Redakteur: Anette Leister
Obwohl viele Kinder und Jugendliche sie bereits am Vormittag erleben konnten, las sie auch am Nachmittag vor vollem Saal in erster Linie mit Lesepublikum im angesprochenen Alter.
Holly-Jane Rahlens präsentierte ihren aktuellen Roman mit dem für sie typischen Humor und las zwei Stellen ziemlich vom Anfang der Geschichte vor. Zwischendurch gab sie Erläuterungen zu ihrer Zukunftsvision, die bereits eine Rolle in „Everlasting“ spielte, welches aber auf ein eher erwachsenes Publikum abzielt und zum weiteren Verlauf der Geschichte, die in er Lesung jedoch nur kurz angerissen wurde, um den anwesenden Zuhörern nicht die Neugier auf den Rest der Handlung zu nehmen, sondern vielmehr das Interesse anzuschüren.
Bevor es dann mit einer Frage-Antwort-Runde losging, stellte Holly-Jane noch kurz ihren sonstigen lieferbaren Romane vor, die man nach der Lesung in der Villa Herrmann erwerben und signieren lassen konnte, wie „Stella Menzel und der goldene Faden“ oder „Mauerblümchen“ oder ihren bislang erfolgreichsten Roman „Prinz William, Maximilian Minsky und ich“, den sie voller Humor „ihre Rente“ nannte. Mit diesem hat sie den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen und er wurde unter dem Titel „Max Minski und ich“ verfilmt.
Auf die Frage, woher die Ideen für ihre Bücher kommen, antwortete Holly-Jane, dass sie bereits einen Zeitreiseroman geschrieben hat. Sie liebt die Figuren und die Zukunftswelt aus „Everlasting“. Colin – eine der Hauptfiguren aus „Blätterrauschen“ – war in „Everlasting“ eine Nebenfigur und 5 Jahre alt. Sie schrieb mit „Blätterrauschen“ nun ein Buch über ihn für ein jüngeres Publikum, in „Blätterrauschen“ ist Colin 14 Jahre alt.
Sie arbeitet fast immer tagsüber bis ca. 22 Uhr, danach guckt sie gerne Filme und DVDs. Nicht viel Fernsehen, aber sie liebt Seiren wie beispielsweise „Downtown Abbey“.
Sie bevorzugt beim Lesen keine bestimmten Genres. Manchmal liest sie Bücher nur bis Seite 30 oder 40, wenn sie bis dahin nicht direkt gefesselt wird, legt sie sie wieder zur Seite. Holly-Jane ist jemand, der in Bücher hinein schreibt. Wenn sie Stellen besonders toll findet, hebt sie diese gerne mit Markern hervor.
Ihr nächstes Projekt ist im Bereich Belletristik angesiedelt.
Aus dem Bereich Jugendbuch liest sie fast nur Gehyptes. Aus Interesse, warum gerade diese Werke so erfolgreich sind. Meistens liegt das nur an der Werbung. Wenn Autoren die richtigen Kontakte haben und gerade einen angesagten Schwerpunkt treffen.
Bis zum Alter von 16 Jahren hat Holly-Jane gar nicht so viel gelesen. In Erinnerung sind ihr aus ihrer Kindheit die Bücher „Little Women“ und eine Jugenddetektivreihe geblieben. Mit 16 Jahren hatte sie dann viel Zeit täglich in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit zu lesen und war das erste Mal so richtig geflasht von einem Buch bei „Vom Winde verweht“ und „Pride and prejudice“. Bücher, die sie in der Schule lesen musste, fand sie nie so prickelnd, sie freute sich immer auf die Ferien und ihren privaten Lesestoff.
Während dem Studium hat sie sich in einen Deutschen verliebt, so ist Holly-Jane damals von New York nach Berlin gekommen. Ihr Leben hat sie zu den autobiographisch angehauchten Büchern „Becky Bernstein goes Berlin“ und „Masel Tov in Las Vegas“ inspiriert.
Holly-Jane schreibt auf Englisch, veröffentlicht aber in Deutschland, weil sie hier lebt und ihre Agentur hat. Bisher sind drei ihrer Bücher auch auf Englisch erschienen.
Sie hat ursprünglich Schauspielerei studiert und ging in Berlin zum Hörfunk. Dort schrieb sie Beiträge als Journalistin. Unterschwellig war sie schon immer vom Schreiben fasziniert. Letztendlich dazu gekommen ist sie darüber, dass sie Erzählungen für den Hörfunk geschrieben hat und sich für ein Stipendium als Autorin beworben hat, dass sie dann auch bekam und dadurch ihren ersten Roman schreiben „musste“.
Sie sagt, man muss ALLES lesen, woher soll man sonst wissen, welche Art von Literatur man liebt. Nur, wer viel liest, weiß irgendwann, was ihm wirklich wichtig ist.
Wer schon früh den Wunsch verspürt Autor zu werden, sollte alle Aufsätze aufheben und von Zeit zu Zeit nachlesen, wie sich sein Schreiben über die Jahre entwickelt. Für einen Autor ist es wichtig, dass er sich nicht nur in seine Hauptfiguren und „die Guten“ hineinversetzen kann, sondern auch in seine Nebenfiguren und die Antagonisten – die „Bad Guys“.
Während dem Lesen macht sie sich häufig Gedanken, was der Held des Buches will. Wenn ihr ein Buch nicht gefällt, dann meistens, weil die Geschichte zu platt ist, keine Dimensionen hat und die Figuren nicht fühlbar sind. Bei Krimis ärgert sie sich, wenn sie die Auflösung zu früh herausfindet.
Die Figuren in ihren Büchern haben auch immer etwas mit ihr gemeinsam, selbst die Bösen. Denn sich mit Figuren identifizieren zu können, ist ein Grund, warum wir lesen (und schreiben), denn wir lernen durch die Figuren etwas über uns selbst.
Nach der interessanten Lesung und der informativen Frage-und-Antwort-Runde habe ich natürlich noch die Gelegenheit genutzt mein Exemplar von „Blätterrauschen“ signieren zu lassen. Dabei habe ich mir auch noch verraten lassen, welche zwei Autorinnen sich auf dem Cover von diesem Buch verstecken. Diese Anspielung ist mir vor der Veranstaltung nie aufgefallen, aber sie ist äußerst witzig umgesetzt ;) Ist das vielleicht anderen Lesern von selbst aufgefallen?