Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Regina Ramstetter
Übersetzer: -/-
Verlag: Emons
Reihe: Band 2
Ausführung: Taschenbuch, 400 Seiten
Regina Ramstetter wurde 1972 in Niederbayern geboren. Nach einem Au‑pair-Aufenthalt in England, BWL-Studium, Auslandssemester in Nordirland, Diplom und dem ersten Job als Redakteurin der Mitarbeiterzeitschrift eines großen Konzerns verschlug es sie zurück in die niederbayerische Heimat, wo sie ihren ersten Roman schrieb. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Kindern als freie Autorin auf dem elterlichen Hof, nicht weit von Passau entfernt.
LATTENKNALLER
Ein junger Fußballer wird tot aufgefunden. Ist er tatsächlich erfroren? Im Juni? So recht kann das niemand, und schon gar nicht Hauptkommissar Kroner, glauben. Die Mutter des Toten hat sogleich eine Ahnung und hält mit dieser auch nicht hinterm Berg. Doch die Ermittler lassen sich nicht beirren und schon gar nicht bedrängen, sie wissen, es muss in jede erdenkliche Richtung gedacht werden – und da gibt es so einige Verdächtige sowie Motive. Allerdings wäre Kroner um einiges entspannter und vermutlich auch objektiver, wenn nicht Ziehtochter Valli sich wieder einmal einmischen würde…
Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der soll nicht in den Wald gehen.
Ein kluger Spruch, aber Hildegard Ranner war nicht in den Wald gegangen. Der Wolf stand vor ihrer Tür und erschreckte sie fast zu Tode.
Kroner kam sich vor wie der böse Isegrim, dessen Zähne bereits tief im Schafspelz steckten. Zu tief. Das Blut spritzte nur so – rein metaphorisch. Ranners Gattin zitterte, Tränen liefen über ihre Wangen, und dann sagte sie etwas, das Kroner fast von den Socken haute. (S. 165)
„Lattenknaller“ ist der Nachfolger von „Leichrevier“, in dem Hauptkommissar Kroner 2014 zum ersten Mal ermittelte. Doch auch ohne Vorkenntnisse lässt sich der aktuell vorliegende Band ohne Weiteres verstehen, man wird sogar eher noch darin bestärkt den ersten Band noch nachträglich zu verschlingen. Und das nicht, weil man Zusammenhänge nicht versteht oder glaubt zu wenige Informationen zu erhalten, sondern weil durch die kurzen Rückblenden Neugierde geschürt wird.
Mitnichten ist „Lattenknaller“ nur etwas für Fußballbegeisterte. Man muss sich mit der Materie nicht einmal auskennen, geschweige denn Fan sein. Sollte es etwas Wichtiges über den Sport oder Vereinsmodalitäten zu wissen geben, wird dies ins Geschehen eingeflochten, so dass es auch für den Laien verständlich ist. Ebenso mag der eingepflegte Dialekt für den ein oder anderen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen. Doch zum einen gibt es im Anhang den „Preußenguide“ für alle, die es ganz genau wissen wollen. Zum anderen ergibt sich alsbald einiges aus dem Zusammenhang, zwar nicht unbedingt wortwörtlich, aber zumindest inhaltlich.
„Wirst du jetzt dafür bezahlt, deinen Allerwertesten von der Lichtschranke bestrahlen zu lassen, Willi? Und unsereins muss sich die Lunge aus dem Leib keuchen, nur damit ich dem K1-Chef höchstpersönlich eine wichtige Info übermitteln kann? Weil der auch lieber zusieht, wie sich sein bester Mann den Popo grillt, als ans Telefon zu gehen.“ (S. 215)
Regina Ramstetter zieht den Leser schon recht früh in ihren Bann. Mit ihrem angenehm zu lesenden, wenn auch zu Beginn auf Grund des Dialekts leicht holprigen, Schreibstil erschafft sie eine Atmosphäre, der man sich bald schon kaum noch entziehen kann. Man fühlt sich als säße man in der ersten Reihe, sei ganz nah am Geschehen und bräuchte nur die Hand ausstrecken, um die Szenerie und die Protagonisten berühren zu können. Hinzu kommt die Spannung, die von Seite zu Seite weiter aufgebaut wird und den ein oder anderen Raum für Spekulationen bietet.
Sicherlich macht sich jeder seine Gedanken bezüglich des Tatgeschehens, doch gibt es einfach zu viele Verdächtige und mögliche Motive. Beinahe jeder könnte es im Verlauf der Geschichte mindestens einmal gewesen sein. Selbst, wenn man jemanden bereits aus dem Kreis entfernt hatte, ist es möglich, dass er sich wieder dorthin zurück katapultiert. So bleibt nichts übrig als zu verfolgen wie Kroner und sein Team die Sache angehen. Gleichzeitig heißt es zu hoffen, dass der Fall tatsächlich aufgeklärt wird, denn dies ist bis zum bitteren Ende alles andere als sicher.
„Lattenknaller“ besticht mit Lokalkolorit und Höchstspannung, durch die die anfänglichen Verständnisschwierigkeiten schnell in Vergessenheit geraten.
Reiheninfo:
Band 1: Leichrevier