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[REZENSION] Gatti, Will – Diebe!

Will Gatti
Diebe!
Verlag: Beltz
413 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 340781058X
ISBN-13: 978-3407810588
empfohlenes Lesealter:12-15 Jahre

Inhalt:
In einer namenlosen Stadt Südamerikas kämpfen Baz und ihr Freund Demi ums Überleben im Großstadtdschungel. Die beiden sind Mitglieder einer Jugendbande. Tagsüber stürzen sie sich ins Getümmel der Stadt und beklauen Leute. Abends kehren sie zurück in die Slums, wo sie leben und von besseren Tagen träumen. Falls ihnen eines Tages der große Coup gelingen sollte, könnten sie der Welt der Armen den Rücken kehren.
Baz, Demi und einige andere Kinder leben zusammen bei einer Frau namens Fay, die sich um sie „kümmert“. Das Kümmern sieht so aus, dass Fay die Kinder auf Raubzüge schickt, um genug zum Leben und zum Zahlen von Schutzgeldern zu verdienen, sie selbst hält sich aus den Tagesgeschäften raus. Die Kinder müssen sämtliche Diebesbeute an Fay abtreten und erhalten als Gegenleistung Obdach und Essen.
Eines Tages schmiedet Fay große Pläne: Als junges Mädchen hatte sie ihr Baby an den Polizeicaptain der Stadt zur Adoption gegeben. Dieses Baby ist heute ein junger Mann, der in dunkle Geschäfte verstrickt ist und gemeinsam mit Fay plant sein Adoptivelternhaus auszurauben. Angeblich will er sich zusammen mit seiner leiblichen Mutter ein neues und sorgloses Leben aufbauen. Doch Fay hat auf das falsche Pferd gesetzt… Ihr leiblicher Sohn hat ganz andere und rein egoistische Pläne. Er ist korrupt und setzt ohne mit der Wimper zu zucken das Leben von Unschuldigen aufs Spiel, um seine Pläne zu verwirklichen.
Demi wird bei dem angeblich 100% sicheren Raubzug angeschossen und verschleppt. Seine Freundin Baz setzt ihr eigenes Leben und das von Freunden aufs Spiel, um Demi zu retten. Dabei erhält sie Hilfe von Personen, mit denen man gar nicht gerechnet hätte, während Fay den besten Dieb ihrer Bande nach dem gescheiterten Raubzug fallen lässt…
Eigene Meinung:
Will Gatti hat mit „Diebe!“ ein spannendes und in meinen Augen sehr authentisches Buch geschrieben. Die Kinder der Diebesbande unterhalten sich in einer Gossensprache, der man anmerkt, dass es sich um Straßenkinder ohne Schulbildung handelt. Sie können nur wenige Wörter lesen: ihre eigenen Namen und die wichtigsten Straßennamen der Stadt, damit sie von ihren Raubzügen zurück in die Slums finden. Durch die glaubwürdigen Charaktere und die detaillierten Schilderungen fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt. Will Gatti versteht es auf meisterhafte Weise dem Leser seine Figuren nahe zu bringen – so habe ich mit Baz und Demi während der ganzen Geschichte gelitten, und Fay und ihren leiblichen Sohn stellenweise gehasst!
Am meisten betroffen hat es mich, dass das Leben eines Kindes nichts wert ist! Sei es wie Fay ihr Baby zu Geld gemacht hat, oder wie sie Kinder aus ihrer Bande verkauft. Sie weiß genau, dass sie damit das sichere Todesurteil dieser Kinder unterschreibt, denn sie sind nach dem Verkauf zum Leben – oder eigentlich Sterben – als Arbeiter auf einem Müllberg verdammt. Wie oft sagt Fay, dass Demi mit seinen flinken Fingern der Meisterdieb der ganzen Stadt ist, aber als er angeschossen und verschleppt wird, schreibt Fay ihn ab, denn die Kinder haben nur Verwendung für sie, solange sie ihre Arbeit leisten können und ihr nicht zur Last oder sogar zur Gefahr werden.
Fazit:
Ein fesselnder Jugendroman, der mit seiner authentischen Sprache und einem geschickt aufgebauten Spannungsbogen den Leser in seinen Bann zieht. Und gleichzeitig ein Buch, das es schafft ohne erhobenen Zeigefinger zu erzählen, dass Schulbildung und ein sicheres und geregeltes Familienleben für Kinder keineswegs überall auf der Welt selbstverständlich sind!

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