Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Guido Kniesel
Übersetzer: -/-
Verlag: Bookspot
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 336 Seiten
Guido Kniesel, Jahrgang 1964, war bereits während seines Informatikstudiums in Berlin und New York fasziniert von der Erforschung eines der letzten großen Geheimnisse: Die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Über viele Jahre beschäftigte er sich mit Künstlicher Intelligenz und der Computersimulation von biologischen Gehirnen. In seinem Roman »Kein Wille geschehe« spielt die Frage der Willensfreiheit des Menschen eine zentrale Rolle.
KEIN WILLE GESCHEHE
Als kurz hintereinander zwei Männer auf dieselbe brutale Weise ermordet werden, gehen die Ermittler sehr schnell von einem Serientäter aus, dessen Motiv jedoch im Dunkeln bleibt. Da es sich bei den Opfern um einen ehemaligen Richter und einen Staatsanwalt handelt, liegt der Schluss nahe, dass ihre Ermordung mit einem früheren Fall zu tun hat. Der forensische Psychiater Hendrik Jansen wird, neben diversen anderen Personen, von der Polizei befragt, da er bereits in einigen der damaligen Fälle psychologische Gutachten erstellt hat. Bald wird Jansen klar, dass sich hier ein Rachefeldzug zeigt, der noch nicht zu Ende ist, im Gegenteil, er hat gerade erst begonnen – und Jansens Familie ist in großer Gefahr…
Bereits im Prolog, hier „Ursache“ genannt, geht es rasant zu, so dass man als Leser kaum Zeit hat anzukommen, denn man ist direkt mittendrin. Allerdings stellt sich im weiteren Verlauf sehr schnell die Frage, was dieser Einstieg nun mit dem Geschehen, was man im Nachhinein zu lesen bekommt, gemein hat. Es empfiehlt sich definitiv, den Prolog nie ganz aus den Augen zu verlieren, auch wenn zunächst ein Zusammenhang unmöglich erscheint.
Nicht nur durch den Einstieg, sondern auch auf Grund des generellen Erzähltempos wird schnell Spannung aufgebaut, die sich immer weiter steigert. Hin und wieder hat man zwar das Gefühl, sie stagniere eine Weile, vor allem wenn inhaltlich gerade eher weniger geschieht, aber erfreulicherweise kommt es nicht zu einem Abfall. Perspektiv- und Ortswechsel tragen ebenfalls dazu bei, den Leser zu fesseln, da man unbedingt wissen muss wie der gerade erzählte Handlungsstrang weitergeht, der aber genau im spannendsten Moment von einem anderen abgelöst wurde.
Ein bißchen zu kurz kommen manchmal die Charaktere als solche beziehungsweise ihre Beziehung zu- und untereinander. Der Leser spaltet die Figuren zwar sehr schnell in zwei Lager und erkennt Sympathie-, aber auch Antipathieträger, hätte sich aber manches Mal mehr Tiefgang gewünscht, um die Person tatsächlich fassen zu können, sich möglicherweise sogar mit ihr identifizieren zu können.
Im Großen und Ganzen ist „Kein Wille geschehe“ ein spannender Psychothriller, der den Leser das ein oder andere Mal sicher an seine Grenzen bringt, aber auch genügend Freiraum für die eigene Fantasie lässt.