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[REZENSION] Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Hörbuch)

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969
Autor: Frank Witzel
Sprecher: Frank Witzel
Verlag: Audiobuch
Ausführung: Gekürzte Autorenlesung, ca. 760 Minuten, 10 CDs


Autor und Sprecher:
Frank Witzel wurde 1955 in Wiesbaden geboren und lebt in Offenbach. Er ist Schriftsteller, Zeichner und Musiker. Zuletzt veröffentlichte er die Romane „Bluemoon Baby“ (2001), „Revolution und Heimarbeit“ (2003), „Vondenloh“ (2008).
Für seinen Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ erhielt er den Deutschen Buchpreis 2015.

DIE ERFINDUNG DER ROTEN ARMEE FRAKTION DURCH EINEN MANISCH-DEPRESSIVEN TEENAGER IM SOMMER 1969

Sollte ein Teenager sich nicht eher mit belangloseren Dingen den Tag vertreiben als sich über Politik Gedanken zu machen? Mit Freunden harmlose Streiche aushecken anstatt über Krankheit und Tod zu referieren? Vielleicht liegt es aber auch einfach an der Zeit, in der sich das Geschehen abspielt, voller Umbruch und Wandel, dass man gar nicht ein solches Teenagerleben führen konnte wie es heutzutage gemeinhin, manches Mal auch klischeebehaftet, angesehen wird…

Frank Witzel hat in Printform einen wahrlichen Wälzer vorgelegt, dem man schon ein wenig Respekt entgegen bringt und sich lieber zweimal fragt, ob man sich wirklich an das Werk herantraut. Das Hörbuch, vom Autor selbst gelesen, ist zwar gekürzt, mit 760 Minuten auf 10 CDs aber immer noch beachtlich und sollte nicht unterschätzt werden.

Schon früh wird klar, dass man sich voll und ganz auf das gesprochene Wort einlassen muss und zunächst nicht alles hinterfragen sollte, sonst ist man gleich verloren. Der rote Faden nämlich ist zwar durchaus vorhanden, auch wenn einem das erst reichlich spät klar wird, nur eben nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Fast wirkt die Erzählung zusammengestückelt, ohne Hand und Fuß, von A nach B über C und D hüpfend. Auch nach einer wahrhaftigen Aussage wird lange Zeit gesucht. Es ist nicht so, dass Inhalt oder Interpretation schlecht wären, vielmehr hat man als Hörer das Gefühl nicht der angesprochenen Zielgruppe zu entsprechen, vielleicht sogar manche Zusammenhänge nicht zu begreifen, selbst wenn man sie mehrfach hört.

Am ehesten lässt sich dieses Werk wohl als außergewöhnlich betiteln. Sämtliche Emotionen werden während des Hörens angesprochen, hin und wieder ist man sogar mit sich uneins was man denn nun fühlen soll. Bis man allerdings darüber nachgedacht hat, ist der Autor bereits drei Schritte weiter, was aber egal ist, man wird sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darauf zurückkommen.

Kommt es zu Beschreibungen tatsächlicher geschichtlicher Ereignisse, fühlt man sich plötzlich sicher, denn damit befindet man sich auf einem Terrain, das man einschätzen kann. Aber auch hier darf man sich niemals zu sehr treiben lassen, denn die Übergänge zum Abstrakten sind fließend. Was ist Realität, was Fiktion und wobei handelt es sich um Wahnvorstellungen? Nicht immer wird man dahinterkommen womit man es gerade zu tun hat, aber einen Versuch ist es wert. Sprachlich wird eine arg bedrückende Atmosphäre übermittelt, die zwar großartig zum Inhalt passt, dem Hörer aber mehr und mehr aufs Gemüt schlägt, so dass man zwischenzeitlich sogar geneigt ist etwas anderes, aufbauenderes hören zu wollen.

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2 thoughts on “[REZENSION] Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Hörbuch)

  1. Witzigerweise habe ich heute auch eine Rezi zu diesem Buch (also zur Printversion) gepostet und freue mich gerade darüber, dass es in der Blogger-Welt direkt noch woanders auftaucht. Denn du hast schon recht – ein locker unterhaltender Roman ist es nicht und ich habe auch wirklich lange gebraucht, um den Wälzer zu beenden. Ob ich den gesuchten roten Faden tatsächlich gefunden habe, weiß ich eigentlich immer noch nicht genau. Aber ich bewundere dich gerade dafür, dass du es als Hörbuch durchgehalten hast – rein akustisch vermittelt hätte ich definitiv aufgegeben. Trotzdem hat es bei mir eine ganz solide Wertung bekommen – und bei dir ja auch nicht abschreckend^^

    Liebe Grüße
    MelMel

    1. Huhu.. :)
      Ich muss zugeben, dass ich zwischendurch auch immer mal wieder Hörspiele eingeschoben habe, denn am Stück hätte ich es tatsächlich nicht durchgehalten… *g
      LG

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