Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Sabine Ludwig
Illustrator: Melanie Garanin
Übersetzer: -/-
Verlag: Dressler
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahren
Ausführung: Hardcover, 160 Seiten
Sabine Ludwig, 1954 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach dem Studium und Staatsexamen war sie kurze Zeit an einem Berliner Gymnasium als Lehrerin tätig. Danach arbeitete sie als Regieassistentin, Pressereferentin und Rundfunkredakteurin. Seit 1983 arbeitet sie als freie Autorin, zunächst von Essays, Hörspielen und Features für Erwachsene. 1987 verfasste sie ihre ersten Radiogeschichten für Kinder, unter anderem.für die beliebte Hörfunkreihe „Ohrenbär“, und anschließend viele Kinderbücher. Außerdem übersetzte sie Romane von Eva Ibbotson und Kate DiCamillo aus dem Englischen. Sabine Ludwig zählt heute zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen und wurde von der AG Leseförderung des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein zur „Lesekünstlerin des Jahres“ gewählt. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb über sie: „Humor hat in ihren Geschichten absoluten Vorrang, was Sabine Ludwig nicht daran hindert, wie nebenbei kindliche Verletzungen offenzulegen. Changierend zwischen Menschenfreundlichkeit und Spott entsteht so beste Unterhaltung gegen jede Art von Frust.“ Wie wahr!
Mehr über Sabine Ludwig und ihre Bücher unter www.sabine-ludwig-berlin.de
Illustrator:
Melanie Garanin, 1972 in Berlin geboren, studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg und erwarb ein Diplom im Fachbereich Animation. Seit 1998 ist sie als freiberufliche Illustratorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Berlin.
DER MÄDCHENTAUSCH
Baron Leopold lebt für seine Rosen, die Erziehung seiner fünf Töchter, die er nicht einmal auseinander halten kann, bleibt ohne eine erwachsene Frau im Haus auf der Strecke. Eine Testamentseröffnung führt dazu, dass eine seiner Töchter nach Schloss Dünkelstein, zur Verwandtschaft geschickt wird. Doch bis diese dort ankommt ist es noch ein gutes Stück und im Zug lernt sie just ein Mädchen kennen, das von ihren Eltern ins Internat geschickt werden soll…
„Ruhe jetzt, ich verlese den Brief!“
Der Baron räuspert sich und beginnt: „Sehr geehrter Baron, in unserer Verwahrung befindet sich die Nachlassverfügung des Fürsten Horatio von Schnurrn und Schnacksis, die durch das Vorversterben des Erblassers am 15ten dieses Monats in Kraft tritt…“
„Ich verstehe kein Wort!“, jammert Gerania.
„Wer ist erblasst?“, fragt Hortensia. (S 17f)
Zunächst verschiedene Handlungsstränge, die zwangsläufig in Kürze zusammenlaufen werden, die aber schon zu Anfang alle eins gemeinsam haben: Die Eltern jeglicher agierender Erwachsener scheinen mehr mit sich selbst oder ihren Hobbies beschäftigt zu sein, als dass sie sich für ihren Nachwuchs interessieren. Kein Wunder also, dass dieser im Großen und Ganzen tut was er will, vermutlich hauptsächlich, um endlich die Aufmerksamkeit der Eltern endlich auf sich zu ziehen. Die Frage die sich hier unweigerlich stellt ist, ob diese durchweg negative Darstellung der erwachsenen Personen in einem Kinderbuch wirklich sinnvoll ist, auch wenn sich die Haltung im weiteren Verlauf des Geschehens vermutlich noch ändern wird. Auch ist es fraglich, ob die vorherrschenden Themen tatsächlich geeignet sind für das empfohlene Lesealter. Womöglich wären weitgreifende Erklärungen notwendig, um den jungen Lesern den Inhalt in seiner Gänze nahe zu bringen.
Der Anfang wirkt auch auf erwachsene Leser etwas hölzern und gestellt, es will nicht die richtige Atmosphäre und kein richtiges Feeling für die Geschichte aufkommen. Dies ändert sich dann aber zum Glück im weiteren Verlauf, als auch die Spannung steigt und das Tempo ein wenig angezogen wird. Einige Wortspielereien und Anspielungen verfehlen ihre Wirkung nicht, aber auch hier wieder: nur bei älteren Lesern, die damit wirklich etwas anfangen können. Kinder werden die Wortwitze nicht ohne Erläuterung verstehen.
Der Schluss ist gut gemacht und altersgerecht positiv gehalten, wenn auch nicht alles unbedingt nachvollziehbar erscheint. Überraschend ist er zudem, was aber auch mit der erwähnten Nachvollziehbarkeit zusammen hängt, da man sich einige Vorkommnisse nicht erklären kann und entsprechend auch nicht mit ihnen gerechnet hätte. Im Großen und Ganzen lässt sich „Der Mädchentausch“ gut lesen, der Klappentext verspricht aber etwas anderes als man schließlich bekommt und auch die Altersempfehlung sollte überdacht werden.