Rezension

[REZENSION] Makrönchen, Mord & Mandelduft

Redakteur: Anette Leister

Titel: Makrönchen, Mord & Mandelduft
Autor: Elke Pistor
Verlag: Emons
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 272 Seiten

 

Autor:
Lesungstermine, Leseproben und weitere Informationen finden Sie unter www.elkepistor.de

Vita:
In Gemünd in der Eifel aufgewachsen, geprägt und der Region bis heute eng verbunden. Abitur in Schleiden. Studium der Pädagogik und Psychologie in Köln.
Nach kurzem Stopp am Niederrhein lebt sie heute in Köln, arbeitet als Autorin und Publizistin.
Seit 2009 mordet sie sich mit dem größten Vergnügen in schriftlicher Kurz- und Langform quer durch alle Gesellschaftsschichten, Personenkreise und Landschaften.
2014 wurde sie zur Sprecherin des SYNDIKATs, der Autorenvereinigung deutschsprachige Kriminalliteratur, gewählt.

 

MAKRÖNCHEN, MORD & MANDELDUFT

 

„Makrönchen, Mord & Mandelduft“ handelt von der Mittsechzigerin Annemarie Engel, die sich auf Grund von familiären Vorfällen in ihrer Vergangenheit zwischenzeitlich völlig zurückgezogen hat und alleine mit ihrem Kater Belmondo lebt. Notgedrungen geht sie einkaufen, wenn sie ihre Backvorräte aufstocken muss, sonst vermeidet sie es unter Menschen zu gehen. Sie ist gelernte Konditorin und ihr Bruder Harald verkauft ihre köstliche Weihnachtsgebäcke auf dem ortsansässigen Weihnachtsmarkt. Doch selbst mit ihrem Bruder kommuniziert sie nicht mehr als unbedingt notwendig. Warum dies so ist und das ihr Bruder der Grund für Annemies Zurückgezogenheit und Misstrauen gegenüber Menschen ist, erfährt man im Laufe der Geschichte. Denn schon bald stellt sich Annemies geregeltes Leben auf den Kopf. Ihr Bruder Harald wird auf Grund einer Gasexplosion auf dem Weihnachtsmarkt schwer verletzt, der Mann, mit dem er im Streit war, getötet. Nun muss Annemie notgedrungen den Schutz ihrer Backstube verlassen und sich auf die Suche nach dem wahren Täter machen. Denn so belastet die Beziehung zu ihrem Bruder ist… sie kann nicht glauben, dass Harald selbst hinter dem Vorfall steckt und damit den Tod seines Kontrahenten verursacht hat!

Der Weihnachtskrimi von Elke Pistor hat mich in mehrfacher Hinsicht überrascht! Zuallererst hätte ich nie eine derart tiefgründige Geschichte mit derart problembelasteten Figuren hinter dem farbenfrohen Cover und dem weihnachtlich gestimmten Titel erwartet. Gerade Annemies Geschichte geht einem beim Lesen sehr zu Herzen, dass sich eine Frau auf Grund von Vorfällen in ihrer Vergangenheit völlig aus dem aktiven Leben zurückzieht und eine richtiggehende Sozialphobie entwickelt. Sie hat keine Freunde, ist misstrauisch gegenüber allem Fremden, hat sich selbst gegen eine Heirat und Kinder entschieden, obwohl diese Möglichkeit in ihrem frühen Erwachsenenleben bestanden hätte und hat sogar Zwangsneurosen entwickelt. So steht ihr halbes Haus leer, weil dort alles so verblieben ist, wie es nach dem Tod ihres Vaters war und sie richtig ihr Essen nach den Wochentagen aus, jeder Tag steht für eine bestimmte Marmeladensorte, die es dann zum Frühstück gibt.
Der Unglücksfall auf dem Weihnachtsmarkt und das Zusammentreffen mit Farin Said, einem Flüchtling, der als Aushilfe bei ihrem Bruder beschäftigt war und nun eine neue Unterkunft sucht, nachdem Harald in Lebensgefahr auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus untergebracht ist, holen Annemie gegen ihren Willen aus ihrem Schneckenhaus. Man merkt, wie schwer es ihr fällt aus ihren Zwängen auszubrechen und sich auf Neues einzulassen, aber auf Grund der Umstände und des herzensguten Farin gelingt ihr das nach und nach.
Die Nebenfiguren Farin Said und die für die Behandlung von Harald zuständige Ärztin Maike Assenmacher sind Figuren, die das Herz des Lesers im Handumdrehen gewinnen. Vor allem durch die Figur von Farin kommen aktuelle Themen ins Spiel, die Elke Pistor locker in den eigentlichen Handlungsstrang einarbeitet und durch die Beziehung, die sich zwischen Farin und Maike entwickelt, bricht sie mit konservativen Ansichten unserer Gesellschaft.
Die eigentliche Handlung ist sehr auf Weihnachten ausgerichtet – schließlich ist ja ein Weihnachtskrimi ;) Der Aufhänger ist Annemies Arbeit als Konditorin und der Verkauf ihres Gebäcks auf dem Weihnachtsmarkt, der gleichzeitig der Tatort ist. Das Buch ist sehr appetitanregend, man sollte es vielleicht besser nicht lesen, wenn man auf Kalorien achten will, aber wer ist auch so verrückt in der Weihnachtszeit? Wer die vorgestellten Rezepte aus dem Buch nachbacken will, findet am Ende des Buches passend zur Adventszeit haargenau 24 Rezepte, ebenso ist das Buch in 24 Kapitel unterteilt. Annemies Gedanken drehen sich beinahe ständig um ihre Rezepte und die benötigten Backzutaten, man kann den Schlemmereien also beim besten Willen nicht entfliehen!
Durch die Tatmotive – tatsächlich kommt im Laufe der Geschichte heraus, dass es mehrere Personen gibt, die Interesse am Tod einzelner Personen hätten beziehungsweise Interesse daran haben, Geheimnissen aus der Vergangenheit auf den Grund zu gehen – zieht sich der weihnachtlich rote Faden stetig weiter. Intrigen und Streit, Zwiespalt zwischen Tradition und Neuerungen bestimmen den Weihnachtsmarkt, die einzelnen Standbetreiber sind sich uneins, wie es in Zukunft mit dem Markt weitergehen soll. Weiterhin als Verein mit individuellen Ständen oder professionell mit einem einheitlichen Konzept und standardisierten Buden?

Elke Pistors Weihnachtskrimi macht auch eigentlichen Nichtkrimilesern – zu denen ich mich weitestgehend zähle – Lust mit der ungewöhnlichen Ermittlerin Annemie Engel auf Spuren- und Mördersuche zu gehen. Die gut ausgearbeiteten und ungewöhnlichen Figuren sowie deren tiefgründiger Hintergrund führen dazu, dass man die Personen sehr gerne auf ihrem Weg begleitet und der Krimi aus der Masse heraussticht. Auch wenn man sich bei einigen Charakteren vor dem Showdown bereits denken konnte, dass sie in die Vorgänge involviert waren, so hat mich die komplette Auflösung am Ende dennoch überraschen können. Und trotz aller Probleme der Figuren kommt auch der Humor nicht zu kurz!

 

 

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