Rezension

[REZENSION] Die Waschanlage der Schutzengel

 

Redakteur: Anette Wolf

Titel: Die Waschanlage der Schutzengel
Autorin: Petra Steckelmann
Illustratorin: Mele Brink

Verlag: Edition Pastorplatz
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahren
Ausführung: Hardcover, 170 Seiten
Autorin:
Petra Steckelmann ist ein Kind der Siebziger und wurde in Hamburg geboren. Nach Zwischenstopps in verschiedenen Berufen lebt sie heute als freie Schriftstellerin in ihrer Geburtsstadt und findet auf langen Spaziergängen am Elbstrand die Ideen zu ihren Büchern.

Illustratorin:
Mele Brink: Geboren 1968 in Ostwestfalen, lebt sie seit Ende der 80er-Jahre in Aachen. Nach einem Architekturstudium (Ende ’98) hat sie sich dann doch lieber der Zeichnerei verschrieben und produziert seitdem heitere Bilder für kleine und große Menschen. Zum Glück hat sie ihrem Schutzengel noch nicht in die Augen geschaut, sonst würde er auch dauernd in Handtaschen nach Schlüssel, Smartphone, Schnupftuch suchen.

 

DIE WASCHANLAGE DER SCHUTZENGEL

 

Nachdem Justins Vater eine Tankstelle mit Autowaschanlage und Werkstatt an der Südküste Englands geerbt und gerade seinen Job verloren hat, beschließt die Familie ihr altes Leben hinter sich zu lassen und an die Steilküste inmitten eines Naturschutzgebietes zu ziehen.
Das Küstenstädtchen wirkt etwas verwunschen und altmodisch, ansonsten liest sich die Geschichte zunächst wie ein ganz normales Kinderbuch. Justin adoptiert kurz nach dem Umzug eine kleine Katze, seine Schwester darf sich auf der benachbarten Schaffarm ein Pflegeschaf aussuchen. Die Familie fühlt sich schnell in dem kleinen Küstendorf heimisch.
Doch was steckt hinter den Eimern mit Münzen, die in der Waschanlage stehen und jeden Morgen randvoll gefüllt sind, oder dem Flügelschlagen, welches Justin nachts hört? Dass Justin und seine Schwester ein Buch über Engel von ihrer Großtante geerbt haben, scheint mit diesen Geheimnissen verknüpft zu sein, doch wer wird Justin Glauben schenken, als er tatsächlich Engel in der Waschanlage entdeckt?

Zu Beginn empfand ich die Geschichte zwar als etwas langatmig, da sie einige Kapitel braucht, um richtig in Schwung zu kommen, nach dem Umzug in das Naturschutzgebiet und die Übernahme der alten Tankstelle mit Waschanlage zieht das Tempo jedoch an und Witz und Spannung führen dazu, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag.
Mir hat es sehr gut gefallen, wie Petra Steckelmann das Motiv der Schutzengel ganz neu und in meinen Augen auch völlig außer Acht von irgendwelchen religiösen Einflüssen oder Kitsch interpretiert hat. Es ist eine sehr moderne Umsetzung, in der Schutzengel heutzutage kaum noch ausreichend Zeit für ihre Flügelpflege finden, die doch so nötig wäre, um all den Schmutz und die Abgase, die sich Nacht für Nacht darin festsetzen, daraus zu entfernen. Wie gut, dass es die Waschanlage in den verträumten englischen Küstenstädtchen gibt, in der Justin das Erbe seiner verstorbenen Großtante antritt. Den Engel ergeht es im Endeffekt nicht anders als den Menschen, die sie beschützen müssen, die Welt wird immer schnelllebiger und stressiger.
In Justins Familie gibt es die üblichen Streitereien zwischen Geschwistern und natürlich Eltern, die die unglaublichen Geschichten, die ihr Sohn erlebt, nicht glauben wollen. Alltagsprobleme wie Jobverlust oder Leseschwäche sind in der Geschichte verarbeitet, ohne zu sehr in den Vordergrund zu treten.

Am Ende erwartet die Leser ein märchenhafter Schluss, der einen schönen Bogen zum Beginn der Geschichte schlägt.
Die Illustrationen und das farbige Lesebändchen machen diese außergewöhnliche Engelsgeschichte darüber hinaus zu einem richtigen Schmuckstück.

 
 

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