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[REZENSION] Sei ganz still

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Sei ganz still
Autor: Sebastian Thiel
Übersetzer: -/-
Verlag: Gmeiner
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 277 Seiten

Autor:
Sebastian Thiel, geboren 1983 in Viersen, lebt und arbeitet als freier Autor in Tönisvorst am Niederrhein. Nach einer Ausbildung zum Fachinformatiker arbeitete er als IT-Manager in einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete.
Mehr zum Autor: www.sebastianthiel.net

SEI GANZ STILL

Unter menschenunwürdigen Bedingungen muss Polizist Friedrich Wolf im Strafgefangenenlager schuften, weil er sich nicht anpassen will. Als ein SS-Arzt ihn plötzlich herausholt und ihn beauftragt seine Verlobte in Düsseldorf, Wolfs Heimatstadt, ausfindig zu machen, hält er zunächst alles für einen üblen Scherz. Doch sieht er sich mit einem Mal in seinem alten Revier wieder, in dem nicht alle ihn mit offenen Armen empfangen. Auch der Auftrag scheint nach genauerer Betrachtung alles andere als durchsichtig, doch Wolf ist gewillt sich den Widrigkeiten zu stellen – Hauptsache es geht nicht zurück ins Lager…

Wolf passierte den Kaiserteich und den Schwanenspiegel. Vor einiger Zeit hatte er ich von Lene sogar dazu überreden lassen, im Winter mit ihr über die gefrorene Eisfläche zu schlittern. Für Außenstehende mussten sie wie ein ganz normales Paar gewirkt haben. Gut, dass er es besser wusste. Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Das Letzte, was er nun wollte, war seine alten Kollegen wiederzusehen. (S. 136)

„Sei ganz still“ spielt im Sommer 1938, dessen geschichtliche Hintergründe wohl jedem Leser bekannt sein dürften. Doch begibt man sich dieses Mal nicht ins Hauptzentrum des Geschehens, sondern ins Düsseldorfer Rotlichtmilieu. Gemeinsam mit dem mehr als eigenwilligen Polizisten Friedrich Wolf versucht man eine junge Frau zu finden, die scheinbar nicht gefunden werden will.

Hauptprotagonist Wolf ist alles andere als 08/15, mehr Ecken und Kanten kann man vermutlich schon gar nicht mehr besitzen. Doch genau aus diesem Grund bleibt er im Gedächtnis und zieht auch Sympathien an, selbst wenn man das ein oder andere Verhaltensmuster nicht unbedingt gutheißen kann. Aber wer kann schon nachvollziehen wie das Leben damals war und zu welchen Mitteln man greifen musste, um überhaupt eine Chance zu haben.

Sein Auftrag und die daraus folgende Suche sind recht undurchsichtig und man ist sich sehr sicher, dass es mindestens ein Geheimnis gibt, das der SS-Arzt lieber für sich behalten hat. Doch kann man weder sofort erkennen worum es sich handelt noch hat man die Möglichkeit zahlreiche Spuren zu verfolgen. Gemeinsam mit Wolf versucht man also das Rätsel zu lüften und gerät dabei in einen Sog aus Macht, Hass und diversen anderen Eigenschaften, die scheinbar an der Tagesordnung waren.

Auffällig ist die extrem gute Recherche des Autors, es ist, als wäre man selber vor Ort, so lebendig kommt das Geschehen herüber. Er zeichnet somit ein Bild der Geschichte, das alles andere als theoretisch oder trocken daher kommt. Auch wenn man einiges vielleicht schon wusste, die historischen Einflüsse machen die Erzählung authentisch und halten sie am Laufen, es wird zu keiner Zeit langweilig, trotz der teilweise nüchternen Fakten.

Gerne möchte man nach der Lektüre mehr von dem eigensinnigen Polizisten Friedrich Wolf lesen, doch wie und ob es mit ihm weiter geht, bleibt offen. Ebenso wie das Ende des Geschehens, das nach einem fulminanten Showdown zwar zahlreiche Antworten geliefert hat, doch auch noch Platz für Spekulationen lässt.

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