Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Keigo Higashino
Übersetzer: Ursula Gräfe
Verlag: Klett-Cotta
Reihe: -/-
Ausführung: Broschur, 255 Seiten
Keigo Higashino, wurde 1958 in Osaka, Japan, geboren. Nach seinem Ingenieurs-Studium begann der Kapitän einer Bogenschützenmannschaft Kriminalromane zu schreiben. Viele seiner Kriminalromane wurden für Kino und Fernsehen adaptiert und mit Preisen ausgezeichnet. Sein größter Erfolg war »Verdächtige Geliebte«, das sich in seiner Heimat mehr als zwei Millionen Mal verkauft hat. Er lebt zurückgezogen in Tokio.
BÖSE ABSICHTEN
Osamu Nonoguchis Freund und Kollege, der erfolgreiche Schriftsteller Kunihiko Hidaka wird brutal ermordet. Osamu und Kunihikos Ehefrau finden den Toten, der kurz zuvor noch voller Vorfreude auf Kanada, und das damit verbundene Auswandern, seine Verpflichtungen erledigen wollte. Kommissar Kaga, der mit den Ermittlungen betraut wird, vertritt seine ganz eigenen Ansichten was den Tathergang angeht, doch kann er dies leider zunächst nicht beweisen…
Auf dem Bildschirm erschienen ein Garten und ein Fenster. Natürlich erkannten alle sofort, dass es sich um das Haus der Hidakas handelte. Die Aufnahme war in der Nacht entstanden, und es war sehr dunkel.
[…]
„Soll ich ein bisschen vorspulen?“, fragte Makimura.
Auf dem Bildschirm erschien eine menschliche Gestalt. (S. 134)
Ebenso wie seine Protagonisten spielt auch der Autor Keigo Higashino mit der Sprache. Hauptsächlich, um den Leser zu verwirren, zeitweise aber auch, um das Geschehen einfach anschaulicher gestalten zu können.
Zunächst scheint der Fall, den Kaga zugeschustert bekommt, unlösbar. Wasserdichte Alibis, fehlende Motive und vor allem nicht vorhandene Spuren tragen nicht gerade dazu bei eine lückenlose Beweisaufnahme starten zu können. Da hilft es auch nicht, dass Kaga sich schon früh auf eine Person einschießt. Solange er weder ein Geständnis noch konkrete Hinweise liefern kann, gilt das Verbrechen als nicht aufgeklärt.
Der Leser macht sich ebenfalls schon früh seine Gedanken, denn dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht ist eindeutig, es lässt sich jedoch schwer in Worte fassen und noch schwerer greifen. So bleibt einem nur die Handlung weiter konzentriert zu verfolgen, damit auch jeder noch so kleine Wink gesehen und verstanden wird. Trotz der ruhigen Erzählweise lädt sich dadurch die Atmosphäre immer weiter auf und trägt dazu bei die Spannung zu steigern.
In „Böse Absichten“ geht es weniger darum einen Mörder zu entlarven als vielmehr das Motiv zu finden, welches sich tief im Untergrund verbirgt. Tatkräftig versucht der Leser Kommissar Kaga zu unterstützen, der seinerseits diverse Nachforschungen anstellt, von denen er hofft, dass sie ihm der Lösung näher bringen. Einzig zum Schluss gibt es eine kurze Passage, die trotz recht geringem Umfang langwierig erscheint und das Geschehen ins Stocken bringt. Dadurch wird auch die Spannung gemindert, die sich bis dahin auf ein recht hohes Niveau begeben hatte. Mit den Abschluss schafft es Keigo Higashino zwar noch einmal den Leser für sich einzunehmen, ein leicht bitterer Nachgeschmack aber bleibt.
„Böse Absichten“ ist wahrlich alles andere als der klischeehafte klassische Kriminalroman, den man möglicherweise erwartet. Nicht nur erzähltechnisch weist er diverse Feinheiten auf, die man so nicht erwartet hätte, auch inhaltlich brodelt es unter der Oberfläche.