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[REZENSION] Das Dorf der Lügen

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Das Dorf der Lügen
Autor: Barbara Wendelken
Übersetzer: -/-
Verlag: Piper
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 432 Seiten

Autor:
Barbara Wendelken wurde 1955 in Schwanewede bei Bremen geboren. Die gelernte Kinderkrankenschwester veröffentlicht seit 1996 regelmäßig Kinderbücher, Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien. Wenn sie nicht schreibt, genießt die Autorin mit ihrem Mann das Landleben in Ostfriesland.

DAS DORF DER LÜGEN

Erst kurze Zeit im Dienst, erschießt Polizeikommissarin Viktoria Engel einen 16-jährigen Jungen. Dabei gab es dazu keinen Grund, sie hat die Situation falsch eingeschätzt. Verwirrt und panisch zugleich inszeniert sie die Tat, als wäre es Notwehr gewesen. Trotz einiger kleiner Fehler im zeitlichen Ablauf, sehen die Kollegen keinen Grund, Viktoria Engel nicht zu glauben. Die Dorfbewohner jedoch glauben nicht an den Tathergang und fordern Gerechtigkeit. Als es eine weitere Leiche gibt, und der Tatort so hergerichtet wurde wie bei dem Jungen, gibt es nur noch Misstrauen im Dorf, egal wo man hinschaut…

Wie der Klappentext bereits verrät, weiß der Leser um die tatsächliche Situation, wie es zu dem Tod des 16-jährigen Jungen gekommen ist. Das ist allerdings auch der einzige Punkt, den man den ermittelnden Polizisten voraus hat. Allerdings fragt man sich doch, ob wahrhaftig so sehr darüber hinweggesehen wird, wenn der zeitliche Ablauf nicht stimmig ist. Man mag sich eigentlich nicht vorstellen, dass dies der Realität entspricht und Polizisten fast schon blind geglaubt wird.

Die Inszenierung des Gesamtgeschehens ist gut gelungen. Trotz dessen, dass man als Leser bereits ein wenig mehr weiß, als die Polizei, gelingt es kaum vorherzusehen was als nächstes geschieht. Kaum hat man sich auf einen Hauptverdächtigen eingeschossen, geschieht das Unfassbare, so dass man seine Meinung sehr schnell korrigieren muss. Entsprechend gut muss man kombinieren können, um dahinter zu kommen was hier gespielt wird. Denn die Figuren machen es einem alles andere als leicht. Nicht nur ihren Mitmenschen, sondern sogar sich selbst machen sie teilweise etwas vor. Daher ist es schwer zu erkennen wer die Wahrheit sagt und wer nicht.

Allerdings dauert es eine geraume Zeit, bis man an dem Punkt angelangt ist, dass man sich nicht mehr von der Geschichte losreißen kann und will. Der Anfang ist etwas zäh geraten und kommt nicht so richtig in Schwung. Hier wird scheinbar noch jedes Detail, sei es noch so unwichtig, ausgeschmückt, so dass sich eine langwierige Passage entwickelt. Glücklicherweise wird dies noch rechtzeitig überwunden, der Wechsel zu atemloser Spannung ist direkt spürbar. Ab diesem Punkt kann und will man das Buch einfach nicht mehr zu Seite legen, sondern man möchte nur noch wissen, ob die eigenen Gedankengänge dem entsprechen, was tatsächlich geschehen ist.

In einem solchen Dorf, wie es hier beschrieben ist, voller Misstrauen, möchte man selbst nicht leben wollen. Dennoch zieht das geschriebene Wort den Leser in den Bann und somit auch in das Geschehen hinein, ob man will oder nicht. Ein Entkommen ist erst nach Beendigung der Lektüre möglich.

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2 thoughts on “[REZENSION] Das Dorf der Lügen

  1. Ob man in so einem Dorf leben möchte, habe ich mich auch gefragt. Wahrscheinlich ist das Leben in einem Dorf grundsätzlich nicht mit dem Leben in einer Stadt zu vergleichen, wo die Anonymität vorherrscht. In einem so kleinen Dorf, wie im Roman beschrieben, kennt jeder sowieso jeden und Misstrauen gegenüber den Nachbarn entsteht da wahrscheinlich schnell.

    1. Ja, das glaube ich auch. Man kann dort vermutlich nicht einmal vor die Tür gehen, ohne dass es alle anderen sofort wissen (womöglich sogar schon, bevor man es selber weiß ;)).

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