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[REZENSION] Der goldene Sohn

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Der goldene Sohn (OT: The Golden Son)
Autor: Shilpi Somaya Gowda
Übersetzer: Ulrike Wasel / Klaus Timmermann
Verlag: KiWi
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 496 Seiten


Autor:
Shilpi Somaya Gowda ist in Toronto geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern sind aus Mumbai nach Kanada immigriert. Die Idee zu diesem Roman kam ihr, als sie nach dem Studium in einem Waisenhaus in Indien arbeitete. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Kalifornien.

DER GOLDENE SOHN

Für Anil ist schon früh klar, dass er einmal anderen Menschen helfen und sie heilen möchte. Als er die Chance erhält in den USA seine Assistenzarztzeit zu absolvieren, sagt er sofort zu. Er verlässt sein indisches Heimatdorf, um sich seinen Traum zu erfüllen. Und vielleicht kommt er ja sogar eines Tages wieder. In der Zwischenzeit wird Leena, Anils erste große Liebe, mit einem Mann verheiratet, den sie im Grunde gar nicht kennt und der es nicht gut mit ihr meint. Dennoch versucht sie stark zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen. Als Anil und Leena nach langer Zeit wieder aufeinander treffen ist vieles geschehen. Aber wie steht es um ihre Gefühle zueinander?

[…] Er schaute an seinem neonblauen Sportoutfit hinab, das er heute Morgen angezogen hatte, weil er joggen gehen wollte, und ihm wurde klar, dass es sogar noch schlimmer war, als Mahesh behauptet hatte. Es war tatsächlich unmöglich, in Amerika je wirklich dazuzugehören, aber auch hier war er nicht mehr heimisch. Er war ein Bewohner zweiter Länder, der nirgendwo mehr dazugehörte. (S. 303)

Shilpi Somaya Gowda zeichnet in ihrem Roman „Der goldene Sohn“ ein gleichsam wundervolles wie auch authentisches Bild der indischen Kultur im Vergleich zur amerikanischen Lebensweise. Inwieweit es sich um tatsächlich fundierte Rechercheergebnisse oder fiktive Darstellungen handelt, kann natürlich nur die Autorin selbst beantworten, die Frage stellt man sich beim Lesen aber gar nicht vordergründig. Manche Beschreibungen des Lebens in Indien kennt man bereits, wenn man mit dem Land und der Kultur schon einmal auseinandergesetzt hat. Bei anderen muss man doch erst einmal schlucken, wenn man erfährt, dass sie durchaus in ähnlicher Form praktiziert werden.

Den direkten Vergleich zwischen Indien und Amerika erhält man dadurch, dass die Perspektive häufig von Kapitel zu Kapitel wechselt. Mal begleitet man Anil als Assistenzarzt, mal ist man an Leenas Seite, während ihre Ehe nicht unbedingt den erhofften Verlauf nimmt. So werden gravierende Unterschiede sofort deutlich, nicht nur was die Kulturen angeht. Auch die Entwicklung der beiden Persönlichkeiten, die gemeinsam aufgewachsen sind, kann man dadurch gut verfolgen. Gleichzeitig hofft man natürlich die ganze Zeit, dass Anil und Leena im weiteren Verlauf doch wieder zueinander finden. Doch bis man erfährt, ob dies geschieht, ist es noch ein langer, steiniger Weg.

Gemeinsam mit den Charakteren erlebt man eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Freude, über Leid, bis hin zu unglaublicher Wut ist alles dabei. Die meiste Zeit über ist man vollkommen in der Geschichte gefangen, die neben informativen Aspekten noch das ein oder andere Überraschungsmoment zu bieten hat. Unweigerlich macht man sich während der Lektüre Gedanken wie es wohl weitergehen könnte, dann freut man sich, wenn sich das Geschehen tatsächlich in ähnlicher Form zuträgt. Dann gibt es aber auch Ereignisse, die den Leser vollkommen unvorbereitet treffen. Diese gelungene Mischung trägt dazu bei, dass langwierige Passagen, die den Lesefluss ins Stocken geraten lassen, schnell wieder aus dem Gedächtnis gelöscht werden.

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