Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Jo Nesbø
Übersetzer: Günther Frauenlob
Verlag: Ullstein
Reihe: Blood on Snow 1
Ausführung: Broschur, 192 Seiten
Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er gehört zu den renommiertesten und erfolgreichsten Krimiautoren weltweit. Die Hollywood-Verfilmung seines Romans Schneemann wird von Martin Scorsese produziert. Jo Nesbø lebt in Oslo.
DER AUFTRAG
An jeglicher anderen Berufswahl ist Olav hoffnungslos gescheitert, weshalb er nun das Dasein eines Killers fristet. In dem Job allerdings scheint er richtig gut zu sein, weshalb ihm sein Chef nun einen mehr als brisanten Auftrag erteilt, der einige Tücken bereit hält. Das Opfer soll die Frau seines Chefs sein – und sie ist die Frau seiner Träume…
Das Blut tropfte vom Hemdkragen auf den Schnee. Ich weiß nicht viel über Schnee – und auch sonst nur wenig –, aber irgendwo habe ich gelesen, dass Schneekristalle, die sich bei extremer Kälte bilden, ganz anders sind als die von Schneematsch oder Graupel. (S. 5)
Der größte Fehler, den man bei der Lektüre wohl machen kann, ist das Werk mit der Harry-Hole-Reihe aus Nesbøs Feder zu vergleichen. Zugegeben, dies geschieht schnell und zumeist unbewusst, doch sollte man tatsächlich besser unvoreingenommen an das vorliegende Werk herangehen, die abschließende Meinung wird eine andere sein.
Olav erscheint ein wenig merkwürdig, was nicht zuletzt an seiner eigenen Darstellung liegt, die er dem Leser zukommen lässt. Man schaut ihm quasi während des Geschehens über die Schulter und ist somit nah dran am Geschehen. Dies impliziert gleichzeitig, dass man sich auf seine Erzählung verlassen muss und keinen großartigen Einblick in Ereignisse erhält, die sich außerhalb seines Gesichtsfeldes bewegen. Das ein oder andere lässt sich aus Begegnungen mit weiteren Charakteren ableiten, eine konkrete Bestätigung ob des Wahrheitsgehalts erhält man allerdings nicht unbedingt. Mitunter mag es ebenfalls schwierig sein seinen Gedankengängen zu folgen, da diese durchaus verwirrend erscheinen können.
Durch ebenjene verwirrenden Gedanken wirkt auch das Geschehen ab und an sprunghaft und zusammenhangslos. Doch ein genauerer Blick verrät, dass es dies mitnichten ist. Vielmehr verbirgt sich unter der Oberfläche eine viel komplexere Struktur als zunächst angenommen. Nach dieser Erkenntnis wird nicht nur der Spannungsaufbau sichtbar, es lässt sich auch einfacher unterscheiden welche von Olavs Erzählungen tatsächlich relevant für das Geschehen sind und welche weniger. Daraufhin lässt man sich nicht mehr so leicht ablenken und in eine falsche Richtung drängen.
„Blood on Snow“ wird Anfang 2016 in die nächste Runde gehen, allerdings mit anderen Protagonisten, da es keinen direkten Zusammenhang zwischen den Thrillern gibt, sie somit in sich abgeschlossen sind.