Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Nina Casement
Verlag: Books on Demand
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 220 Seiten
JAGDSAISON
Fred will einfach nur noch weg, raus aus der gemeinsamen Wohnung, Kilometer um Kilometer zwischen sich und ihren Freund und ihre beste Freundin bringen, die sie beide schamlos ausgenutzt und belogen haben. Das Ziel: unbekannt. Erst einmal Richtung Norden, nach Schweden, vielleicht Finnland, sich treiben lassen. Während Fred einiges über die Gegenden, in denen sie verweilt, aber auch viel über sich selbst erfährt, trifft sie auf ein Männerduo, das dem Reisen scheinbar ebenfalls angetan ist. So dauert es nicht lange, bis sie sich ihnen anschließt und unbewusst eine ganz andere Richtung einschlägt.
Derweil erschüttern diverse Jagdunfälle Skandinavien, doch nur Karl Andersson glaubt eine Verbindung zu erkennen, wenn auch nur schwach. Da er jedoch nicht zur Ermittlerelite gehört und eher als faul und frustriert gilt, wird seinen Beobachtungen keine Relevanz beigemessen. Karl aber kann plötzlich nicht mehr aufhören sich mit den Fällen zu beschäftigen.
Wer kennt ihn nicht, diesen Drang, einfach mal ausbrechen zu wollen, alles hinter sich zu lassen, es auf sich zukommen lassen, wohin der Wind einen treibt? Dem Ruf folgen werden aber vermutlich die wenigsten, aus welchen Gründen auch immer. Nichtsdestotrotz kann allein die Vorstellung bereits befreiend wirken, so dass man schnell eine gewisse Verbindung zu Fred spürt. Man muss ihr Handeln nicht in allen Punkten gutheißen, den Mut der jungen Frau bewundert man dennoch, schließlich reist sie ohne Netz und doppelten Boden.
Als Fred auf die zwei Männer, die ebenfalls gen Norden unterwegs sind, trifft, weiß der Leser längst mit wem sie sich hier einlässt. Die Passagen, in denen man der Fantasien des Duos gewahr wird und auch ihrer Ausführung beiwohnt, lassen nicht nur den Atem stocken, sondern regelrecht das Blut in den Adern gefrieren. Die Autorin vermittelt die Szenarien so detailliert und realitätsnah, dass man sich unweigerlich die Frage stellt, ob dies wirklich allein ihrer Vorstellungskraft entsprungen ist oder wie die Recherche wohl abgelaufen sein mag.
„Jagdsaison“ ist genau das was auch der Untertitel bereits suggeriert, ein wahrlich „mörderischer Reisebericht“, der sich stilistisch aber durchaus Richtung Thriller bewegt. Der Leser erhält einen Überblick über die Gesamtsituation, verfolgt diverse Handlungsstränge gleichzeitig, weiß aber bis zum Schluss nicht auf welches Ende man sich einzustellen hat. Schließlich ist alles möglich, vieles denkbar und einiges unvorhersehbar, denn man kann den Figuren zumeist nur vor den Kopf schauen. Ob sie wirklich all ihre Gedanken offenlegen wird sich erst im weiteren Verlauf zeigen. Entsprechend ergibt sich eine Mischung aus reiner Darstellung der Fakten und Spannungselementen. Konzentriert man sich zunächst noch auf lokale Gegebenheiten und Touristenmagneten, steht schlussendlich einzig die Frage im Raum: Für wen endet die Reise in den Wäldern Skandinaviens?
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