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[INTERVIEW] Boris Koch auf Blogtour – Spannende Abenteuer, dicke Freunde, rasende Kaninchen

 

Die einzelnen Stationen der Blogtour:
 
Montag, 27. Oktober 2014
Rezension von Boris Kochs „Das Kaninchenrennen“
www.leseleidenschaft.de
 
Dienstag, 28. Oktober 2014
Interview mit Boris Koch
www.katzemitbuch.de
 
Mittwoch, 29. Oktober 2014
Beschreibung der Freundschaft zwischen Tim & den beiden Außenseitern Pascal & Lissy
http://books.christina-kempen.de/
 
Donnerstag, 30. Oktober 2014
Beschreibung der besonderen Verbindung zwischen Tim & seinem dreibeinigen Kaninchen
http://babsleben.blogspot.de/
 
Freitag, 31. Oktober 2014
Wissenswertes über Kaninchen und deren Haltung mit Fotos vom eigenen Kaninchen,
sowie Boris Kochs Kaninchen Bobby
http://buecherloewe.de
 
Samstag, 1. November 2014
Buchvorstellung von Boris Kochs „Vier Beutel Asche“:
„Vier Beutel Asche: Die Zeit heilt alle Wunden – oder doch nicht?“
http://tealiciousbooks.blogspot.de/
 
Sonntag, 2. November 2014
Präsentation eines Schnittmusters für ein Kaninchen zum Nachnähen
http://kleineviecher.wordpress.com/
 
Heute darf ich in meinem Beitrag zur Blogtour ein Interview mit Boris Koch präsentieren:

 

Warum hast du eine Geschichte über Kaninchen geschrieben? Auf der letzten Buchmesse gab es auffällig viele Titel mit Kaninchen bzw. Hasen und drei Bücher mit Hasen als Protagonisten waren für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 nominiert („Krümel und Pfefferminz“, „Besuch beim Hasen“ und „Herr und Frau Hase“). Zufall oder sind Kaninchen ganz besonders als Buchhelden geeignet?
 
Mein Faible für Kaninchen ist ganz einfach zu erklären: Ich hatte als Kind eines. Durch die Nähe, die ich damals zu ihm aufgebaut habe, sind sie mir vertrauter als die meisten anderen Tiere, und dieses Vertrautsein gibt mir mehr Details, mehr Stoff. Zudem sind sie großartige Renner, und da ich gleichzeitig auch ein Buch über sportlichen Wettkampf schreiben wollte, hat das prima zusammengepasst.
Ob Kaninchen ganz allgemein besonders geeignet sind, weiß ich nicht. Sind nicht oftmals die scheinbar Ungeeigneten ganz famose Buchhelden? Ich kann mir auch Schnabeltiere, ein Chamäleon oder Faultiere als großartigen Helden vorstellen. Eulen sind es bei Harry Potter, und es gibt – zugegeben, im Film – den kleinen Maulwurf, um nur zwei weitere Tiere zu nennen, ganz zu schweigen von Hunden, Pferden, Mäusen und Katzen. Es kommt dabei immer nur auf die Geschichte an: Der weiße Hai wäre mit einem Kaninchen nicht dasselbe gewesen …

 
 
Würdest du gerne weitere (unterschätzte) Tiere zu Helden in deinen Büchern werden lassen?
 
Momentan habe ich nichts geplant, obwohl mich unter anderem Bären sehr reizen würden. Allerdings habe ich mit dem Kaninchenrennen erst einmal das Thema für mich ausgereizt. Und die Geschichten müssen zu mir kommen, eine einsame Idee oder ein noch so faszinierendes Tier allein reicht nicht. Vielleicht passiert es, wenn ich einen Bär sehe, der etwas Ungewöhnliches tut, oder ich sehe eine Dokumentation, die mich inspiriert, oder ein Foto. Vielleicht auch bei einem Frosch, einer Fliege oder einem Tiger.
Grundsätzlich geht es mir aber um die Menschen in meinen Geschichten. So vergnüglich es war, mir das Rennen und seine fast vierhundertjährige Geschichte auszudenken sowie die Sage zur Errettung Niederrhodes durch das unbekannte Kaninchen, so ging es mir immer darum, welche Auswirkung ein solches Rennen auch auf das Zusammenleben in Niederrhode hat, was es für Tim bedeutet, dass sein Vater gegen alle Normen und Erwartungen nicht angetreten ist.
 
 
Nimmt die Geschichte Bezug auf die Fabel von „Hase und Igel“? Wolltest du eine Umkehrung erzeugen von stark und schwach, da in der Fabel ja der Hase der Starke ist, aber nicht der Sympathieträger?
 
Tatsächlich kam mir der Gedanke an Hase und Igel erst sehr spät. Ausgangspunkte gab es für mich eher zwei andere: ein reales dreibeiniges Kaninchen und ein paar Gänse.
Mein Kaninchen Bobby stammte aus der Zucht der Familie einer meiner besten Freunde. Und bei einem anderen Wurf war dort ein Kaninchen mit verkümmertem Vorderbein dabei. Trotzdem setzte es sich gegen seine Geschwister durch, und ich habe nie vergessen, wie es bei der Fütterung einmal als Erstes am Napf auftauchte, schneller, cleverer oder geschickter als die vierbeinigen Kaninchen. Das hat mich damals als Kind stark beeindruckt.
Auf andere Art haben mich die Gänse des Kapitols beeindruckt, zumindest vermute ich, dass es diese Gänse waren. Der Sage nach haben sie mit ihrem Geschnatter das schlafende Rom geweckt und so vor heranstürmenden Feinden gerettet, während die Hunde den nächtlichen Angriff verschliefen. Vergleichbare Geschichten aus unterschiedlichen Zeiten gibt es wohl auch in anderen Gemeinden, und ich weiß nicht mehr, welche mein Vater mir als Kind erzählt hat, nur noch dass er es auf einer längeren Autofahrt getan hat. Ich bilde mir ein, wir hätten da auch das Denkmal einer Gans gesehen oder darüber gesprochen. Ein unwahrscheinliches Tier als Retter, auch das habe ich nie vergessen.
 
 
Im beschaulichen Niederrhode gibt es einige fantastische Schauplätze wie die Singende Villa oder die Keltenschanze, die man als Leser nur zu gern besuchen würde. Gibt es hierfür reale Vorbilder oder wie kam es sonst zu diesen skurrilen Einfällen?
 
Keltenschanzen sind in Süddeutschland nicht ganz so selten, eine liegt nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Dort war ich mehrmals und bin den Wall rauf und runter gestürmt. Ein paar Kilometer weiter gab es noch eine weitere.
Für die Singende Villa gibt es keine direkten Vorbilder, die habe ich mir aus unterschiedlichen Elementen zusammengebastelt. Sie, die Dunkelgasse oder die Schauerwerke sollten alle zu einer speziellen Stimmung beitragen, die in Niederrhode vorherrscht, die auch zur Sage des unbekannten Kaninchens passt: nicht phantastisch im Sinne von sichtbarer Magie, aber eben aufgeladen mit Aberglauben, Sagen oder einem Blick, der von Staunen geprägt ist. Eine Villa, die es theoretisch vielleicht geben könnte, wenn sie nur jemand gebaut hätte. Keine magischen Wesen, aber doch Kaninchen oder Hunde, deren Vorfahren ungewöhnliche Taten zugesprochen werden, und die sich auch in ihren Nachfahren spiegeln. Orte, die man nicht nur als Leser, sondern auch als Autor gern besucht hätte …
 
 
Unternimmst du für deine Bücher Recherche-Reisen?
 
Zu selten, ich würde gern viel öfter reisen, und das Ganze dann auch noch als Arbeit deklarieren … Aber Niederrhode ist ein erfundener Ort, das Großtirdische Reich aus den Drachenflüsterer-Romanen sowieso. Gebissen spielt in Berlin, wo ich wohne, da kann man das Besichtigen von Schauplätzen nicht unbedingt als Reise bezeichnen …
Bei Vier Beutel Asche sind die vier Jugendlichen in Deutschland und Frankreich unterwegs, und ich war beispielsweise zwei Jahre zuvor an der Rampe in Paris, wo sie beklaut werden, oder ein wenig später auch in der Gegend, wo sie Deutschland verlassen, vor etwa zwölf Jahre in einer anderen Gegend, die sie durchfahren, und so weiter. Für die Apfelplantage diente jedoch eine aus Südfrankreich als Vorbild, während der motzende Bauer von einem alten Schotten inspiriert ist, den ein Freund von mir in der Kneipe getroffen hat.
Denn meist läuft es bei mir anders herum: Orte, an denen ich lebe oder die ich besuche und schon im Kopf habe, inspirieren mich zu Geschichten. Das Reisen findet also meist vor der Geschichte statt. Wenn es erforderlich ist, fahre ich aber gern noch einmal hin, oder auch zum ersten Mal.
 
 
Stammen die Ideen für das Daumenkino oder das Spiel zum Downloaden von dir?
 
Das darf ich mir beides leider nicht anheften. Die Idee für das Daumenkino stammt von Heyne, hat mich aber sofort begeistert, mehr noch als meine eigenen Ideen, die ich für die Gestaltung hatte.
Was das Spiel anbelangt, hatte ich den größenwahnsinnigen Gedanken an ein Internetspiel, der natürlich überhaupt nicht realisierbar war. Aber dann kamen Kathleen Weise (www.kathleenweise.de) und Klaus Scherwinski (www.klausscherwinski.de) auf die sehr viel charmantere Brettspiel-Idee und haben sie phantastisch umgesetzt. Ich musste nur ab und zu per Mail nicken …
 
Schreibst du lieber fantastische oder realistische Romane oder liebst du den Wechsel zwischen verschiedenen Themen und Genres für deine Bücher?
 
Ich liebe den Wechsel, ja, so wie ich ihn auch beim Lesen schätze. Aber der Wechsel ist kein bewusstes Konzept, es passiert einfach. Mir kommen die unterschiedlichsten Ideen, Bilder, Figuren und Situationen in den Kopf, und aus diesen entstehen die unterschiedlichsten Geschichten. Und die konkrete, einzelne Geschichte ist wichtig, nicht das Genre, dem sie zugeordnet wird.
Natürlich gibt es bei mir wiederkehrende Themen, Kämpfe und Motive, die mich über die Jahre beschäftigen und die in unterschiedlichen Gewändern immer wiederkehren. Aber eben mal leichter, mal schwerer, mal phantastisch, mal realistisch, mal mit mehr, mal mit weniger Humor.
Auch wenn ich Vier Beutel Asche insgesamt für einen positiven Roman halte, war die intensive Beschäftigung mit dem Stoff doch aufwühlend, es steckt viel Trauer, Kampf und Wut darin. Danach brauchte ich einfach ein Buch wie Das Kaninchenrennen, das trotz Kampf sehr viel spielerischer daherkommt. Andererseits habe ich nach dem albernen Die Anderen ein ernstes Thema gebraucht, was zu 300 kByte Angst geführt hat.
Ich möchte auch nicht in eine Schreibroutine fallen, durch solche Wechsel muss ich mich immer neu einstellen, den Tonfall neu justieren. Das kostet Zeit, tut der Geschichte aber gut.
 
 
Gibt es einen Titel von dir, der dir persönlich am meisten bedeutet, wenn ja, warum?
 
Auf einen mag ich mich nicht festlegen, in allen meinen Büchern steckt etwas Persönliches, das über die reine Geschichte hinausgeht. Wenn ich aber von meinen Romanen drei wählen müsste, würde ich folgende nehmen:
Das Kaninchenrennen, weil es neu ist und deshalb mir noch ganz frisch im Gedächtnis. Und weil es mich an die schönen Tage meiner Kindheit erinnert, auch wenn nicht alles schön ist, was im Roman passiert.
Vier Beutel Asche, weil es um den Kampf gegen die weniger schönen Tage geht, und weil wahrscheinlich am meisten von mir in dem Roman steckt, oder besser gesagt: von einem früheren Ich. Nicht zwingend in der Hauptfigur, und ich habe auch nie die Asche eines Toten ausgegraben, eher allgemein und hier und da …
Und zum Schluss Der Drachenflüsterer, weil ich mit Ben und seinen Freunden am meisten Zeit verbracht habe. Weil ich, obwohl keine Fortsetzung geplant war, zweimal zu ihnen zurückgekehrt bin.
 
 
Verwundert es dich, dass „Das Kaninchenrennen“ auch bei erwachsenen Lesern Interesse weckt, oder bist du der Meinung, dass gute Bücher unabhängig von der Altersklasse ihre Leser finden?
 
Ich glaube, dass es All-Age-Literatur lange vor dem Begriff gab, man denke nur an Klassiker wie Die Schatzinsel, Huckleberry Finn oder Der Krieg der Knöpfe. Bei den neuen Kinderbüchern fallen mir die famosen Rico & Oskar-Romane von Andreas Steinhöfel ein, die begeistert von Erwachsenen gelesen werden.
Wichtig ist, dass diese Bücher für Kinder nicht „runtergeschraubte“ Erwachsenen-Bücher sind und auch keine erzählerischen Erziehungsmaßnahmen. Sie holen aus ihrer Perspektive, Erzählhaltung und ihrer Geschichte alles heraus. Es geht darum, emotional und phantasievoll zu schreiben, Zusammenhänge in klarer Sprache und pointiert darzustellen. Und im Idealfall gelingt es sogar, dass eine Szene auf zwei Ebenen funktioniert, für Kinder und für Erwachsene.
Beim Schreiben hatte ich als Erwachsener zumindest sehr viel Spaß mit dem Rennen, von demher hat man ihn möglicherweise auch beim Lesen, wenn man bereit ist, sich auf die kindliche Perspektive einzulassen … 

 

Ich hoffe, das Interview mit Boris hat euch neugierig auf „Das Kaninchenrennen“ und seine anderen Werke gemacht.
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1 thought on “[INTERVIEW] Boris Koch auf Blogtour – Spannende Abenteuer, dicke Freunde, rasende Kaninchen

  1. Hallo und guten Tag,

    neuer Tag diese Blogtour und es gibt viele weitere interessante Info dazu.

    Cool was sich der Autor da alles zusätzlich ausgedacht hat..PC-Spiel ..Daumenkino…

    LG..Karin..

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