Rezension

[REZENSION] Zeit der Späher

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Zeit der Späher (OT: The Secret Keepers)
Autor: Trenton Lee Stewart
Übersetzerin: Nina Scheweling
Verlag: Thienemann
Reihe: Secret Keepers 1
empfohlenes Lesealter: ab 10 Jahren
Ausführung: Hardcover, 304 Seiten

 

 

Autor:
Trenton Lee Stewart, geboren 1970 in den USA, publizierte seit seinem Abschluss des renommierten Autorenworkshops der University of Iowa Bücher für Kinder und Erwachsene und war zudem als Dozent im Bereich Kreatives Schreiben tätig. Der erste Band seiner Kinderbuchreihe „Die geheime Benedict-Gessellschaft“ wurde in den USA u. a. in die Auswahl »Best Book of the Year« des »School Library Journal« aufgenommen, die Reihe war auch in Deutschland ein großer Erfolg. Trenton Lee Stewart lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Little Rock in Arkansas, USA.

 

ZEIT DER SPÄHER

 

Auf einem seiner Streifzüge durch die Stadt entdeckt Ruben an einem ganz und gar abgelegenen Ort ein alte Taschenuhr. Er sieht darin eine Chance seine Mutter zu unterstützen, indem er das Fundstück verkauft, doch während des Versuchs wird ihm klar, dass die Uhr ein unheimliches Geheimnis bewahren muss, denn plötzlich wird nach Ruben gesucht. Als er herausfindet was passiert, wenn man die Handhabung beherrscht, rückt zunächst alles andere in den Hintergrund. Doch bald bleibt ihm keine andere Wahl, Ruben muss der Spur der Taschenuhr folgen, um vom Gejagten zum Jäger zu werden…

In „Zeit der Späher“ wirft Autor Trenton Lee Stewart den jungen Ruben in ein Abenteuer, das dieser so ganz bestimmt nicht hat kommen sehen. Normalerweise ist er Geheimnissen und sonderbaren Ereignissen alles andere als abgeneigt, doch je tiefer er als Figur selbst in das Geschehen eintaucht, desto deutlicher werden auch die Gefahren. Hin und wieder erscheint sein Verhalten entgegen seinem Denken, wodurch man sich die Frage stellt, ob man als Leser den Hauptcharakter entweder falsch eingeschätzt hat oder er einfach selbst auf der Suche nach dem richtigen Weg ist, selbst wenn dabei manch anderes auf der Strecke bleibt. Denn zwischenzeitlich ist man sich beispielsweise nicht einmal mehr sicher, ob Rubens Antrieb wirklich daher rührt seiner Mutter helfen zu wollen.

Im Verlauf der Geschichte kommt es immer wieder zu Schwankungen im Gefüge, die in erster Linie auf eine nicht unbedingt stringente Erzählweise zurückzuführen sind. Ausladende Beschreibungen und zahlreiche Wiederholungen verwirren den Leser ab und an mehr, als dass sie die Handlung tatsächlich voran treiben. Hinzu kommen Andeutungen, die natürlich Hinweise auf das zu lüftende Geheimnis darstellen, dann aber zunächst wieder in der Versenkung verschwinden, weil die Prioritäten scheinbar anders gesetzt wurden. Das heißt nicht, dass sich hier keine spannenden Passagen verstecken, es ist nur mitunter schwierig ihnen die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken. Versucht man ein wenig Ordnung in die ganze Sache zu bringen, zeigt sich schnell, dass man es mit einer düsteren Geschichte zu tun hat, die im Verborgenen mehr zu bieten hat als es auf den ersten Blick scheint. Leider wird das volle Potential nicht ausgeschöpft, vielleicht wird sich das aber auch für den zweiten Band aufgehoben.

Werden über weite Strecken sämtliche Details ausgeschmückt, so endet dieser erste Band doch sehr abrupt. Ein paar mehr Antworten hätten durchaus nicht geschadet und auch eine gleichmäßigere Erzählweise wäre wünschenswert gewesen. So hat man das Gefühl diverse Stilwechsel zu durchlaufen, weil der Autor (oder der Übersetzer) sich ob der Geradlinigkeit nicht sicher gewesen wäre. Andererseits passt dies natürlich wieder zu der unsteten Art Rubens, was allerdings dann wieder zu unruhig und unrund erscheint. Wie dem auch sei – über die Intention lässt sich nur spekulieren – neugierig auf den nächsten Band ist man allemal.

 

 
 
Redakteur: Anette Leister
 
Bei einem Streifzug durch die Stadt findet Ruben eine alte Taschenuhr. In der Taschenuhr sieht Ruben eine Möglichkeit seine alleinerziehende Mutter finanziell zu unterstützen, denn das Geld ist immer knapp, obwohl seine Mutter ständig arbeiten ist und kaum Zeit für Ruben hat. Bei dem Versuch die Uhr zu veräußern, stellt sich heraus, dass hinter der Uhr ein großes Geheimnis stecken muss, denn kaum hat sich herumgesprochen, dass Ruben diese Taschenuhr gefunden hat, sind unheimliche Männer hinter ihm her, die versuchen in den Besitz der Uhr zu kommen, um sie dem „Schatten“ zukommen zu lassen, ein mysteriöser und boshafter Mann, der in Rubens Stadt herrscht.

Je länger die Uhr in Rubens Besitz ist, desto seltsamer verhält sich jedoch auch Ruben selbst. Will er die Uhr tatsächlich immer noch verkaufen, um seiner Mutter zu helfen, oder träumt er mittlerweile wie der Schatten davon Macht zu erlangen und mit Hilfe der Uhr über andere zu herrschen? Denn die Taschenuhr hat unvorstellbare Kräfte, die sich ihr Besitzer zu Nutze machen kann…

Trenton Lee Stewart hat mit „Zeit der Späher“ einen abenteuerlichen und spannenden Auftakt um die „Secret Keepers“ geschaffen, der einen mit seiner düsteren Atmosphäre und seinen mysteriösen Geheimnissen in den Bann zieht. Dennoch bin ich nicht frei von Kritik, da die Spannungskurve starken Schwankungen unterliegt.
Wo die Geschichte zu Beginn noch sehr langsam und schleppend voran schreitet und sich manchesmal in zu vielen Details verliert, ohne dass überhaupt etwas passiert, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse, bevor die Story letzten Endes recht abrupt endet. Andererseits ist es gerade das Ende, warum es einen danach giert zu erfahren, wie es mit Ruben und der Taschenuhr im zweiten Band weitergehen wird.

Der Schatten und seine Späher haben mich auf eine gute Art an Michael Endes Klassiker Momo erinnert. Ruben selbst ist ein sehr interessanter Charakter, der im Laufe der Handlung immer stärker in den Bann der Taschenuhr gerät und dadurch streckenweise recht unsympathisch beim Leser ankommt. Fast scheint es so, als würde er sich unter dem Einfluss der geheimnisvollen Uhr selbst in einen Menschen wie den Schatten verwandeln.

Was es mit den „Secret Keepers“ auf sich hat, erfährt der Leser erst kurz vor Ende dieses Auftaktbandes.
Zur Rettung des Autors sei jedoch erwähnt, dass die Geschichte im Original wohl in einem Band erschienen ist und die Story nur in der deutschen Übersetzung auf zwei Bände aufgeteilt wurde.
Immerhin sind beide Teile am gleichen Tag erschienen, so dass man, wenn die „Zeit der Späher“ beendet ist, direkt in die „Zeit der Jäger“ eintauchen kann, um Rubens Abenteuer weiterzuverfolgen.
 
 
Reihen-Info:
Zeit der Späher
Zeit der Jäger
 
 

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