Rezension

[REZENSION] Schandfieber

Redakteur: Anette Leister

Titel: Schandfieber
Autor: Helge Weichmann
Verlag: Gmeiner
Reihe: Ernestine Nachtigall 5
Ausführung: Taschenbuch, 384 Seiten
Autor:
Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20 Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet als Moderator und lehrt an der Universität Mainz. Er ist begeisterter Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und Improvisationstalent meistern.

 

SCHANDFIEBER

 

Zum Glück gehen Helge Weichmann auch im fünften Band seiner Schand-Reihe rund um Tinne und Elvis die Ideen nicht aus und auch Rheinhessen bietet immer noch ausreichend aktuellen und historischen Stoff, der Grundlage für die Abenteuer der beiden ungleichen Helden bietet.

Tinne ist mittlerweile glücklich mit „ihrem“ Hauptkommissar liiert, den sie damals während des ersten Falls, in den sie verwickelt war, kennengelernt hat. Beruflich hat es sie aktuell in ein Forschungsprojekt verschlagen, das mittelalterliche Heilrezepte auf ihre heutige Wirksamkeit prüft.
Bei Elvis sieht es dagegen gar nicht rosig aus. Durch eine hinterhältige Intrige innerhalb der AZ-Redaktion wurde er Opfer eines fingierten Skandals, den er dann groß und breit als Reporter in die Zeitung gebracht hat. Nachdem die Lüge ans Tageslicht kam, scheint damit seine Karriere besiegelt und nun berichtet er von Kaninchenzuchtvereinen und Feuerwehrjubiläen.
Es hat den Anschein, als blieben Tinne und Elvis dieses Mal vor neuen Abenteuern verschont, haben sie doch auch gerade genug mit ihrem alltäglichen Leben zu tun. Neben Elvis‘ Sorgen im Job, kommen noch Sorgen um seinen Großneffen und seiner Frau hinzu. In einen schlimmen Unfall verwickelt liegen die beiden mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, was Elvis und Tinne zu Pflegeeltern auf Zeit ihrer kleinen Tochter Leonie macht.
Doch plötzlich gerät auch Tinnes Arbeitsalltag aus den Fugen: Eine Explosion verwüstet das Labor, einer der Forscher wird wenige Tage später mit Tollwut auf den Straßen Mainz gefunden, Tiere verschwinden auf unerklärliche Weise und als dann noch die Reliquien der Heiligen Hildegard gestohlen werden ist sich Tinne sicher: die ganzen Vorfälle müssen miteinander zu tun haben!
Es kommt, wie es kommen muss… Natürlich können weder Tinne noch Elvis ihre Nase aus den Vorfällen lassen und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln und geraten damit – mal wieder – in Lebensgefahr. Ob es der Kommune 47 und Hauptkommissar Laurent Pelizaeus gelingen wird die beiden zum wiederholten Male zu retten?

Nachdem die beiden in ihrem letzten Abenteuer bereits zum größten Teil in Mainz zugange waren, sind Tinne und Elvis auch in „Schandfieber“ hauptsächlich in Mainz unterwegs.
Trotzdem führen mehrere Ausflüge in die Umgebung, sei es in den Mäuseturm nach Bingen, wo die beiden eine Ausstellung rund um die Heilige Hildegard besuchen, oder in eine Firma nach Ingelheim, wo bezüglich des aktuellen Falls Ermittlungen durchgeführt werden.
Wieder einmal gelingt es Helge Weichmann Stein für Stein detailgetreu zu beschreiben. Jede Straße, jeden Stadtteil, jeden öffentlichen Platz könnte man nach der Lektüre aufsuchen und begehen. So fühlt es sich für ortskundige Leser tatsächlich so an, als würden sie Tinne und Elvis auf ihrer Spurensuche nicht nur lesend begleiten.

Es wird nie langweilig in Rheinhessen! Auch mit der Heiligen Hildegard und den alten mittelalterlichen Rezepturen hat der Autor ein weiteres historisches Thema gefunden, welches er den Fällen von Tinne und Elvis zu Grunde legen konnte. So verknüpft er wiederum die längst vergangene Zeit mit erst wenigen Jahren zurückliegenden Ereignissen und der aktuellen Situation.
Es wird schwer für den Leser dem Täter auf die Spur zu kommen, bevor Tinne und Elvis dies tun. Denn auch wenn im Hauptfall nur einer der Bösewicht ist, so schwelen hier und da kleinere Brandherde durch Intrigen und Konkurrenzkämpfe, die immer wieder von der eigentlichen Spur wegführen und sowohl die Protagonisten als auch die Leser weiter im Dunkeln tappen lassen.

In „Schandfieber“ wird es meines Erachtens noch ungleich brutaler und ekliger gegen Ende als es in den vorausgegangen Abenteuern der Fall war. Ich für meinen Teil, der kaum Krimis und Thriller liest, musste bei einigen Passagen ganz schön schlucken, um das Gelesene zu verdauen. Wer eins und eins zusammenzählt, kann sich wahrscheinlich denken was ihn bei Forschungen an alten Arzneien, einem akuten Fall von Tollwut und spurlos verschwundenen Tieren erwarten wird… Es wird blutiger als sonst in Weichmanns Geschichten!

Die letzten Kapitel jagen den Leser durch einen gnadenlosen Showdown, an einer Stelle liest sich die Geschichte beinahe wie eine Hommage an Stephen Kings „Cujo“, andere Stellen erinnern an Gerichtsmedizin – zum Glück obsiegt am Ende wieder die humorvolle Seite seiner Rheinhessen-Krimis, die er an einer Stelle des Buches gelungen aufs Korn nimmt, so dass man die liebgewonnen Helden am Ende erleichterten Herzens verlassen kann, – nachdem man ordentlich durchgeschnauft hat! – in der Hoffnung, dass Helge Weichmann noch weitere Themen aufspürt, denen sich Tinne und Elvis in weiteren Fällen widmen können.

Tinne nahm sich zusammen und konzentrierte sich auf die Büchersuche. […] Auf dem Weg zur Kasse kam sie an den Tischen mit den Regionalkrimis vorbei und rollte die Augen. Sie fand diese Art von Büchern schrecklich. Die Protagonisten mussten an den Haaren herbeigezogene Fälle lösen und dabei an mindestens 100 bekannten Örtlichkeiten vorbeikommen. (S. 175)

 

Reihen-Info:
Schandgrab
Schandgold
Schandkreuz
Schandglocke
Schandfieber

 

 

MUSS ICH HABEN!

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ebook:

 

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