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[REZENSION] Wintergäste

Redakteur: Petra Pfingsten

Titel: Wintergäste
Autor: Sybil Volks 
Verlag: dtv
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 416 Seiten


Autor:
Sybil Volks lebt in Berlin als freie Autorin und Lektorin. 2015 erscheint ihr dritter Roman „Wintergäste“. Der vorherige Roman „Torstraße 1“ erzählte von zwei Familien und einem geschichtsträchtigen Gebäude im Herzen Berlins. Das Hörbuch zu „Torstraße 1“ war für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert, der Berlin-Krimi „Café Größenwahn“, ihr erster Roman, für den Glauser-Preis als bestes Krimidebüt. Außerdem hat sie zahlreiche Erzählungen und Gedichte veröffentlicht. Sybil Volks erhielt ein Literaturstipendium des Berliner Senats. Sie ist Mitglied bei den BücherFrauen und der Autorinnengruppe „die alphabettínen“.

WINTERGÄSTE

Inhalt:

„All das Kommen und Gehen in unserer Familie begann mit einem angekündigtem Tod und einem unangekündigten Sturm.“ (S.11)

Inge liegt im Bett und wundert sich. Alles ist so still und dunkel um sie herum, der Spiegel schwarz. Was ist passiert? Sie kann nicht reden und sich nicht bewegen. Ist sie tot? Sie denkt daran, was sie heute Morgen alles noch erledigt hat und wundert sich, dass man als Tote noch so viel denken kann. Aber wer weiß schon wie das Jenseits aussieht. Aber Inge will nicht sterben, nicht tot sein. Mitten in ihre Gedanken platzen Stimmen. Die Stimmen ihrer Familie. Sie sieht schemenhaft ihr Zimmer und ist fast ein bisschen entrüstet, das sie so daliegt, wo so viel Leben im Haus ist. Sie kann ja gar nicht tot sein – denkt Inge. Dann schaut ihr plötzlich ihre Tochter Kerrin in die Augen – und fällt in Ohnmacht.
Inge lebt ganz offensichtlich – es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Hatte sie einen Schlaganfall? Keiner kann sich erklären wie das passieren konnte. Die Ärztin steht vor einem Rätsel.

Es ist die Zeit kurz nach Weihnachten, der Baum steht noch in der Stube und im Haus Tide auf einer kleinen Nordsee-Insel hat sich die Familie Boysen versammelt. Der vermeintliche Tod der Mutter, Oma und Tante hat alle mitten aus ihrem Leben gerissen. Sohn Enno saß beim Arzt um zu erfahren ob er einen Hirntumor hat. Tochter Gesa, hochschwanger von ihrem Liebhaber, war gerade im Begriff Mann und Kinder zu verlassen. Tochter Berit war mal wieder dabei eine ihrer belanglosen Grabreden für Tiere zu schreiben. Sohn Boy kreuzte zu der Zeit mal wieder irgendwo auf einem Schiff in der Welt herum. Und Enkelin Inka war gerade als Austauschschülerin in Moskau und dabei ihre lesbische Seite und ihren Hang zu Gothic zu entdecken. Die Nachricht von Inges Tod hat alle (außer Boy) dazu veranlasst alles stehen und liegen zu lassen und sich auf den Weg in die Heimat zu machen. Die Nachricht von Inges Auferstehung erreicht sie leider zu spät.
Haus Tide, bisher nur bewohnt von Inge, ihrem Sohn Enno und dessen Frau Kerrin, füllt sich langsam mit Leben. Nach und nach kommt die trauernde Familie zusammen um dann zu erfahren, dass es ein Fehlalarm war, ein Versehen, ein medizinischer Irrtum.

Diese drei Generationen hocken jetzt mitsamt Ehepartner und Kindern in diesem alten Haus voller Erinnerungen – guten wie schlechten. Natürlich möchten alle nach der guten Nachricht, dass Inge putzmunter ist, das Eiland wieder verlassen, aber ein Unwetter zieht auf und macht ihre Pläne zunichte. Das führt unweigerlich zu Reibereien. Zwischen den Geschwistern treten alte Konflikte wieder ans Licht. Alte unbeglichene Rechnungen werden wieder aufgefrischt, verdrängte Gefühle kommen hervor und ein gut gehütetes Familiengeheimnis kommt ans Licht. Gesa sitzt hochschwanger von ihrem Liebhaber mit Noch-Ehemann und Kindern auf engstem Raum. Enno kann, dank des Wetters nicht klären, ob er nun einen Tumor hat und bald stirbt. Berit scheint die einzige zu sein, die ohne Partner und große Altlasten ist. Aber auch sie gerät durch die Enge und Nähe ins Grübeln über ihr Leben und den Sinn ihres Tuns. Und über all den Einzelschicksalen und Problemen schwebt die Frage – was passiert mit dem Familiensitz Haus Tide, wenn Inge dann doch irgendwann stirbt? Wer erbt es? Wird es verkauft? Was bringt die Zukunft? Und da hat jeder seine ganz eigene Vorstellung die sich während des Aufenthalts auch bei dem ein oder anderen ändern kann.

Meine Meinung:
Ein wunderschönes atmosphärisches Buch, das einen in den Bann zieht. Es ist ein Buch voller Geschichten die das Leben schreibt. Kleine und große Schicksale von 3 Generationen treffen aufeinander. Die Atmosphäre dieser rauen Landschaft, dieses alten Hauses zieht die Protagonisten in ihren Bann und verändert sie. Jeder besinnt sich auf das wirklich wichtige. Kommt zurück zur den Wurzeln, zu sich selbst. Eingeschlossen auf einer Insel, zusammen mit der Familie, fernab von fremden Einflüssen kommen verdrängte Wünsche ans Licht. Kapitel für Kapitel wird die Sichtweise der einzelnen Bewohner beleuchtet, wie sie dachten als sie im Haus ankamen und welche Entwicklung jeder so nimmt. Der Leser wird mitgesogen, man taucht ab in die Welt der Deiche, Schafe, Sturmfluten und Alkoven. Man hört den Sturm und schmeckt das Salz in der Luft. Jeder Leser wird sich in einer der Personen irgendwie wiederfinden und vielleicht auch anfangen über einiges nachzudenken. Ein zauberhaftes unaufgeregtes Buch für den Herbst. Einziger Störfaktor, aus meiner Sicht, sind die permanent zitierten englischen Songtexte, die jeder Protagonist zu jeder Zeit parat hat. Finde ich ein bisschen nervig. Trotzdem 5 Punkte von mir

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1 thought on “[REZENSION] Wintergäste

  1. Diese Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht, spürt nur leider nicht jeder und einigen hat das Buch absolut nicht gefallen, sie fanden es langweilig. Mich hat es begeistert.

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