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[COOL-TOUR-KATZE] Diskussionsrunde und Meet & Greet mit Neal Shusterman im Hugendubel Frankfurt

Redakteur: Anette Leister

 

Ganz spontan fallen mir drei Autoren ein, die ich unheimlich gerne mal live sehen würde, bei denen ich mir aber bislang geringe bis keine Chancen ausgemalt habe, dass dies tatsächlich einmal eintreten würden, und zwar Kenneth Oppel (Kanadier), Michael Gerard Bauer (Australier) und Neal Shusterman (USAmerikaner). Die Heimatlänger der drei liegen nicht gerade bei Deutschland um die Ecke, zudem rangieren sie mehr oder weniger alle drei als Geheimtipp im deutschsprachigen Raum, obwohl sie im englischsprachigen Raum bereits mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurden. Aber man sollte nie NIE sagen, denn eines Tages kam mir folgende Meldung auf meiner Facebook-Timeline unter die Augen…

 
Auch wenn es nur als Signierstunde angekündigt wurde, aber wie groß wäre die Chance, dass Neal Shusterman noch einmal in meine Nähe kommt? Eben… Und da ich zum Glück Gleitzeit arbeite und einen verständnisvollen Chef besitze, machte ich mich am Montag früher von den Socken und fuhr direkt im Anschluss an die Arbeit nach Frankfurt.
 
Es war sehr wenig los vor Ort, so wenig, dass ich zunächst im Untergeschoss in der Kinder- und Jugendbuchabteilung auf die Veranstaltung wartete und auf Nachfrage am Verkaufsschalter mit einigen Minuten Verspätung im ersten Stock zu der bereits laufenden Diskussion stieß. Ja… von wegen Signierstunde! Ich hätte mir im Nachhinein in den Ar…m! gebissen, wenn ich mir diesen Termin entgehen gelassen hätte.

Obwohl ich wie gesagt etwa 5 Minuten zu spät dran war, waren noch etliche Plätze frei und ich setzte mich schnell in die erste Reihe, damit ich nicht noch mehr von der Veranstaltung verpasste.
Der Moderator und Neal Shusterman handelten einige Fragen ab bevor auch das Publikum dazu aufgerufen wurde Fragen zu Shustermans Arbeit im Allgemeinen oder „Scythe“ im Besonderen zu stellen.
 
 
Hier wurde ich auch meine Frage los, die sich beim Lesen der ersten Kapitel aufgetan hatte. Wie in „Scythe“ spielt der Scy-Fy-Filmklassiker „Logan’s Run“ (dt. „Flucht ins 23. Jahrhundert) in einer Welt, in der Krankheiten und Tod besiegt sind. Um eine Überbevölkerung zu verhindern müssen in Logans Welt die über 30jährigen freiwillig in den Tod gehen. Ob Neal Shusterman diesen Film kannte und ihn möglicherweise sogar zur Inspiration genommen hat?
 

Tatsächlich hat sich Neal Shusterman diesen und auch andere Filme mit einem ähnlichen Hintergrund wie zum Beispiel „Soylent Green“ (dt. „…Jahr 2022 …die überleben wollen“) im Vorfeld angesehen und auch Bücher mit dieser Thematik gelesen, da er verhindern wollte, die exakt gleiche Idee aufzugreifen wie einer dieser Klassiker.

Eine Frage, die sich bei einer Buchpräsentation in den USA stellte war, wie Neal Shusterman überhaupt auf die Idee hinter „Scythe“ gekommen war und die Antwort dazu war sehr berührend.
Den Zusammenhang hat er tatsächlich erst an diesem Tag hergestellt, als ihm die Frage gestellt wurde: Nachdem seine Mutter mehrere Schlaganfälle hatte, von denen sie sich nicht mehr erholte, unter anderem konnte sie nur noch unter großen Schmerzen mit Hilfe einer Sonde ernährt werden, kam irgendwann die Frage auf, ob man die lebenserhaltenden Maschinen nicht lieber abstellen sollte. Da sein Vater es nicht konnte, musste Neal es machen. Nach 29 Tagen war es dann soweit, dass seine Mutter bereit war zu gehen und sein Vater und er wurden von der Krankenschwester gerufen, um der Mutter in diesen Minuten zur Seite zu stehen. Daraufhin kam Neal der Gedanke, dass es weitaus schlechtere Arten gibt aus dem Leben zu scheiden als von den beiden Menschen umgeben zu sein, die einen am meisten lieben. Damit war die Idee der Scythe geboren.

Eine weitere Frage war, warum die Scythe verschiedene Todesarten wählen und ihren Opfern nicht einfach eine Pille zum Sterben verabreichen, aber laut Neal wäre das auf die Dauer viel zu langweilig geworden, um daraus eine Trilogie zu machen.

 

Im Anschluss der Diskussion lief mir als erste Überraschung Charlene von LeselustLeseliebe über den Weg, von der ich nicht wusste, dass sie auch auf der Veranstaltung sein würde. Auch sie hat einen Bericht geschrieben, den ihr HIER nachlesen könnt, sicher hat sie einige andere Punkte der Veranstaltung im Besonderen herausgestrichen als ich.

Nun ließ ich mir mein Buch signieren und fragte Neal, ob er denkt, dass so viel Brutalität, Grusel und Tod in Büchern auch schon für jüngere Leser geeignet sei, denn in der Accelerati-Trilogie, die er mit Eric Elfman geschrieben hat, bewerfen sich die Figuren ja nun auch nicht gerade mit Wattebällchen. Er entgegnete, dass dies zwar stimmte, dafür aber der Humoranteil höher gewählt wurde, so dass der Tod nicht im Vordergrund steht und so düster beim Leser herüberkommt wie in seinen Büchern für ältere Leser.

Danach erwartete mich und Claudia – der ich ebenfalls rein zufällig in Frankfurt begegnete – die nächste Überraschung: Alexandra vom Fischer Verlag hatte aus unserer Unterhaltung erfahren, dass wir beide bloggen. Im Anschluss an die öffentliche Diskussion hatte der Verlag noch eine kleine Runde mit Verlagsvertretern, Neal und Bloggern geplant, zu der Claudia und ich nun auch dazu stoßen durften.

 

Hier konnten wir in einer netten Runde weiter plaudern und noch mehr Fragen an Neal los werden.

 

Er erzählte, dass er momentan ein Buch gemeinsam mit seinem 26jährigen Sohn schreibt, woraufhin ich ihn fragte, ob er denn gerne mit anderen zusammen schreibt, denn die Accelerati-Trilogie war ja ein Gemeinschaftswerk mit seinem besten Freund Eric Elfman.
Er liebt das gemeinsame Schreiben, zudem Eric sein bester Freund ist. Allerdings gibt es eine feste Regel: wenn einem eine Idee des anderen nicht gefällt, dann wird sie ohne Diskussion verworfen! Neal und Eric leben zwar beide in Kalifornien, aber mehrere Flugstunden voneinander entfernt. Von daher nutzen sie Google Docs zum Schreiben, dass würde aber genauso gut funktionieren, wie wenn sie mit zwei Laptops in einem Raum sitzen würden. Es wäre völlig egal, ob zwei Bildschirme nebeneinander stehen beim gemeinsamen schreiben, oder hunderte von Kilometern entfernt.

 

Als Neal von den Büchern erzählt hat, die ihn als Kind und Jugendlicher besonders geprägt hat, kam es zu einem besonderen Zufall: genau wie mein Lieblingsautor Kenneth Oppel schwärmt Neal Shusterman von Roald Dahl, insbesondere von „Charlie und die Schokoladenfabrik“, weil Dahl darin Dinge erschaffen hat, die vorher nicht in unserer Welt waren, und nun überall bekannt sind. Dass würde er eines Tages auch gerne schaffen. Kenneth Oppel weist ja sogar in seiner Vita darauf hin, wie sehr ihn die Bücher Roald Dahls inspiriert haben, und ich sagte Neal lachend, dass es ein großer Zufall sei, dass gleich zwei meiner Lieblingsautoren so von Dahl geprägt wurden. Daraufhin meinte Neal, dass er Kenneth privat kennt, da die beiden im englischen Sprachraum den gleichen Verleger haben. Da sage mal einer die Welt wäre kein Dorf!

Auf die Frage, welche Bücher Neal ansonsten liest oder ob er Lieblingsautoren hätte, erzählte er, dass er eigentlich keine Bücher von den Bestsellerlisten liest, die Erwachsenenliteratur, die darauf stehen würde, wäre „fluff“ – ich denke mal, er meinte damit, dass es manchmal belanglose Themen wären, oder zumindest so geschrieben, dass die Geschichten einem nicht lange im Kopf bleiben.
Stattdessen lässt er sich lieber persönliche Empfehlungen geben, zum Beispiel von Buchhändlern oder in Büchereien, eine Empfehlung wäre vor Jahren „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak gewesen, der Buchhändler hätte ihm das Buch regelrecht in die Hand gedrückt. Wenn er einen Titel mit einem solchen Enthusiasmus empfohlen bekommt, dann ist ihm das viel mehr wert als ein Titel, der einen Platz auf einer Bestsellerliste hat.

Und damit war der schöne Nachmittag auch leider schon am Ende angelangt, gute zwei Stunden vergingen wie im Flug!

Kleiner Funfact am Rande: Vollendet war ursprünglich als Stand-Alone geplant, dann kam ein weiterer Band dazu… und noch einer… und noch einer… Da es für die Anzahl der Bände im englischsprachigen Raum keinen Begriff gab, erfand Neal ihn kurzer Hand und die „Dystologie“ war geboren! Vielleicht schafft er es ja damit eines Tages in den Duden ;)

Neal Shusterman kann unheimlich fesselnd und kurzweilig erzählen, kein Wunder, dass er so ein begnadeter Autor ist! Vielen Dank an Neal, den Fischer Verlag und der Hugendubel Buchhandlung in Frankfurt für diesen unvergesslichen und wunderbaren Nachmittag!

EDIT – das Wichtigste habe ich unterschlagen!!!: Auch wenn ich es erst glaube, wenn ich das Buch in meinen Händen halte, aber laut Verlag soll Vollendet 4 im nächsten Jahr endlich in deutscher Übersetzung erscheinen :D

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3 thoughts on “[COOL-TOUR-KATZE] Diskussionsrunde und Meet & Greet mit Neal Shusterman im Hugendubel Frankfurt

  1. Hallo Anette,

    wie cool ist/war denn das oder?

    Neal Shusterman zu treffen..wow..wow…einer meiner Lieblingsautoren seit "Vollendet"

    Schade das man da nicht weiß wie es weitergeht oder doch?

    LG…Karin…

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