Rezension

[REZENSION] Botanik des Wahnsinns

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Botanik des Wahnsinns
Autor: Leon Engler
Verlag: DuMont
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 208 Seiten
Autor:
Leon Engler wuchs in München auf und studierte Theater-, Film-, Medien-, Kulturwissenschaft und Psychologie in Wien, Paris und Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und Kurzgeschichten und wurde 2022 mit dem 3sat-Preis beim Bachmann-Wettbewerb ausgezeichnet. Er ist tätig als Autor, Psychologe und Dozent für Psychologie und Literarisches Schreiben. ›Botanik des Wahnsinns‹ ist sein Debütroman.

 

BOTANIK DES WAHNSINNS

 

„Die Methode des freien Assoziierens, das Herz der Psychoanalyse, bei dem der Patient seines ungehemmt ausschüttet, könnte Freud auch im Kokainrausch eingefallen sein. Waren Freuds Ideen bloß Zufallsfunde?“

Der menschliche Verstand, die menschliche Seele, ein Geheimnis, das zu entschlüsseln schon viele versucht haben. Ob es je gelingen wird, sämtliche Abzweigungen zu nehmen, alle Eventualitäten zu berücksichtigen, vorzudringen in gut verborgene und teils verschlossene Gebiete, den Grenzen der Vorstellungskraft zu trotzen?

Leon Engler legt mit seinem Debüt eine Familiengeschichte vor, mit deren Unterstützung er versucht, auf den Grund der Psyche zu blicken. Obwohl dabei zahlreiche Abgründe zutage treten, gelingt es ihm, niemals über selbigen zu treten und dem Leser gleichzeitig ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Er erklärt, analysiert, diagnostiziert, springt dabei in der Chronologie vor und zurück, und bleibt doch immer präsent.

Ein gleichsam großartiges wie gelungenes Zusammenspiel unterschiedlichster, teils gegensätzlicher Emotionen. Engler holt den Leser ab und nimmt ihn mit, niemals fühlt man sich verloren. Dennoch stellt man sich manches Mal die Frage, ob nicht doch weiterhin ausschließlich an der Oberfläche gekratzt wird, ob es sich nicht zu einfach gemacht wird mit dem Bedienen des ein oder anderen Klischees.

„Meine Mutter war nicht nur alkoholabhängig, sie war auch depressiv. Sie war nicht nur depressiv, sie hatte auch Panikattacken. Sie hatte nicht nur Panikattacken, sondern diffuse Ängste. Diese Worte und Kategorien werden dem Leid der Menschen nie gerecht.“

„Botanik des Wahnsinns“ ist ein Buch der Gegensätze im positiven Sinne. Inhaltlich keine ganz leichte Kost, stilistisch dafür umso lockerer und erfrischender, ohne die Ernsthaftigkeit der Thematik aus dem Blick zu verlieren. Ein ehrliches, angenehmes Werk, das durchaus zum Nachdenken anregt, vor allem aber niemals verurteilt. Eine lohnenswerte Lektüre, nicht nur für trübe Tage.

 
 

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