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[REZENSION] Solitaire

Redakteur: Anette Leister

Titel: Solitaire (OT: Solitaire)
Autor: Alice Oseman
Übersetzer: Anja Galic
Verlag: dtv
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Hardcover, 368 Seiten


Autor:
Alice Oseman schrieb ›Solitaire‹, als sie siebzehn und noch Schülerin war. Für ihren ersten Roman hat sie sich intensiv mit dem Leben “leidenschaftlich pessimistischer” Teenager, die die ganze Zeit im Internet surfen, beschäftigt, indem sie selbst ein leidenschaftlich pessimistischer Teenager war, der die ganze Zeit im Internet surfte. Inzwischen studiert sie Englische Literatur an der renommierten Durham University und verbringt weiterhin viel Zeit auf Twitter und bei Tumblr.

SOLITAIRE

Nach “This Song will save your Life” bin ich mit “Solitaire” an ein weiteres Buch geraten, das von Jugendlichen handelt, welche scheinbar nicht in der Lage sind ein ausgefülltes Sozialleben zu führen neben Facebook, Twitter und Co.
So geht es auch der Hauptfigur Victoria “Tori” Spring und ihrem beinahe gleichaltrigen Bruder Charlie, nur dem siebenjährigen Oliver – dem jüngsten der Geschwister – merkt man noch die reine Lebensfreude an, der ein Kind gegenüber einem Jugendlichen fähig ist.

Es ist gar nicht so, dass Tori keinerlei Freundschaften oder familiäre Bindungen pflegt, aber manchmal ist ihr das Sozialleben einfach zu viel und zu anstrengend und sie lieber für sich alleine. Bis zu dem Tag, als sie in der Schule einer Spur von Post-Its folgt, die zu einer leeren Webseite namens “Solitaire”, einem faszinierenden Jungen namens Michael Holden und ihrem Freund aus Kindertagen Lucas Ryan, führt.

Wahrscheinlich hätte sich Tori ihrer Art gemäß aus der Solitaire-Geschichte herausgehalten, wenn “Solitaire” nicht genau auf ihre Interessen zugeschnitten wäre und so die ersten Stimmen laut werden, ob sie nicht selbst dahinter steckt. Tori gerät wider Verlangen in ein Gefühlschaos zu dem faszinierenden Michael Holden, ihrem früheren Schulfreund Lucas und ihrem erneut selbstmordgefährdeten Bruder Charlie, der seit Kindheitstagen an einer ausgespägten Manie, Essstörungen und messiehaften Zügen leidet. Tori selbst ist kein so stabiler Charakter, dass sie in diesem Trubel sich nicht selbst verlieren könnte. Doch aus dem Kreis der Protagonisten zeichnen sich zwei ab, die sich Halt geben können, aber erst einmal die Größe beweisen müssen, sich ihre Zuneigung zueinander einzugestehen.

Tori ist ein sehr schwieriger, aber auch liebenswertiger Charakter, ich mochte ihr Faible für 80er Jahre Filme, ihre Bindung innerhalb der Familie und ihre Sicht auf alltägliche Dinge, mit ihr steht und fällt der Roman. Ich denke, um “Solitaire” zu mögen, muss man Tori verstehen und mögen und vielleicht auch schon Kontakt zu psychischen Erkrankungen gehabt haben, da die Geschichte sehr sperrig ist und entdeckt werden will, um Tori zu zitieren “man muss praktisch der Protagonist werden”.

Bestimmt gibt es ein paar Bücher, die mir gefallen würden, wenn ich es über die ersten Seiten hinaus schaffen würde, aber ich versuche es erst gar nicht. Ich kann keine Bücher lesen, weil ich weiß, dass nichts davon der Realität entspricht. Ja, ich bin scheinheilig. Filme entsprechen auch nicht der Realität und ich liebe sie trotzdem. Aber mit den Büchern ist es anders. Wenn man einen Film schaut, ist man eine Art Außenstehender, der nur zusieht. Wenn man ein Buch liest, ist man mittendrin. Man ist praktisch der Protagonist. (S.154)

Auch wenn das Buch den typischen Lesern von Jugendbüchern nur bedingt liegen wird, es vor dem Ende wegzulegen wird trotzdem schwerfallen: wie die Bindungen der einzelnen Personen zueinander sich im Laufe der Geschichte entwickeln und die Auflösung, wer oder was hinter “Solitaire” steckt, machen einfach zu neugierig, um das Buch vorzeitig abzubrechen.
Bemerkenswert ist die Sprache, die die damals gerade mal siebzehnjährige Alice Oseman in ihrem Debütroman verwendet: wüsste man nicht um ihre Jugend, hätte der Roman auch von einem Erwachsenen geschrieben sein können.

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