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[REZENSION] Daniel, mein jüdischer Bruder

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Daniel, mein jüdischer Bruder
Autor: Marianne J. Voelk
Verlag: Brunnen
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 304 Seiten

Autor:
Marianne J. Voelk („Rosalie“ im Buch), geb. 1933 in Nürnberg, heiratet nach Kriegsende mit 18 Jahren einen Spielzeugfabrikanten. Später studiert sie an der Dolmetscherschule Sprachen und leitet 17 Jahre eine eigene Privatschule. Anschließend Studium zur Gesundheitsberaterin GGB. Fachbuchautorin für Gesundheits- und Ernährungsthemen. Marianne J. Voelk lebt mit ihrem Mann in Franken.

DANIEL, MEIN JÜDISCHER BRUDER

Geboren 1933, wachsen Rosalie und Daniel gemeinsam auf. Die Familien sind schon lange eng befreundet, ungeachtet der Tatsache, dass Daniels Familie jüdisch ist. Doch wird es zunehmend schwerer für alle Beteiligten ihre Verbindung in der Form aufrecht zu erhalten, wie es bisher der Fall war, zu groß ist die Angst vor Entdeckung, sogar vor Verrat. Dennoch möchte niemand einfach aufgeben, so dass die Bande noch fester geknüpft werden, sofern überhaupt möglich, um gemeinsame Geheimnisse unter Verschluss zu halten. Unweigerlich kommt es schließlich aber doch zum Äußersten, Daniels Eltern können der Gestapo nicht entkommen, dem Jungen aber gelingt die Flucht. Von Rosalies Familie aufgenommen, mit gefälschten Papieren, beginnt, nach einem Umzug aufs Land, sein neues Leben. Obwohl die Angst vor Entdeckung nach wie vor allgegenwärtig ist, verleben die Geschwister eine gute Zeit. Immer wieder stellt sich jedoch die Frage: Wie lange kann das Geheimnis bewahrt werden?

Es liest sich wie ein Spannungsroman aus dem Zweiten Weltkrieg und doch handelt es sich dabei um eine wahre Geschichte, was man sich immer wieder vergegenwärtigen sollte. Marianne J. Voelk („Rosalie“) beginnt die Erzählung mit ihrer Geburt, an die sie selbst natürlich keinerlei Erinnerungen hat. Und doch liest sich die Darstellung so bildhaft, dass man keinerlei Bedenken hat, es hätte sich nicht alles wie beschrieben zugetragen. So kann der Leser verfolgen wie die Beziehung zwischen Rosalie und Daniel sich von klein auf entwickeln konnte, da ihre Familien glücklicherweise bereits im Vorfeld befreundet waren. In gewisser Weise kann man einen winzigen Bezug zur heutigen Zeit ebenfalls herstellen. Denn damals wie heute achten Kinder bei der Wahl ihrer Freunde weder auf Äußerlichkeiten, noch auf Herkunft oder sonstige sichtbaren Merkmale. Entweder man kommt gut miteinander aus oder eben nicht.

Natürlich müssen dennoch die äußeren Umstände einbezogen werden, wirklich frei entscheiden konnte wohl niemand, auferlegte Zwänge machten den Menschen das Leben schwer, mühsam begann man sich einzuordnen, um nicht aufzufallen oder gar aufzufliegen. Rückblickend darf wohl jeder „froh“ sein, der diese Zeit nicht aus eigenen Erfahrungen kennt, und doch sollten sämtliche Empfindungen nicht zu negativ behaftet sein. Denn natürlich gibt die Autorin diverse Fakten wieder, die unumstößlich sind, und doch zeichnet sie dabei ein Bild der Realität, das aufzeigt, dass es durchaus positive Erinnerungen zu verzeichnen gibt.

Der Leser hofft und bangt während der Lektüre regelrecht darum, dass Daniels Geheimnis nicht aufgedeckt wird, doch erscheint es naiv (abgesehen vom Hinweis im Klappentext) zu glauben, dass es niemals zur Entdeckung kommt. Es bleibt allerdings die Frage welche Konsequenzen sich ergeben werden. Die Geschichte der Kinder weiß zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, ohne auf Mitleid oder Verurteilungen aus zu sein. Tatsächlich ist es die Erzählung einer Familie, die mit diversen Hindernissen zu kämpfen hat, aber nicht bereit ist einfach aufzugeben. Das offene Ende lässt den Leser gleichsam betroffen wie auch hoffnungsvoll zurück. (Anm.: In der Taschenbuchausgabe werden einige Fragen im hinzugefügten Epilog geklärt.) Wie eingangs erwähnt muss man sich manches Mal in Erinnerung rufen, dass die Geschichte autobiographischer Natur ist, leicht könnte sie mit einem fiktionalen Werk verwechselt werden, im positiven Sinne gesprochen.

MUSS ICH HABEN!



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1 thought on “[REZENSION] Daniel, mein jüdischer Bruder

  1. Hallo und guten Tag,

    hm ich denke mir, auch in dieser Zeit gab es gute Menschen…die sich nicht von der allgemeinen Meinung haben mitreißen lassen….

    LG..Karin..

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