Endlose helle Tage, Sonnenlicht, das flirrend durch Baumkronen fällt, kaltes Seewasser und frische Zimtbrötchen – so war ihr Sommer, jedes Jahr. Jetzt sind das alles nur noch Erinnerungen an eine Zeit, als sie Elin und noch nicht Lykke war. Doch was heißt das überhaupt – Lykke sein? Und wie passt dieser fremde Junge in ihr neues Leben, Rasmus, der ihr Angst macht, den sie aber auch ein kleines bisschen mag? Während sie sich vorsichtig an ihre neuen Gewissheiten herantastet, erkennt sie eines: Das Glück ist vielleicht ein scheuer Gast, aber es liegt an uns, ob wir ihm die Tür öffnen.
Liebe Frau Marmon,
danke, dass Sie sich zu einem Interview bereit erklärt haben.
Ich habe eben Ihr neuestes Buch, Marienkäfertage, das im Januar im Magellan-Verlag erscheint, beendet und bin noch völlig verzaubert von der Geschichte, zu der es passend zum Erscheinen eine Leserunde bei uns geben wird.
Wie kam Ihnen die Idee zu der Geschichte? Und war es schwierig, diese Geschichte, die gleichzeitig unglaublich ruhig und lebendig ist, zu schreiben?
Die Idee kam mir während einer Unterhaltung. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, worum es dabei ging. Aber plötzlich hatte ich den Gedanken, etwas darüber zu schreiben, wie es sich anfühlt, wenn man sich plötzlich seiner Herkunft nicht mehr sicher sein kann. Das Thema habe ich dann eine ganze Weile verfolgt, Filme dazu gesehen, Berichte über Adoptionen gelesen. Und irgendwann kristallisierten sich dann die Eckpunkte heraus, aus denen Elins Geschichte wurde. Das Schwierigste war, Elins Perspektive nie zu verlieren. Die Lebendigkeit vor dem ruhigen Hintergrund hat sich dann aus der Figur und ihrer Geschichte ergeben. Es freut mich aber umso mehr, dass Sie sie herausgelesen haben.
Warum spielt diese Geschichte in Dänemark? Wie wichtig sind Ihnen Schauplätze? Hätte die Geschichte Ihrer Meinung nach auch in Deutschland spielen können?
Die Schauplätze meiner Geschichten sind insofern wichtig, als sie für die Stimmung immer eine große Rolle spielen. Dänemark habe ich aus verschiedenen Gründen gewählt. Zum einen wollte ich eine Umgebung, die Weite, Sommer und ein bestimmtes Gefühl von Heimat verbindet. Da bietet sich Dänemark an. Beinahe jeder hat ein Bild zu diesem Land, viele verbinden es mit Urlaub und auch landschaftlich bietet es in bestimmten Gegenden alles, was ich für Elins Geschichte haben wollte. Zudem ist es ein Nachbarland, das von Deutschland aus schnell zu erreichen ist, was für den Handlungshintergrund wichtig war. Ich wollte die Geschichte aus Deutschland herausnehmen, um die Abgeschiedenheit und den Bruch für Elin größer zu machen.
Marienkäfertage ist Ihr erstes Jugendbuch. Davor erschienen bereits mehrere Werke aus dem Bereich der Kinderbücher. Was wird in Zukunft folgen? Bücher aus beiden Genres oder auch noch aus ganz anderen Bereichen?
Auf jeden Fall wird zunächst mal ein Kinderbuch folgen. Das ist bereits in Arbeit. Grundsätzlich lege ich mich aber nicht auf eine Zielgruppe fest. Es kommt immer darauf an, welche Geschichte ich erzählen möchte. Mal bietet es sich an, sie für Kinder zu erzählen, mal ist sie eher für Jugendliche geeignet. Es bleibt also spannend, welche der vielen Ideen, die ich schon im Kopf habe, sich nach dem Kinderbuch durchsetzt.
Neben Büchern haben Sie auch einige Skripte für Hörspieladaptionen verfasst. Was verbindet Sie mit Hörspielen? Sind Sei ein klassisches Kassettenkind?
Nein, ich bin kein Kassettenkind im eigentlichen Sinne. Natürlich habe ich auch Kassetten gehört, als ich klein war. Einige davon kann ich sogar heute noch mitsprechen. Zum Hörspiel bin ich aber über das Theater gekommen. Ich bin Schauspieldramaturgin und habe einige Zeit am Sprechtheater gearbeitet. Danach wollte ich etwas anderes ausprobieren, das aber dennoch irgendwie mit meinem Beruf zu tun hat. So bin ich zum Hörspiel gekommen. Es ist eine eigene dramatische Gattung, die zu produzieren großen Spaß macht.
Haben Sie feste Zeiten, zu denen Sie schreiben und schreiben Sie immer an einem bestimmten Ort oder können Sie überall schreiben?
Ich wünschte, ich könnte überall schreiben. Aber sobald ich mit meinem Laptop in einem Café sitze, bin ich aufgeschmissen. Das ist dann, als hätte ich die Ohren absichtlich auf Empfang geschaltet, sodass ich all die Gespräche um mich herum nicht ausblenden kann. Am liebsten schreibe ich in einem ganz stillen Raum, gerne auch mit schöner Aussicht. Feste Zeiten habe ich allerdings nicht. Wenn mir etwas einfällt, muss ich es aufschreiben. Das ist dann manchmal auch für die Menschen um mich herum etwas anstrengend. Zum Glück habe ich sehr geduldige Freunde.
Wie gefallen Ihnen Titel und Cover von Marienkäfertage und hatten Sie ein Mitspracherecht?
Beides gefällt mir sehr gut. Und natürlich darf ich immer meine Meinung sagen. Es ist aber oft so, dass man als Autor/Autorin so nah am Text ist, dass es schwer ist, einen objektiven Blick auf ein Cover oder einen Titel zu entwickeln. Da es aber bei beidem natürlich auch darum geht, das Buch möglichst gut zu präsentieren und es aus der Vielzahl anderer Titel im Buchhandel hervorzuheben, ist es wichtig, dass man von außen draufschaut. Und das Magellan-Team hat ein sehr gutes Gefühl für die Titel, die der Verlag veröffentlicht.
Mich haben die Marienkäfertage total begeistert und verzaubert und ich freue mich darauf, im Januar mit Ihnen und weiteren Lesern über das Buch diskutieren zu dürfen. Mögen Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben, warum sie sich das Buch und die Leserunde mit Ihnen nicht entgehen lassen sollten?
Nein, das liefe ja auf Eigenlob hinaus. Ich kann nur für mich sprechen: Es ist das erste Mal, dass eines meiner Bücher auf diese Weise besprochen wird. Ich weiß natürlich, was ich selbst an dem Thema spannend finde und freue mich darauf, zu sehen, ob es sich mit den Eindrücken der Leser deckt. So unmittelbare Rückmeldung und direkter Austausch sind immer etwas Besonderes.
Vielen Dank für dieses interessante Interview!
Danke für die interessanten Einblicke. Das neue Buch klingt genauso interessant wie es das alte war :-)
irveliest.wordpress.com
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Wir freuen uns immer sehr, wenn unsere Leser die Interviews genauso gerne verfolgen wie wir selbst ;)
LG Anette