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[REZENSION] Der Ozean am Ende der Straße

Redakteur: Anette Leister

Titel: Der Ozean am Ende der Straße (OT: The Ocean at the End of the Lane)
Autor: Neil Gaiman
Übersetzer: Hannes Riffel
Verlag: Eichborn
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 240 Seiten

Autor:
Neil Gaiman hat über 20 Bücher geschrieben und ist mit jedem namhaften Preis ausgezeichnet worden, der in der englischen und amerikanischen Literatur- und Comicszene existiert. Geboren und aufgewachsen ist er in England. Inzwischen lebt er in Cambridge, Massachusetts, und träumt von einer unendlichen Bibliothek.

DER OZEAN AM ENDE DER STRASSE

… außerdem gab es noch ein anderes Geburtstagsgeschenk, das gelesen werden wollte, einen Schuber mit den Narnia-Büchern, den ich mit nach oben nahm. Ich legte mich aufs Bett und tauchte in die Geschichten ein.
Mir gefiel das: Bücher waren sowieso weniger gefährlich als andere Menschen. (S.19)
In “Der Ozean am Ende der Straße” verarbeitet Neil Gaiman die Kindheitserinnerungen des Protagonisten auf eine ganz besondere Art und Weise.
Er erzählt die Geschichte eines Jungen, der seine Kindheit recht einsam in einer Außenseiterposition verbracht hat, aus der Sicht seines späteren erwachsenen Ichs aus der Ich-Perspektive: Auf einem Besuch in dem kleinen Ort, in dem er aufgewachsene ist, führt es ihn zum Haus seiner Nachbarn, in dem früher seine Freundin Lettie gelebt hat, die den kleinen Teich hinterm Haus immer als Ozean bezeichnet hat. Tatsächlich kommen ihm bei seinem Besuch am Teich Erinnerungen an geheimnisvolle und sogar erschreckende Dinge hoch, an das er die letzten Jahre kaum noch gedacht hat.
Die Geschichte ist eine sehr wundersame und poetische Erzählung über Kindheit, Erwachsenwerden und Ängste, vollgespickt mit Metaphern, berührenden Ereignissen und untermalt mit einigen schwarzweiß Illustrationen, passend zu den geschilderten Szenen, die teilweise recht düster und schaurig sind.
“Das ist das Problem mit lebenden Dingen. Sie sind nicht von Dauer. Heute ein Kätzchen, morgen eine alte Katze. Und dann nur noch eine Erinnerung. Und die Erinnerungen verblassen, gehen ineinander über, und verlieren sich…” (S.65)
Bücher von Neil Gaiman müssen sich bei mir immer mit den beiden Highlights aus seiner Feder messen: im Erwachsenenbuchbereich ist dies “Niemalsland” im Kinder- und Jugendbuchbereich “Das Graveyardbuch”. “Der Ozean am Ende der Straße” hat mich zwar verzaubert zurück gelassen, konnte mich aber nicht vollends begeistern wie die beiden genannten Bücher. Gerade gegen Ende hat er einerseits zu viel gewollt und andererseits zu wenig geleistet: viel an Ereignissen, aber zu wenig Raum, damit sich alle Facetten vollständig entfalten konnten.
Der Roman liest sich sehr gut, er besitzt Tiefe und Schwermut und doch eine gewisse Leichtigkeit, die die Seiten nur so an einem vorbeifliegen lassen, so dass ihm ein ausgereifteres Ende mit 50-100 Seiten mehr auf jeden Fall gut getan hätten.
Er ist nicht mein Favorit unter Neil Gaimans Romanen, aber definitiv ein lesenswertes, fantasievolles und sehr poetisches Werk über die Macht der Bücher, die Vergänglichkeit von Dingen, und dem unweigerlichen Zwang erwachsen werden zu müssen.
Ich dachte über Erwachsene nach. Ob das wohl stimmte: Waren sie wirklich alle Kinder in erwachsenen Körpern, wie Kinderbücher, die sich in dicken, langweiligen Büchern versteckten? In Büchern ohne Bilder und Gespräche? (S.150)
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