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[REZENSION] Die Diagnose

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Die Diagnose (OT: A Fatal Debt)
Autor: John Gapper
Übersetzer: Elvira Willems
Verlag: Piper
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 352 Seiten

Autor:
John Gapper, geboren 1959, ist Mitherausgeber der „Financial Times“ und Chefredakteur des Wirtschaftsressorts. Der mehrfach preisgekrönte Wirtschaftsjournalist und Sachbuchautor lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Brooklyn, NY. „Die Diagnose“ ist sein erster Roman.

DIE DIAGNOSE

Nachdem Wall-Street-Banker Harry Shapiro seinen Posten verloren hat ist er nicht mehr derselbe. Seine Frau macht sich Sorgen, so dass sie ihn zu dem jungen Psychiater Ben Cowper bringt, der gerade am Anfang seiner Karriere steht. Harry macht es Ben jedoch nicht leicht und will schließlich nach seinen Regeln spielen. Wieder besseren Wissen lässt Ben sich darauf ein und stimmt zu die Sitzungen bei Harry abzuhalten. Kurze Zeit später erschießt Harry einen anderen Wall-Street-Banker. Ben ist sicher, dass er für seine Fehleinschätzung gerade stehen muss, doch was dann geschieht, hätte er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen können…

Es war, als würde ich mich immer weiter in die Sache verstricken, wo ich mich doch eigentlich freizukämpfen versuchte. Trotzdem konnte ich nicht widerstehen. […] Ich hatte mich in Harrys Welt hineinziehen lassen, und jetzt musste ich die Wahrheit erfahren. […] Selbst wenn ich nie wieder aus diesem Wirrwarr herausfand, wollte ich zuerst weiter eindringen. (S. 186)

John Gapper lässt seinen Hauptprotagonisten, den Psychiater Ben Cowper, die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als alles schon vorbei ist. Dementsprechend lässt Cowper hin und wieder Sequenzen einfließen, die zu benanntem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden haben. Dadurch wird der Leser neugierig gemacht und es fällt schwerer, das Buch zur Seite zu legen. Die Erzählweise ist recht nüchtern, was zunächst leicht irritierend wirkt. Es scheint, als würden keinerlei Emotionen einfließen, sondern als würde bloß ein Tatsachenbericht wiedergegeben. Es zeigt sich aber, dass dieses Vorgehen zum einen stimmig zum Geschehen ist, andererseits aber überhaupt nicht so teilnahmslos ist wie es den Anschein macht.

Auf Grund des ruhigen Erzähltempos sind auch die Ereignisse als solche nicht gerade als rasant einzustufen. Dennoch wird stetig Spannung aufgebaut, die sich kontinuierlich steigert. Hin und wieder hätte man sich zwar schon überraschende Wendungen gewünscht, den Knaller bewahrt der Autor sich allerdings bis ganz zum Schluss auf.

Das Geschehen als solches mag für den ein oder anderen nicht unbedingt interessant sein. Die Wall-Street wird schon thematisiert und dementsprechende Fachausdrücke werden genutzt. Zeitweise fühlt man sich ein wenig verloren, da die Erläuterungen nicht ausreichend sind, um den gesamten Kontext zu verstehen. Glücklicherweise handelt es sich hierbei aber um einige wenige Passagen, die wirklich relevanten Sequenzen sind auch für Laien nachvollziehbar dargestellt.

Alles in allem bietet „Die Diagnose“ spannende Unterhaltung. Hinter dem Buch verbirgt sich weitaus mehr als der erste Eindruck auf den ersten Seiten den Leser glauben machen will. Es lohnt sich also dabei zu bleiben.

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