Rezension

[REZENSION] Das alles ist Familie

Redakteur: Anette Wolf

Titel: Das alles ist Familie
Autor: Michael Engler
Illustratorin: Julianna Swaney
Verlag: ars Edition
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahren
Ausführung: Hardcover, 32 Seiten
Autor:
Michael Engler wurde in Niedersachsen geboren, wo das Land flach ist und die Wolken meist tief hängen. Schon lange wohnt er in Düsseldorf, wo die Wolken etwas höher hängen. Er lebt mit seiner Familie am Rand der Stadt, mit Blick auf einen Wald und sehr viel Himmel. Hier schreibt er Bücher für Kinder und Jugendliche, Hörspiele und Theaterstücke.

Illustratorin:
Julianna Swaney liebt Bücher, Tiere, Natur und Geschichte. Sie teilt ihr Zuhause in Portland (Oregon) mit ihrem Partner und einer Hand voll kleiner Pflegekätzchen. All diese Dinge inspirieren sie in ihrer kreativen Arbeit als Kinderbuchillustratorin. Ihre zarten Bilder entstehen mit Aquarell, Gouache und Farbstift.

 

DAS ALLES IST FAMILIE

 

Als Lars mit seiner Mama vom Einkaufen zurückkommt, findet er auf dem nassen Weg vor ihrem Haus ein Päckchen. Da der Regen die Anschrift darauf bis zur Unleserlichkeit verwaschen hat, und nur noch Familie und Meisenweg zu entziffern ist, macht er sich auf den Weg von Haus zu Haus und versucht den Besitzer ausfindig zu machen.
Gleich bei der ersten Familie trifft er auf das Mädchen Lina, welches Lars nun bei seiner Suche unterstützt.

Das Buch zeigt in einer einfachen Geschichte mit dem nicht zugestellten Päckchen auf, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist und das eine Familie nicht aus dem geläufigen Konstrukt Vater, Mutter, Kind bestehen muss.
Auf ihrer Suche lernen Lars und Lina beispielsweise verheiratete Frauen kennen, die ihre Tochter über eine Samenspende bekommen haben. Des Weiteren wohnen in der Meisenstraße eine Patchwork-Familie, eine Großfamilie in einem Drei-Generationen-Haushalt, ein verwitweter Vater mit seiner Tochter oder ein Paar mit Kindern, welches ohne verheiratet zu sein zusammenlebt. Das alles ist Familie!

Die Grundidee ist schön und in großen Teilen gut umgesetzt, dennoch hakt es an der ein oder anderen Stelle, mal mehr, mal weniger.
Nachdem die Geschichte unaufgeregt und eher langweilig daherkommt, da Lars und Lina nur die Familien abarbeiten und man die verschiedenen Familienformen dabei kennenlernt, kommt das Ende mit einer unerwarteten Auflösung daher, die mich persönlich nicht angesprochen hat.
Außerdem sind einige Familienkonstellationen arg konstruiert beziehungsweise überladen. Ein Beipiel dafür ist die internationale Familie, bei der nicht nur beide Elternteile Wurzeln in anderen Ländern haben, deren Kinder sind dann noch in weiteren unterschiedlichen Ländern zur Welt gekommen.
Doch gab es nicht nur Punkte, die mir nicht gänzlich gefallen haben oder die ich als störend empfunden habe, leider habe ich auch negative Anmerkungen.
Lars hat eine eher negativ behaftete Einstellung zu dem ihm bis dahin unbekannten Familienformen und hinterfragt manches, was in der Wortwahl und der Art, wie er es äußert, beim Lesen oder Vorlesen Fremdscham verursacht. So fragt er das Mädchen mit zwei Müttern „Sagst du dann zu einer Mama Mama und zur anderen Papa?“, was mich an den dummen Spruch mancher Erwachsener erinnert, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren fragen, wer denn in der Beziehung der Mann und wer die Frau ist.
In meinen Augen überhaupt nicht gelungen ist die Episode mit dem Ehepaar und ihrer adoptierten Tochter. Hier werden Klischees tot geritten und auch die Wortwahl im Text ist stellenweise grenzwertig. Dies hätte vermieden werden können, wenn man nicht auf Klischees gesetzt und das Thema Adoption vielfältiger und sensibler betrachtet hätte.
Erwähnenswert ist vorhandene Diversität im Buch mit PoC Figuren, einem Kind im Rollstuhl in der Patchwork-Familie oder nicht deutschen Ursprungs gelesenen Vor- und Nachnamen.
Außerdem spreche ich Triggerwarnung zum Thema Tod aus, da dieses beim verwitweten Vater mit seiner Tochter sehr direkt angesprochen wird.

Die großformatigen Illustrationen von Julianna Swaney sind farbenfroh in dezenten Tönen, verspielt und kindgerecht. Hier bekommt man das geboten, was auf dem Cover zu sehen ist. Mir gefallen die Bilder sehr gut.
Die Texte sind leicht verständlich und gut zu lesen, auf eine Doppelseite kommt im Schnitt eine halbe Seite Text.

Den Abschluss des Buches bilden zwei Doppelseiten mit Bildern und Texten zu den im Buch kennengelernten Familien, die durch weiterführende Informationen ergänzt werden. Zum Beispiel erfährt man, dass gleichgeschlechtliche Paare erst seit 2017 in Deutschland heiraten dürfen.
Am Schluss steht ein leerer Polaroidrahmen für die eigene Familie, in dem „Hier ist Platz für ein Foto von dir und deiner Familie“ zu lesen ist.

 
 

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