Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Michael Thode
Übersetzer: -/-
Verlag: Lübbe
Reihe: Band 1
Ausführung: Taschenbuch, 381 Seiten
Michael Thode, 1974 in Heide/Holstein geboren, studierte Jura und Fachjournalismus in Bayreuth, Göttingen, Kiel und Berlin.
Er veröffentliche zahlreiche Kurzkrimis, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. „Das stumme Kind“ ist sein erster Roman.
Michael Thode lebt mit Frau, Hund und zwei Pferden in der Lüneburger Heide.
DAS STUMME KIND
Als kurze Zeit hintereinander die Leichen eines Kinderarztes und eines Anwalts gefunden werden, steht die Polizei vor einem Rätsel. Die Verbindung zwischen den Männern wird schnell klar, allerdings fehlt jegliches Motiv. Alles scheint mit der Tochter des Arztes, einem autistischen Mädchen, zusammenzuhängen. Dennoch tappen die Ermittler lange Zeit im Dunkeln. Sie müssen sich jedoch beeilen, denn der Täter könnte jederzeit wieder zuschlagen und hat möglicherweise bereits sein nächstes Opfer auserkoren…
Der Leser wird regelrecht ins Geschehen hineingeworfen. Man fühlt sich kurzzeitig wie nach einem Sprung ins eiskalte Wasser, mit anschließender Schnappatmung. Hat der Puls sich dann wieder einigermaßen beruhigt, beginnt man sogleich die vorliegende Situation zu vergegenwärtigen und versucht sie zu verstehen. Von Anfang an wird somit Spannung aufgebaut, die sich kontinuierlich steigert. Zwischenzeitlich gibt es kleinere Einbrüche, wenn die Handlung als solche kurzzeitig stagniert, doch diese Passagen fallen im Verhältnis kaum ins Gewicht.
Ein eher schwieriges Verhältnis besteht allerdings zwischen Leser und Ermittlern. Da man selber nicht in ihrer Haut steckt, will man ihre Arbeit eigentlich gar nicht kritisieren, doch hin und wieder stellt sich doch die Frage, ob man es wirklich mit kompetenten Personen zu tun hat. Es scheint, als kämen die Ergebnisse mehr durch Zufälle zustande als durch tatsächliche Ermittlertätigkeit, auch wenn es letztendlich auf die Lösung des Falls ankommt und dann keiner mehr nach dem Weg fragt.
Welche Richtung das Buch thematisch einschlägt, damit rechnet man fast bis zum Schluss nicht, so unfassbar, unvorstellbar ist das Ganze. Man malt sich natürlich selber das ein oder andere Schreckensszenario aus, doch auf diesen Hintergrund, wie er hier geschildert wird, werden wohl die wenigsten von selber kommen. Dadurch ergibt sich auch noch zum Schluss ein hohes Spannungspotential, das gut ausgenutzt wurde.
Trotz der Defizite im Bereich der Protagonisten, handelt es sich bei „Das stumme Kind“ um einen Thriller, der den Leser nachts kaum noch ruhig schlafen lässt. Auf Nachfolgebände darf man gespannt sein, vielleicht lernen die Ermittler ja auch noch was dazu.