht gefällt?
– Alle Inszenierungen die ich gesehen habe, sind besonders und aus meiner Sicht gelungen. Einen besonderen Stellenwert hat die Inszenierung am Grips Theater in Berlin, weil Kirsten Hess und Stefan Fischer-Fels die ersten waren, die an den Stoff geglaubt haben.

Wie kam es dazu, dass aus dem Theaterstück dieses Buch wurde?
– Ich wollte in die Tiefe gehen und hatte Lust auf Illustrationen.

Musstest du Anpassungen an der Geschichte vornehmen, damit sie als Buch funktioniert?
– Jede Geschichte eignet sich als Buch. Das Buch betont das Wort, oft auch die Innensichten von Figuren und das Buch nimmt sich mehr Zeit. Dieses Buch betont das Bild beinahe ebenso wie das Wort und weil es sich um einen archaischen Stoff handelt, passt die Urform der festgehaltenen Erzählung, die Illustration, besonders gut dazu. Die Formvariation, der “illustrierte Roman” macht Spaß. Knackig erzählt, Dialog und Aktion sind das Gerüst, die Bilder sprechen das Unbewusste schnell und gezielt an.

Kommt das Buch bei einer bestimmten Altersgruppe (ab 12, ältere Jugendliche/junge Erwachsene, Erwachsene) besonders gut oder überhaupt nicht gut an?
– Das weiß ich nicht. Kommt wohl auf den Leser an. Ich fürchte, übliche Stoffe und gewohntes Erzählen sind beliebter.

Denkst du, dass das Buch verschiedene Interpretationen zulässt, bzw. war es deine Intention, dass bestimmte Szenen unterschiedlich gedeutet werden können oder wolltest du auf ganz bestimmte Aussagen hinaus?
– Das beste Buch für mich ist wie ein Spiegel, du liest hinein und erkennst dich selbst und noch zwei, drei Geheimnisse dazu. Ich mag keine Bücher, in die ich hineinlese und der Autor sitzt mir auf dem Schoss und will nicht gehen.

Hast du den Wolf Ferdinand zu einem Vegetarier gemacht, weil du oder jemand aus deiner Familie sich selbst fleischlos ernährt und damit ein Statement setzen wolltest oder passte es einfach nur gut in die Geschichte hinein?
– Ich esse gerne Fleisch. Ich liebe Spanischen Schinken. Gut ist, wenn das Tier ein gutes Leben hatte.

Wieso ist die Wahl bei den tierischen Charakterbildern ausgerechnet auf die Paarung Wolf/Schaf gefallen bzw. im späteren Verlauf auf das ungleiche Freundespaar Bär/Gans?
– Wegen der Fallhöhe.

Melanie – das blonde Schaf – hat einen Namen, der im Prinzip sinngemäß “Die Dunkle”/”Schwarze” bedeutet während der Name der schwarzhaarigen Wölfin Mascha ist – eine russische Kurzform von “Maria”, die im Christentum eine Lichtgestalt ist. War das bewusst so gewählt oder ist das nur ein sehr passender Zufall?
– In einem guten Buch gibt es keine Zufälle. Und wenn, dann nur solche. Toll, was?! Und noch etwas habe ich gehört, aber erst nachdem ich fertig war mit der Arbeit. Hunde, die zu Hütehunden ausgebildet werden, bekommen Schafsmilch zu trinken. Irre, oder?

Gibt es noch etwas, was du uns gerne zu der Geschichte mit auf den Weg geben möchtest?
– Lass dich zu und lebe ohne Reue. So was in der Richtung.

Danke für die schönen Fragen und alles Liebe
Martin

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