[REZENSION] 16 Uhr 50 ab Paddington

16 UHR 50 AB PADDINGTON

Elspeth McGillicuddy ist vollkommen sicher, in einem vorbeifahrenden Zug einen Mord beobachtet zu haben. Pflichtbewusst meldet sie die Vorkommnisse, doch die ungewöhnlichen Umstände lassen Zweifel aufkommen, zumal keine Leiche gefunden wird. Ohne zu zögern zieht Elspeth McGillicuddy ihre Freundin Jane Marple hinzu, deren messerscharfer Verstand und analytische Fähigkeiten weithin bekannt sind. Kaum dass die Erzählung verklungen ist, formt sich bereits ein Plan, den Ereignissen auf den Grund zu gehen.

Der Leser sieht zwischen den Zeilen förmlich vor sich, wie die Gedanken in Jane Marples Gehirn kreisen und sich, Zahnrädern gleich, ineinanderfügen. Selbstredend nicht alle gleichzeitig, hin und wieder hakt es auch, aber eins steht fest: Die Leiche muss gefunden werden. Gebannt verfolgt man so das Geschehen, das zahlreiche Hürden und Tücken bereithält und den Leser nicht nur einmal auf eine falsche Fährte lockt. Im Grunde erscheinen sämtliche Erläuterungen für die unterschiedlichen Szenarien durchaus plausibel – bis der nächste Verdächtige, inklusive sachgemäßer Darstellung, präsentiert wird. Doch Miss Marple lässt sich nicht beirren, sich aber auch nicht in die Karten schauen. Daher sind nicht nur die Protagonisten einigermaßen perplex ob der schlussendlichen Auflösung.

Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass Agatha Christies Werke Klassiker der Kriminalliteratur sind, die auch bei mehrmaligem Lesen nicht langweilig werden. In ruhiger Manier, mit viel Tiefgang und ausgeklügelten Handlungssträngen, weiß sie den Leser gekonnt zu fesseln. Dass man bei Miss-Marple-Romanen gleich Margaret Rutherford vor Augen hat, ist natürlich ein Nebeneffekt der Verfilmungen, verleitet aber glücklicherweise keineswegs dazu Buch und Film zu vergleichen.

Der Atlantik Verlag bringt nun Agatha Christies bekanntesten Werke in einer neuen Schmuckausgabe heraus – die ersten vier Titel sind bereits erschienen, die nächsten folgen im Frühjahr – die sich durch die Reihenoptik natürlich sehr gut in jedem Bücherregal machen. Sie bieten aber auch jedem, der noch nicht mit der Königin der Kriminalliteratur in Kontakt gekommen ist, einen wunderbaren Einstieg in ihr Schaffen.

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