Redakteur: Anette Leister
Anbei ein Interview (Quelle: Kindermann Verlag, Pressemappe zum 25-jährigen Verlagsjubiläum, Buch Contact) mit Barbara und Anna Kindermann.
Zuvor noch eine Information für Besucher der Leipziger Buchmesse:
Am Sonntag, 24. März 2019, von 13.00-13.30 Uhr liest Barbara Kindermann aus dem wunderschön nacherzählten Kinderbuch „Wilhelm Tell“ in Halle 2, Lesebude 1, H410/ G411.
Am Sonntag, 24. März 2019, von 12.30-13.00 Uhr liest Barbara Kindermann (Kindermann Verlag) gemeinsam mit Monika Bilstein (Peter Hammer Verlag) und Hildegard Gärtner (Verlag Jungbrunnen) aus den jeweiligen Neuerscheinungen in Halle 2, Lesetreff G420/ E421. Direkt am Stand des Kindermann Verlags (2 G104) können Sie vom 21.-24. März 2019 beim Drehen des Glücksrads Preise gewinnen.
Und nun viel Spaß beim Lesen!
Ich hoffe, ihr verfolgt in den nächsten Wochen auch die weiteren Beiträge und ich kann damit euer Interesse an dem Programm des Kindermann Verlags wecken, insofern ihr ihn noch nicht kennt :)
Wie kamen Sie auf die Idee einen Verlag zu gründen, der sich auf Klassiker für Kinder spezialisiert?
Dies alles entsprang einer einzigen Idee. Ich wollte Kinder für die spannenden Geschichten der Weltliteratur begeistern, und zwar in einem Alter, in dem noch keine Schwellenangst vor Klassikern existiert oder schulische Pflichtlektüre vielleicht für immer davor abschreckt. Mir war ein Kinderbuch zu Shakespeares „Der Sturm“ in die Hände gefallen, das ich meiner Tochter (damals 6 Jahre alt) vorlas: Sie fand es genauso packend wie irgendein anderes Buch, nebenbei merkte sie sich die markantesten Figuren wie Ariel, den Luftgeist, oder Prospero, den Zauberer. Dies war der Auslöser: Warum sollten es nicht Faust, Wilhelm Tell oder Hamlet sein, an die sich Kinder erinnern und die sie später immer wieder erkennen? Also begann ich zu schreiben. Und dachte dabei: Wenn ich schon als Autorin die Klassiker möglichst spannend und gut verständlich nacherzähle, warum sollte ich sie nicht gleich in einem eigenen Verlag veröffentlichen? Das ersparte das Klinkenputzen bei anderen Verlagen und machte mich frei und unabhängig, was Erscheinungstermine, Gestaltung und alles andere betraf – allerdings bedeutete es auch „learning by doing“ und ein großes finanzielles Risiko, da ich die Buchbranche noch nicht wirklich kannte.
Am Anfang haben Sie die gesamte Verlagsarbeit alleine gemacht. Wie war das und wie hat sich Ihre Arbeit/der Verlag weiterentwickelt?
Am Anfang bedeutete „selbstständig“ im wahrsten Sinne des Wortes „ständig selbst“. Das ist in einer Branche wie der Verlagsbranche, wo so viele Arbeitsschritte von unterschiedlichen professionellen Spezialisten getan werden müssen, natürlich schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie sollte ich auch in Personalunion Autorin, Grafikerin, Vertriebsmensch, Werbegestalterin, Lektorin, Pressefrau, Lizenzmanagerin etc. sein, das ist unmöglich. Dennoch bemühte ich mich mit unermüdlichem Einsatz und ackerte drauf los. Die Weltliteratur-Reihe kam bei den Endkunden dann zwar auch gut an, verkaufte sich in einigen Museen und Theatershops ganz ordentlich, aber Endkunden und Nebenmärkte reichen nicht aus, wenn der Hauptmarkt eines Verlags, der Buchhandel, nicht mitzieht. Und wie sollte er das, wenn die Produkte nicht hundertprozentig professionell und stimmig sind.
Ab 2002 sehen die Bücher aus dem Kindermann deutlich anders aus: hochwertiges Papier, Halbleinen, eine sichtbare grafische Gestaltung samt typografischem Konzept, auch neue, bekannte Illustratorinnen, darunter der große Klaus Ensikat, der gleich einmal den Faust illustrierte. Was war der Grund für den groß angelegten Relaunch? Und war das nicht ein erhebliches Risiko, noch einmal viel Geld in die Hand zu nehmen und in den Verlag zu stecken?
Da der erhoffte wirtschaftliche Erfolg zuerst ausblieb, gab es irgendwann nur zwei Möglichkeiten: Aufgeben, oder mit all der angesammelten Erfahrung das Ruder noch einmal herumzureißen und es mit einem umfassenden Relaunch neu zu versuchen. Aufgeben war für mich keine Option, dafür war ich von der Idee viel zu überzeugt und hatte auch schon viel zu viel Zeit, Geld und Herzblut hineingesteckt. Also hieß es optimieren, optimieren, optimieren! Eine Gestaltungsfirma erstellte ein neues Reihenkonzept, eine Grafikerin layoutete unsere neuen Werbemittel, ein Vertreternetz wurde aufgebaut, die Pressearbeit durch Pressereisen ergiebiger gemacht und hochwertige Künstler für die Illustrationen engagiert. Es war ein großes Glück, dass der herausragende Bilderbuchkünstler Klaus Ensikat für den ersten Band des Relaunchs gewonnen werden konnte: Faust. Schon das Cover ist ein Hingucker. Ich war so sehr vom Erfolg dieses Titels überzeugt, dass ich zur Buchmesse im Oktober 2002 in Frankfurt, wo der Titel neu vorgestellt werden sollte, eine Erstauflage von 10.000 Exemplaren drucken ließ – das war im Rückblick wirklich waghalsig, aber der „Faust“ schlug wie eine Bombe ein, erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, und bereits im Dezember 2002 musste nachgedruckt werden: Das war der Durchbruch!
Was ist das Wichtigste, was Sie in den 25 Jahren Verlagsarbeit gelernt haben? Wie würden Sie das in einem Satz zusammenfassen?
Man braucht ein stimmiges Produkt (möglichst ein Nischenprodukt) sowie ein kompetentes, engagiertes und zuverlässiges Team, das die Arbeit rund um dieses Produkt auch professionell umsetzen kann – man sollte auf keinen Fall jahrelang als Einzelkämpfer*in wie Don Quijote gegen die Windmühlen ankämpfen, wie ich es tat, das kann eigentlich nicht gut enden, obwohl …? ;-)
Fühlen Sie sich eher als Verlegerin oder als Autorin?
Da ich den Verlag aus der Idee heraus gegründet hatte, Weltliteratur für Kinder nachzuerzählen, überwog zu Beginn die Arbeit als Autorin, denn ich schrieb einfach drauf los. In den letzten Jahren rückte diese Arbeit aber gegenüber den verlegerischen Tätigkeiten eher in den Hintergrund.
Welche Reihen gibt es neben der Reihe „Weltliteratur für Kinder“ noch?
Zudem gibt es die Reihe “Poesie für Kinder”, in der einzelne klassische Balladen und Gedichte hochwertig illustriert erscheinen und mit Kindern zusammen gelesen, erfahren und zelebriert werden können. Die Reihe “Kinder entdecken Kunst”, die vier Bände enthält, bringt bereits kleinen, neugierigen Kindern ab 6 Jahre viel Spannendes über Matisse, Miro, Picasso und Kandinsky näher. Neu ist die Reihe “Kinder entdecken berühmte Leute” für Kinder ab 8 Jahren: Gestartet ist sie letztes Jahr zum 550. Todestag von Johannes Gutenberg mit einem Buch über dessen Leben, mit einzigartig schönen Bildern von Klaus Ensikat. Dieses Frühjahr erscheint der zweite Band über das Universalgenie “Leonardo da Vinci”, zu dessen 500. Todesjahr, mit genialen Zeichnungen des Schweizer Illustrators Paolo Friz. Die Reihe “Weltmusicals für Kinder” ist leider kaum als Reihe zu bezeichnen, da sie nur zwei Bände enthält, “Anatevka” und “My Fair Lady” – die Urheberrechte sind hier sehr kompliziert und schwer zu erhalten, daher haben wir diese Reihe wieder gestoppt.
Ihr Verlag feiert 2019 sein 25-jähriges Bestehen. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Dank eines zeitlosen, klassischen Programms, stimmigen Produkten, einer sehr starken, sich konstant verkaufenden Backlist, einem guten Lizenzgeschäft, einem wunderbaren Team, engagierten Vertreter*innen und Buchhändler*innen, die das Programm weiter empfehlen, begeisterten Leser*innen und viel, viel Glück!
Wenn bald Ihre Tochter ganz übernimmt: Fällt es Ihnen schwer, sich aus dem Verlag zurückzuziehen?
Nein, überhaupt nicht, weil ich den Verlag in absolut besten Händen weiß. Ich bin sicher, dass alle Entscheidungen und Aktionen genau in meinem Sinn getroffen werden.
Haben Sie einen Lieblingstitel?
Mehrere ;-). Der älteste ist “Romeo und Julia”, weil mir die terracotta-farbenen Illustrationen von Christa Unzner, die sie damals in Mexiko zeichnete, so gefallen. Der jüngste ist “Der Panther”, schon seit Jahrzehnten mein Lieblingsgedicht, und die bezaubernden Zeichnungen von Julia Nüsch berühren einfach das Herz. Dazwischen gibt es viele andere, so den “Osterspaziergang”, genial illustriert von Klaus Ensikat, den “Zauberlehrling” mit Bildern von Sabine Wilharm oder “Die Bürgschaft”, weil es einfach das allerschönste Gedicht über wahre Freundschaft ist.
Fragen an Anna Kindermann:
Wie haben Sie als Kind die Anfänge des Verlags miterlebt?
Natürlich war ich noch sehr klein, als der Verlag gegründet wurde. Aber heute freut es mich umso mehr, dass ich es war, die meine Mutter zur Idee inspirierte, Klassiker für Kinder neu zu erzählen! Mir war auf jeden Fall bewusst, dass sie sehr viel Zeit investierte, viele Stunden vor dem damals ersten Macintosh saß und ständig arbeitete. Ich liebte ihre Geschichten und Bücher und habe diese auch immer stolz meinen Freundinnen präsentiert. Was mir später erst bewusst wurde: dass sie alles komplett alleine aufgezogen hat. Da war nichts, und so von Null an einen Verlag zu gründen, aufzubauen sowie die Texte zu schreiben, muss eine unglaubliche Herausforderung gewesen sein. Durch die Schule und später viele Auslandsaufenthalte bekam ich leider nicht so viel vom Relaunch mit Ensikats „Faust“ 2002 mit, aber ich habe immer aus der Ferne mit Interesse verfolgt, was sich tut, und war sehr stolz auf die Erfolge, die sie als Verlegerin erzielte. Auf Messen half ich manchmal aus, und dort wurde mir auch klar, wie viele Menschen sie mit ihren Reihen begeistern konnte, da ich bei diesen Gelegenheiten zum ersten Mal im direkten Kontakt mit Kunden stand.
War es schon immer Ihr Wunsch, in den Verlag Ihrer Mutter einzusteigen?
Ehrlich gesagt, war es das früher nicht. Ich bin sehr viel gereist und habe nach meinen beiden Studiengängen des Medienmanagements und des Internationalen Business in Berlin und Paris immer vorgehabt, meinen eigenen Weg im Gastronomie-Bereich zu gehen. Als ich dann aber in einem renommierten Berliner Start-Up in der Reisebranche anfing zu arbeiten, ein Jahr lang mit einer 40-Stunden-Woche, änderten sich meine Pläne. Wieder in Berlin lebend, hörte ich nebenbei von meiner Mutter immer mehr aus dem Verlagsalltag und merkte, dass mich die Branche doch mehr interessierte, als ich ursprünglich dachte. Durch meine Erfahrungen im digitalen Bereich und gerade im Online-Marketing fing ich an, immer mehr Ideen mit ihr zu entwickeln und es wurde deutlich, dass ich mich sicherlich gut im Verlag einbringen könnte, zumal uns beiden klar war, dass der Verlag noch viel mehr Potential hat, als genutzt wurde, und es zu der Zeit auch noch einige Baustellen im OnlineBereich gab. Außerdem wurde mir bewusst, dass ich viel lieber das Familienunternehmen unterstützen möchte, als für jemand anderen zu arbeiten.
Ihre Mutter zieht sich mehr und mehr aus dem Verlagsalltag zurück. Wie ändert sich dadurch Ihr Arbeitsalltag?
Seit meinem Einstieg 2015 hat sich viel verändert und ich bin mit dem Verlag gewachsen, was einfach wunderbar ist. Es war das perfekte Timing – die ersten Jahre noch mit meiner Mutter im Büro zu arbeiten und in die typischen Verlagsbereiche eingewiesen zu werden, bevor ich seit Ende 2016 mehr Verantwortung übernehmen konnte. Sie ist natürlich immer noch bei wichtigen Entscheidungen miteinbezogen, aber sicherlich verändert sich das in Zukunft noch weiter. Ich handle immer selbstständiger und habe auch mehr Einfluss auf die zukünftigen Projekte sowie auf die Gewichtung der alltäglichen Aufgaben. Durch die gestalterische Tätigkeit erschließt sich mir hier auch noch ein großer Verantwortungsbereich, kurz, ich fühle mich mehr und mehr für die Zukunft des Verlags verantwortlich.
Zum Verlagsprogramm gehört nun auch eine App. Was war der Anlass, in die digitale Welt einzutauchen?
Zum 25-jährigen Verlagsjubiläum 2019 wollten wir etwas ganz Neues wagen. Die witzig-animierten E-Books stellen unserer Meinung nach eine wunderbare Ergänzung zu den Büchern dar und symbolisieren einen kleinen Schritt weiter in Richtung Digitalisierung. Vielleicht wird der eine oder andere Kunde somit auf uns aufmerksam, der mit seinen Kindern mehr Apps benutzt als Bücher kauft, wer weiß. Auf jeden Fall ist es ein spannendes Experiment, wobei wir natürlich E-Books auf keinen Fall als strategische Ausrichtung sehen, sondern eher als Nebenprojekt zum Jubiläum, als kleinen Bonus für unsere Kunden. Die Animationen sowie die Mini-Spiele am Ende jedes E-Books sind mit viel Liebe gestaltet, und die bekannten Hörbuchsprecher der Hörcompany in Hamburg, wie zum Beispiel Devid Striesow oder Rainer Strecker, verleihen den Titeln einen ganz besonderen Charakter.
Wie wollen Sie die Zukunft des Verlags gestalten? Planen Sie etwas ganz Neues?
Ich würde dem Verlag gerne zu noch mehr Wachstum verhelfen, aber natürlich der alten Linie treu bleiben. Wir sind gerade dabei, eine neue Reihe ins Leben zu rufen, die zwar keine Klassiker beinhalten wird, aber sehr schöne Bilderbücher für kleinere Kinder ab 4 Jahren, um so vielleicht auch noch eine neue Zielgruppe für den Verlag zu gewinnen, neben den klassischen Reihen. Das ist allerdings noch nicht spruchreif. Ansonsten ist es mir wichtig, die Hochwertigkeit der Bücher und des Programms, inhaltlich wie herstellerisch, unbedingt beizubehalten.
Was bedeutet Ihnen der Kindermann Verlag?
Der Verlag bedeutet mir natürlich sehr viel und ich bin stolz darauf, was meine Mutter in 25 Jahren auf die Beine gestellt hat, um Kindern einen Einstieg in die Weltliteratur zu ermöglichen. Umso mehr möchte ich dem Verlag auch in Zukunft zum Erfolg verhelfen, diese einzigartige Nische in der Verlagswelt stetig prägen und weiterentwickeln. Der Verlag steht für Qualität, Bildung und anspruchsvolle Unterhaltung – so soll es auch bleiben.
Haben Sie einen Lieblingstitel?
Ich habe natürlich viele Lieblingstitel. Bezüglich unserer Klassiker der Backlist bin ich ein großer Fan von Almud Kunerts märchenhaften, farbenfrohen Zeichnungen, wie in Shakespeares “Sommernachtstraum” und “Viel Lärm um Nichts” oder Georg Büchners “Leonce und Lena” in der Reihe “Weltliteratur für Kinder”. Bei den aktuellen Titeln bin ich absolut begeistert von Julia Nüschs eindrücklichen, bewegenden Bildern zu Rilkes “Der Panther”. Sie hat es geschafft, die Einsamkeit des Tiers unglaublich stark auszudrücken, sodass man als Leser, trotz des wenigen Texts, direkt in den Jardin des Plantes in Paris eintaucht und mitgerissen wird. Fragen an beide:
Wie wählen Sie Ihre Illustrator*innen und Autor*innen aus?
Anna K: Das kommt immer auf das Buch an, aber ich persönlich versuche moderne Künstler zu entdecken, die mir unter anderem auf internationalen Messen aufgefallen sind. Bei unserem neuesten Titel über Leonardo da Vinci bin ich so auf den Schweizer Paolo Friz gestoßen und er hat sofort zugesagt, die Bilder dafür zu zeichnen. Für unseren neuen Weltliteratur-Titel “Der Sturm”, der im Herbst 2019 erscheinen wird, habe ich Eva Montanari auf der Messe in Bologna entdeckt und angefragt, und sie ist mittendrin im “Sturm-Zeichnen”.
Barbara K: Ganz zu Beginn, als ich noch keine Kontakte in der Branche hatte, war es schwierig, gute Illustrator*innen zu finden. Mittlerweile kenne ich den sogenannten “Pool” an renommierten Künstler*innen und wir überlegen meist gemeinsam, wessen Stil wir uns für ein geplantes Projekt am besten vorstellen können. Fast immer klappt das dann auch bestens. Und Anna, wie gesagt, versucht auf Messen und im Internet neue Talente aufzuspüren.
Mit „Weltliteratur“ und „Poesie für Kinder“ haben Sie auf dem Markt eine Nische gefunden, Kunst und Biografien machen andere Verlage auch. Ist das schwieriger (also hinsichtlich Marketing, Vertrieb, Verkauf …)?
Anna K: Ich denke, es ist wichtig, sich bezüglich des Programms nicht nur auf die Nische zu stützen, sondern die Fühler auch in andere Richtungen auszustrecken. Natürlich ist es schwieriger, wenn man kein Alleinstellungsmerkmal mehr hat, wie es bei den Klassikern der Fall ist. Aber auch abseits der Klassiker heben sich unsere Bücher von anderen Biografie- oder Kunstbüchern für Kinder ab, weil wir sehr viel Wert auf Qualität legen, im haptischen wie inhaltlichen Bereich.
Barbara K: Zudem versuchen wir, das Erscheinen der “Berühmte-Leute-Bücher” mit entsprechenden Jubiläen zu koppeln, so dass ein grundlegendes Interesse zum Zeitpunkt der Publikation vorausgesetzt werden kann. Das hat bisher prima funktioniert: “500 Jahre Reformation” machten unser Luther-Buch im Jahr 2017 zum absoluten Bestseller, und auch das GutenbergBuch zum 550. Todesjahr 2018 läuft sehr gut.
Wie war es für Sie, als Mutter-Tochter-Duo zusammenzuarbeiten?
Anna K: Anfangs hatten wir einige Probleme, vor allem in der Kommunikation, aber ich denke das ist völlig normal. Wir mussten lernen, beruflich und privat zu unterscheiden. Es war für mich wichtig, langsam in meine Rolle hineinzuwachsen und von der langjährigen Erfahrung meiner Mutter zu profitieren. Wir spielten uns schnell als Team ein und ich konnte mein Wissen gut in den Verlagsalltag einfließen lassen, sodass wir uns wunderbar in vielen Bereichen ergänzen.
Barbara K: Ich muss gestehen, dass ich am Anfang große Zweifel hatte, ob das funktionieren könnte, da ich Anna nach ihrem Abitur während ihres 6-jährigen Studiums aufgrund ihrer zahlreichen Auslandsaufenthalte kaum zu Gesicht bekam und nicht einschätzen konnte, ob und wie sehr sie sich für eine solche Aufgabe begeistern bzw. sich einbringen konnte oder wollte. Sie hatte ja als Teenager nie besonders großes Interesse an meiner Verlagsarbeit, was völlig normal war. Umso überraschender kam für mich ihr Vorschlag im April 2015, mit einzusteigen. Das anfänglich fehlende Vertrauen führte durchaus hie und da zu Spannungen, doch löste sich das bald vollkommen in Luft auf und heute arbeiten wir wunderbar Hand in Hand und auf Augenhöhe. Sie hat herrlich frischen Wind und neue Ideen in den Verlag mit eingebracht.
Wie sah die Aufgabenverteilung bei Ihnen beiden im Verlag aus?
Anna K: Generell ist das Schöne bei uns im Verlag, dass jeder in alle Abläufe involviert ist und wir uns gegenseitig zu den meisten Themen beratschlagen. Offiziell bin ich für die Webseite, Gestaltung der Bücher und das Marketing zuständig, meine Mutter war vor allem für die generelle Verlagsleitung mit all ihren Bereichen und den Lizenzverkauf verantwortlich, in diesen Zuständigkeitsbereichen löse ich sie nun nach und nach ab.
Barbara K: Genau, und zwar hervorragend! Ich amtiere nach wie vor auf jeden Fall als Autorin für den Verlag und werde bei wichtigen Entscheidungsprozessen hinzugezogen. Und ein bisschen verfolge ich natürlich das ganze Geschehen aus gewisser Distanz immer noch, im Sinne von: “Big mother is watching you!” ;-)
Ist es ein Vorteil, sowohl familiär als auch beruflich miteinander verbunden zu sein?
Anna K: Anfangs war ich mir unsicher darüber, aber jetzt kann ich mit Sicherheit sagen: Absolut! Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sich sowohl privat als auch beruflich austauschen kann, da man sich auf beiden Ebenen sehr gut versteht und voneinander profitiert. Aktuell ist das besonders wichtig, denn wir freuen uns beide auf den Aufbruch in eine neue Ära. Am 2. Januar 2019 ist meine Tochter Ella Kindermann zur Welt gekommen und wir sind überglücklich. In diesem Jahr wird sich also das Familiäre und Berufliche noch mehr verknüpfen, da meine Mutter und ich wohl abwechselnd Kinder- und Verlagsbetreuung übernehmen werden.
Barbara K: Das passt einfach wunderbar! Unsere Lebensbereiche überschneiden sich nun an so vielen Stellen, dass wir uns noch näher stehen, uns noch besser kennen und verstehen und häufiger sehen: Das ist eine großartige gegenseitige Bereicherung und perfekte Konstellation. Und nach dem 25-jährigen Jubiläum Anfang 2020 wird Anna die Nachfolge im Verlag offiziell komplett übernehmen und ich mich nur noch als Autorin (und Babysitterin ;-)) betätigen.
Stand: Januar 2019