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[COOL-TOUR-KATZE] Buchmesse Frankfurt 2015 – Interview mit Anna Lott

Redakteur: Anette Leister, Ina Ostwald

Am Buchmessefreitag war ich mit meinen Bloggermädels Ina, Julia und Natalie bei dtv und durfte dort die supersympathische Anna Lott zu ihrer Arbeit und ihrem Kinderbuchdebüt „Luzies verrückte Welt“ befragen.
Wenn ich das Buch nicht bereits gelesen hätte, hätte ich spätestens nach dem Gespräch Lust darauf bekommen. Ich hoffe, das Interview weckt bei denen, die das Buch noch nicht kennen, Interesse daran, es ist wirklich ein riesengroßer Lesespaß mit vielen lustigen Szenen und schrägen Charakteren, also genauso verrückt, wie es der Titel verspricht :)

Rezension auf Katze mit Buch
Special zum Buch auf der dtv Kinderbuchwebseite

Es gibt schon sehr viele illustrierte Kinderromane für Mädchen und Jungs. Was unterscheidet Luzie speziell von anderen Kinderbuchhelden?

Zum einen macht es sie speziell, dass sie ein Haustier hat, was andere nicht haben, ein Nacktmeerschweinchen. Mir war auch wichtig beim Schreiben, dass sie ein Mädchen ist, das sich absolut nicht unterkriegen lässt. Und auch egal, was passiert, sie macht weiter und setzt sich ein für die, die kleiner und schwächer sind als sie. Vielleicht unterscheidet sie das ein wenig von anderen Figuren.

Ist es ein Einzelband oder sind mehrere Teile geplant?

Im März kommt Teil 2 raus, er wird gerade illustriert bei der Illustratorin Lucie Göpfert. Danach ist es noch nicht ganz klar, ob es weiter geht, aber wahrscheinlich wird es bei zweien erstmal bleiben.


Die Assoziation, die ich ein wenig beim Lesen hatte, bedingt durch den Namen und die Horrorbande, war „Luzie, der Schrecken der Straße“. Ist das ein reiner Zufall?

Das ist tatsächlich Zufall. Ich habe die nicht bedacht. Ich kenne den Klassiker, aber ich hatte die Oswald-Bande gar nicht auf dem Schirm. Ich habe eher Luzie und ihre Knetfiguren in Erinnerung.

Das Angebot, die Masse auf dem Kinderbuchmarkt wird immer größer. Denken Sie, dass es früher teilweise besser war, als das Angebot geringer war?

Ich glaube, als das Angebot geringer war, waren die Titel nachhaltiger. Die Titel tauchen jetzt auf und verschwinden auch schnell wieder vom Markt. Das hat sich verändert. Der Markt ist schnelllebiger geworden insgesamt.


Glauben Sie, dass ein Kinder- oder Jugendbuch überhaupt noch die Chance hat, ein Klassiker zu werden? Oder zumindest langlebiger zu sein, dass es 10 bis 15 Jahre alt wird?

Dadurch, dass es schon viele Klassiker gibt, die den Markt besetzen, ist es schwieriger, überhaupt einen Klassiker zu schaffen, der sich über Jahre hält und auch zeitlos ist. Ich überlege gerade, ob es ein Buch gibt, das sich in den letzten Jahren durchgesetzt hat…

Andreas Steinhöfels „Rico und Oskar“! Die Bücher sind ja noch nicht so alt.

Genau! Oft ist es auch so, dass ein Buch wieder auf den Markt kommt, wenn das Buch verfilmt wird. Das passiert manchmal auch, dass ein Buch für längere Zeit verschwindet und dann dank einer Verfilmung wieder hoch kommt. Von daher sind auch viele Autoren erpicht, dass das Buch verfilmt wird, es muss sich natürlich dazu eignen, es muss visuell tragen.


Sie selbst haben zwei Söhne. Warum haben Sie als Kinderbuchheldin ein Mädchen gewählt?

Es war von vorneherein als Mädchenbuch konzipiert und es war klar, dass die Heldin weiblich sein sollte. Obwohl ich jetzt eigentlich finde, das Buch ist für Mädchen und Jungs gleichermaßen interessant. Es gab vorher einige andere Namen und wir haben geguckt, welche es schon in anderen Verlagen gibt. Dann sind wir quasi nochmal in uns gegangen und dabei ist der Name Luzie herausgekommen.

Steckt denn auch ein bisschen Anna Lott in Luzie drin?

Na logo! Aber Anna Lott steckt auch in allen anderen Figuren drin! Natürlich auch in Leon, dem Bösen, in der Mutter, die immer auf ihr Tablet guckt, und im Vater, der heimlich Schokolade isst…

Gibt es für Ihre Figuren Anleihen aus Ihrem persönlichen Umfeld?

Habe ich auch, manche Verhaltensweisen, da nenne ich jetzt natürlich keine Namen, aber da kann man Bekannte von mir wiedererkennen. Und einmal war es tatsächlich ein Name. Als ich dann das Buch vor jener Klasse vorgelesen habe, die diesen Namen als Lehrerin an der Schule hat… Man hat das ja manchmal, dass man etwas tut und gleichzeitig denkt, was mach ich hier? Die andere Lehrerin, die dabei war, musste auch sehr lachen. Es war aber nur der Name. Es ging nur um einen Namen innerhalb des Buches, den ich gewählt habe, weil ich ihn so absonderlich fand. Die Frau an sich hat darin keine Bedeutung.

Das wäre ja auch ein bisschen arg peinlich gewesen, wenn es da irgendsoeine Schreckschraube gegeben hätte…

Die auch noch Frau Danger heißt und heimlich pubst und in der Nase bohrt… Nein, die gab es nicht.

War „Luzies verrückte Welt“ Ihr erstes Kinderbuch?

Ja, es ist mein erstes Kinderbuch. Seit Jahren schreibe ich für den Hörfunk, es gibt Geschichten von mir in unterschiedlichen Hörfunkformaten, zum Beispiel Ohrenbär. Aktuell laufen jetzt im Bayerischen Rundfunk drei Staffeln für Vorschulkinder. Ich schreibe auch für den Film, ich habe gerade eine Förderung bekommen und entwickle eine Animationsserie, übrigens auch mit der Illustratorin von Luzie, wir haben zwei Projekte zusammen. Aber das ist mein erstes Buch.

Hatten Sie dann schon vor dem Buch Kontakt zu Lucie Göpfert oder lief das parallel ab?

Es war witzigerweise ein Zufall. Ich habe die Akademie für Kindermedien in Erfurt besucht und habe mich anschließend als Autorin selbstständig gemacht. Vorher war ich bei Radio Bremen und habe als Autorin dort gearbeitet und tue es immer noch in gewissen Teilen. Lucie Göpfert war auch auf der Akademie für Kindermedien, wir kannten uns aber nicht, sie war ein Jahr vorher da. Als der Verlag eine Illustratorin für dieses Buch gesucht hat, sind sie auf Lucie gestoßen und wir fanden das super. Und der Filmproduzent, der die Animationsserie macht, ist unabhängig davon auch auf Lucie gestoßen und hat gesagt, das passt gut zusammen. Jetzt haben wir zwei Projekte, bei denen wir ohne unser Zutun zusammen gekommen sind und das ist großartig.

Lesen Sie auch selbst Kinder- und Jugendbücher?

Ich lese eine ganze Menge. Ich gucke auch immer, was auf dem Markt läuft, und was ich wichtig finde für eine Autorin, zu wissen, was ist gerade bei Kindern angesagt, was gibt es schon zur Genüge… Dass ich nicht etwas bediene, was schon da ist. Ich möchte etwas finden, das ein bisschen anders ist.

Seit einigen Jahren stellt sich die Frage durch die Neuauflagen von Otfried Preußler und Astrid Lindgren, finden Sie, dass wenn ein Klassiker neu aufgelegt wird, vielleicht auch nochmal neu übersetzt, sollte man das Kulturgut unverändert übernehmen oder würden Sie auch die strittigen Begriffe anpassen?

Das kann man pauschal nicht sagen. Ich finde es teilweise gut, die Klassiker in ihrer Wortwahl zu erhalten, manchmal finde ich es auch in Ordnung, gewissen Formulierungen zu ändern oder bestimmte Wörter. Manche Verlage machen das, manche nicht. Was ich aber großartig finde, Beispiel Räuber Hotzenplotz oder Jim Knopf vor einigen Jahren, dass die alten Illustrationen coloriert wurden. Das finde ich absolut gelungen, die Klassiker für Kinder jetzt nochmal attraktiver zu machen, indem mit Farbe gestaltet wird.

Sind nach Luzie schon andere Projekte in Planung?

Ja, aber darüber darf ich noch nichts verraten.

Aber dem Genre Kinder- und Jugendbuch bleiben Sie schon treu? Könnten Sie sich überhaupt vorstellen, etwas für Erwachsene zu schreiben?

Ja. Und doch, ich könnte mir auch vorstellen, etwas für Erwachsene zu schreiben. Ich seh mich da nicht so eingeschränkt. Ich merke, mir fällt es relativ leicht für Kinder zu schreiben und auch den Ton zu treffen. Aber ich kann mir auch vorstellen, für Erwachsene was zu machen. Wenn mich ein Thema anspringt, dann mache ich alles, was mir dazu einfällt.

Wie lange hat es von der Idee für Luzie bis zum fertig gedruckten Buch gedauert?

Das wurde ich schon mehrmals gefragt und das ist echt schwierig. Auf der Buchmesse vor zwei Jahren hat mich dtv entdeckt mit einer Idee für ein Comicformat, das hat sich aber alles nochmal geändert bis auf die Hauptfigur. Es hat anderthalb Jahre gedauert vom ersten Kontakt mit dem Verlag, Entwickeln des Stoffes, bis das Buch auf den Markt gekommen ist… das Schreiben an sich geht noch am schnellsten. Wir haben ganz lange am Exposé gefeilt und einfach geguckt, dass es passt.

Wie kamen Sie ausgerechnet auf ein Meerschweinchen als Haustier? Haben Ihre Jungs daheim auch Meerschweinchen?

Wir haben tatsächlich drei Meerschweinchen bei uns, aber mit Haaren. Da muss ich sagen, das war von Anfang an von mir gesetzt, ein Mädchen und ein Nacktmeerschweinchen. Weil ich zum einen dachte, das gibt es noch nicht, und zum anderen ist das einfach mal was anderes. Das habe ich nicht gemacht, damit sich alle Kinder ein Nacktmeerschweinchen kaufen, weil in der Realität ist es nicht toll mit den Nacktmeerschweinchen, weil sie keine Haare haben und auch keine Tasthaare und sehr empfindlich sind, was Sonne und Verletzungen angeht. Es ist eine Romanfigur, muss ich nochmal betonen.

Aber es gibt diese Rasse wirklich?

Die gibt es wirklich, die haben oft noch einen kleinen Bart und sehen so ein bisschen anders aus.

Was macht Kinder- und Jugendliteratur für Sie so besonders?

Der Blick auf die Welt, das finde ich bei Kinder- und Jugendbüchern reizvoller, ist einfach direkter. Da geht man nicht um tausend Ecken, um darzustellen, was da ist, sondern es wird einfach dargestellt und erzählt und das finde ich reizvoll. Das fehlt mir oft in erwachsenen Büchern.

Gab es zu Ihrem Buch schon viele Rückmeldungen von Kindern oder anderen Rezensenten?

Es wurde tatsächlich viel besprochen in der Presse, das fand ich toll, im Hörfunk und auf einigen Blogs durch diese lovelybooks-Aktion. Das ist natürlich fabelhaft, dass es nachher dann verbreitet wird. Es war schon sehr beachtlich. Es ist jetzt Mitte Oktober, das Buch ist drei Monate auf dem Markt und die Resonanz ist wirklich gut. Ich lasse mich überraschen, wie es weiter geht.



Vielen Dank für das interessante Interview!

Ja, danke, rühren Sie mal kräftig die Werbetrommel! Ich mache auch sehr gerne Lesungen.

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