Rezension

[REZENSION] Almond

Redakteur: Leyla Luna Serbest

Titel: Almond
Autorin: Won-pyung Sohn
Übersetzerin: Sandy Joosun Lee

Verlag: HarperVia
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 272 Seiten, englisch
Autorin:
Won-pyung Sohn ist eine in Südkorea lebende Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Romanautorin. Sie absolvierte ein Studium in Sozialwissenschaften und Philosophie an der Sogang-Universität sowie ein weiteres in Filmregie an der Korean Academy of Film Arts. »Mandel« ist ihr literarisches Debüt und wurde in Südkorea zu einem überragenden Erfolg.

 

ALMOND

 

Den Roman „Almond“ von Won-Pyung Sohn hat eine Freundin von mir in der Buchhandlung entdeckt und wir beide verliebten uns sofort in das Coverdesign. Bis dato hatte ich noch nichts von einer Schriftsteller*in aus Südkorea gelesen, aber die Geschichte klang spannend und so wurde die Erzählung um den Jungen Yunjae mein erster südkoreanischer Roman!
Ich war zwar zunächst etwas skeptisch, weil die Autorin aus der Perspektive eines Kindes schreibt, dass eine mentale Störung hat, welche sie selber nicht hat; nämlich Alexithymia oder auch die Unfähigkeit, Gefühle zu erkennen oder auszudrücken. Aber gleich vorweg leitet sie den Roman mit ein paar Stichpunkten ein, in welchen sie klarstellt, dass sie versucht hat sich möglichst an neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob es nicht besser wäre, wenn jemand der diese Störung selber hat darüber schreiben würde – trotzdem hat mir das Buch gut gefallen!
Man begleitet Yunjae von seiner Kindheit bis in die Jugendjahre, zentral ist dabei natürlich immer sein emotionsloses Dasein in einer Welt, in der pausenlos von ihm erwartet wird, dass er sich der Norm anpasst: von Unsicherheiten der Mutter, weil ihr Sohn nie lächelte über Mobbing in der Schule, wenn er nicht die erwartete Reaktion zeigte. Neben den alltäglichen Problemen (die aber kein Problem für Yunaje darstellen, da er sie zwar wahrnehmen aber nicht mit (negativen) Gefühlen darauf reagieren kann), ist der Roman erstaunlich brutal. Ich habe mir vor dem Lesen nicht erwartet, dass so viel explizite Gewalt geschildert wird – ebenso Tiermissbrauch. Wer damit ein Problem hat, würde mit dem Buch nicht glücklich werden. Es ist gleichzeitig aber auch ein zum Teil sehr kitschiges Buch über Freundschaft und Familie, und eine Erzählung darüber, dass man über jegliche Erwartung hinaus wachsen kann.
Im Prolog findet die Überlegung statt, ob das Buch ein gutes oder ein schlechtes Ende nimmt – und es wird resümiert, dass „… neither you nor I nor anyone can ever really know wether a story is happy or tragic.“ Und es stimmt, ich könnte abschließend keine schwarz/weiß- Aussage über das Ende treffen. Einerseits finde ich es schön, dass trotz all der Brutalität keine pessimistische Haltung eingenommen wird, aber andererseits war es für mich doch ein wenig zu simpel und zu schön um wahr zu sein, dass für viele der schlimmen Schicksalsschläge in so einer kurzlebigen Erzählung Lösungen gefunden werden konnten.

 

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Am 15. Oktober 2024 erscheint der Roman in deutscher Übersetzung von Sebastian Bring im Verlag Aufbau/Blumenbar.

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