Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Eleanor Herman
Übersetzer: Anna Julia und Christine Strüh
Verlag: Fischer FJB
Reihe: Royal Blood 1
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Hardcover, 592 Seiten
Eleanor Herman ist New-York-Times-Bestsellerautorin und Meisterin des Cliffhangers. Gekonnt verwischt sie die Grenzen zwischen historischen Skandalen und epischer Fantasy, um in ›Royal Blood‹ die Geschichte des brillantesten Herrschers aller Zeiten neu zu erzählen – Alexander dem Großen.
Jacob ist stolz darauf, als Vertreter seines kleinen Dorfes, an den königlichen Blutturnieren teilnehmen zu dürfen. Als er sich auf den Weg macht, folgt seine beste Freundin Kat, für die er inzwischen sehr viel mehr empfindet, ihm unauffällig. Natürlich möchte sie ihm beistehen und hofft, dass er das Turnier gewinnt, gleichzeitig verfolgt sie jedoch einen eigenen Plan. Sie ist auf dem Weg an den königlichen Hof, um Rache zu üben, Rache an der Königin, da diese kaltblütig ihre Mutter ermordete. Vielleicht hofft Kat ebenso auf Antworten auf diverse Fragen, die sich ihr im Laufe der Jahre immer wieder stellten, nicht zuletzt, da sie die wunderbare Gabe besitzt mit Tieren kommunizieren zu können. Alex, obgleich Thronfolger, fühlt sich in Abwesenheit seines Vaters vom Rat nicht ernst genommen, als wäre er noch immer der unerfahrene kleine Junge. Mit aller Macht versucht er sich aufzulehnen, spürt jedoch instinktiv, dass es um etwas viel größeres geht. Als er Kat begegnet, gerät seine Welt ins Wanken…
Schon recht früh werden diverse Handlungsstränge sichtbar, die sich vermutlich im Laufe des Geschehens miteinander verbinden werden, zunächst jedoch isoliert voneinander dargestellt werden. Dadurch wirkt der Einstieg ziemlich verwirrend, zu viele Namen, die behalten und in Zusammenhänge gebracht werden müssen, zu viele Örtlichkeiten, an denen mitunter wichtige Ereignisse stattfinden. Entsprechend stellt man sich die Frage, ob die Autorin hier nicht zu viele Informationen unterbringen wollte und ob es ihr überhaupt möglich ist, sämtlichen Charakteren die gleiche Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Mit der Zeit fällt es zwar immer leichter die Figuren zuzuordnen, dennoch bleiben sie im Großen und Ganzen die meiste Zeit emotionslos und blass. Hätte man sich auf weniger Akteure konzentriert, wäre eine gewisse Tiefe sicherlich vorhanden gewesen. Ob die Gefühlswelt der Personen jedoch ebenfalls ausgebaut worden wäre, ist fraglich.
Jeder Charakter verfolgt sein eigenes Ziel, somit ist es auch hier vorprogrammiert, dass eine gewisse Verwirrung auf den Plan tritt, ein Durcheinander entsteht und es keinen erkennbaren roten Faden gibt. Letzteres jedoch wird im weiteren Verlauf glücklicherweise immer besser herausgearbeitet, so dass man zumindest eine Richtung erkennen kann. Spannungstechnisch erlebt die Geschichte diverse Höhen und Tiefen. Es gibt mitunter Passagen, die durchaus mitreißend und fesselnd gestaltet sind, bei denen der Leser sich wünscht sie würden nicht so schnell vorbei ziehen, dann aber gibt es auch durchaus Szenarien, bei denen es scheint als müssten sie bis ins letzte Detail beleuchtet werden, wodurch sie leider gleichzeitig an Tempo verlieren und fast schon zäh wirken. Es ist ein ständiger Wechsel, bei dem man sich nie sicher sein kann, welche Richtung durch die nächste Aktion nun eingeschlagen wird. Auf großartige Wendungen wartet man vergeblich, die meisten Ereignisse mit Potential zeichnen sich bereits meilenweit im Voraus ab, von dem Wink mit dem Zaunpfahl zu sprechen wäre hier doch sehr untertrieben.
Der Mix von geschichtlichen, magischen und fantastischen Elementen hingegen ist gut gelungen, auch wenn man hier zu Beginn noch nicht daran geglaubt hätte. Vor allem bleibt noch einiges an Raum, um im Nachfolgeband aus den Vollen zu schöpfen. Denn am Schluss bleiben zu viele Fragen offen, zu vieles ungesagt, um eine gewisse Ruhe (vor dem Sturm) zu empfinden. Natürlich war von vornherein bekannt, dass bereits im April diesen Jahres der Nachfolgeband erscheinen wird, dennoch hätte ein wenig mehr Input nicht geschadet, sowohl was das Geschehen betrifft als auch die Charaktere, denn die Befürchtungen vom Anfang bewahrheiten sich in dem Punkt, dass nicht sämtlichen Figuren dieselbe Aufmerksamkeit zuteil werden kann.
ANDERE AUSGABE?