Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Marvin Entholt
Übersetzer: -/-
Verlag: Emons
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 144 Seiten
Marvin Entholt ist in Bremen geboren und aufgewachsen und entsprechend ostfrieslandnah sozialisiert. Er studierte Politik, Philosophie und Filmregie, lehrte in Mogadischu und arbeitet seit 1990 als Regisseur, Produzent, Drehbuch- und Dokumentarfilmautor, vor allem für ARD und ZDF. Marvin Entholt lebt in München und Berlin‘ »Friesisch Roulette« ist sein erster Kriminalroman im Emons Verlag.
FRIESISCH ROULETTE
Als Johann benommen in seiner Scheune aufwacht, liegt dort plötzlich ein Toter. Er kann sich nicht daran erinnern was geschehen ist und lässt die Leiche zunächst verschwinden. Doch ihm lässt die Situation keine Ruhe. Bald schon taucht der nächste Tote auf und alles scheint aus den Fugen zu geraten, in dem sonst so ruhigen Merschmoor. Was hat es mit den Leichen auf sich und wie ist die russische Mafia in die Sache verstrickt? Johann muss sich beeilen, um den Fall aufzuklären, bevor die Polizei ihre Ermittlungen zu einem erfolgreichen Abschluss bringt…
„Was ist das denn?“, fragte er mit einem skeptischen Unterton, der Enno auf die Nerven ging.
„Nachtsichtgerät.“
„Ach, und wozu brauchen Sie das?“, fuhr der Bestickte noch skeptischer fort.
„Zum Beobachten.“
„Ach, und was beobachten Sie damit so?“ Nun rührte der ungebetene Gast auch noch eine Prise Ironie in seine Fragerei. Das konnte ja nett werden.
„Schafe.“ (S. 54f)
Wer immer noch glaubt, dass Ostfriesland die reinste Idylle und Erholung bietet, wird spätestens nach der Lektüre von „Friesisch Roulette“ eines Besseren belehrt sein. Wenn sogar schon die Mafia einmarschiert, glaubt niemand mehr an Zufälle und Ausnahmen.
Johann, der neben einer Leiche aufwacht und sich im weiteren Verlauf des Geschehens um die Aufklärung des Falls bemüht, ist jetzt nicht der typische Ermittler wie man ihn sich vorstellt. Hin und wieder leicht naiv, dann wieder knallhart, irgendwie hat man oft das Bedürfnis ihn zu beschützen, obwohl er zeigt, dass er selber ganz gut auf sich aufpassen kann. Zumindest meistens. Er stoplert dennoch irgendwie von einer kuriosen Situation in die nächste und man weiß oft nicht so recht, ob man nun lachen oder eher Mitleid empfinden soll. Oft siegt jedoch das Lachen, das einem so manches Mal die Tränen in die Augen treibt.
Nichtsdestotrotz bietet das Geschehen auch einiges an Spannung, die man auf knapp 150 Seiten so nicht erwartet hätte. Denn was zunächst als absolut oberflächlich erscheint, geht sehr viel tiefer. Man muss sich allerdings wirklich auf die Geschichte einlassen und versuchen auch die Ernsthaftigkeit hinter dem ganzen Humor zu entdecken.
Auch wenn das ein oder andere Ereignis mehr als absurd daherkommt, kann man sich dem Sog, den die Geschichte entwickelt, nicht entziehen.