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[REZENSION] Sillig, Olivier – Schule der Gaukler

Olivier Sillig
Schule der Gaukler
Verlag: Bilger
434 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3037620080
ISBN-13: 978-3037620083

 

Kurzbeschreibung:
Liebe Leserinnen und Leser, treten Sie ein in die wundersame, phantastische Welt der SCHULE DER GAUKLER. Lassen Sie sich erzählen, wie dieses DING bei einem denkwürdigen Kartenspiel vom alten Schausteller Hardouin gewonnen wurde. Wie der seinen Assistenten Tiécelin vor dem sicheren Tod gerettet hat, als dieser ein Junge von sieben Jahren war. Auf den Wegen und Irrwegen der beiden begegnen Sie der Wahrsagerin Grand Macabre, die das wahre Leben des Hermaphroditen erfinden wird, Sie hören mit Staunen die Geschichte von Juan, der mit Kolumbus nach Westindien fuhr, Sie machen Bekanntschaft mit dem Mongoloiden Mondgesicht, begegnen der blinden Ava und ihrem entstellten Bräutigam, schließlich dem zarten Ritter Delphin, einem Nachfahren Jeanne d’Arcs, mit seinem furchteinflößenden Knappen und, nicht zuletzt, der Schildkröte Carolingine.Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, in der barock beschriebenen Welt der SCHULE DER GAUKLER. Einer Welt im Übergang vom Mittelalter zur Renaissance. Einer Welt, in der Geschlechterrollen aufbrechen, einer Welt auch ohne Gott, in der der Mensch allein ist und selbst die Verantwortung für sein Tun und Treiben übernehmen muss. DIE SCHULE DER GAUKLER ist vor allem auch ein Märchen. Man fragt sich, wohin uns dieser Teufelskerl, Olivier Sillig, noch nasführen wird. Groteske Szenen, Beschreibungen von betörender Schönheit und unsäglichem Dreck fesseln uns, das Feuerwerk der Fabulierkunst lässt den Atem stocken; bis der Autor nach einer letzten poetischen Pirouette zum logischsten aller Schlüsse kommt: Die Welt dauert nur fort durch die Kinder der Kinder der Kinder, die wir eines Tages (sein) werden.
 
Eigene Meinung:
Olivier Sillig erzählt die Lebensgeschichte des Gauklers Hardouin, im Gepäck ein in Alkohol eingelegter Hermaphrodit. Es ist aber nicht nur seine Geschichte, sondern auch die Geschichte dieses namenslosen Hermaphroditen, seiner beiden Assistenten Tiécelin und Juan, und dem Grüppchen sonderbarer Menschen, die sich nach und nach dem Gaukler und Schauspieler auf seiner Reise durch Europa anschließen. Die Geschichte streift entführt den Leser auf den Karneval von Venedig, begleitet Kolumbus´ Fahrt nach Westen und zu guter letzt auf dem Galgenberg von Marseille.
Der Autor schreibt, als würde er nicht über das ausgehende Mittelalter schreiben, sondern als hätte er die Geschichten dieser Gaukler hautnah miterlebt. Es wirkt nichts erfunden, oder dazu gedichtet, die Sprache wirkt so echt und voller Magie, dass man sich tatsächlich ins Mittelalter versetzt fühlt. Zwischendurch hatte die Geschichte für mich einige Längen, als der Autor zu sehr auf die Sexualität der Protagonisten einging und der Erzählfluss unterbrochen wurde von einer Rückblende in Hardouins Leben vor dem Zusammentreffen mit Tiécelin und einem Ausblick in die Zukunft, bei dem es zu einem Aufeinandertreffen Tiécelins mit Hardouins erstem Assistenten Juan kommt. Die handelten Protagonisten sind nicht nur durch ihren erwählten Beruf Grenzgänger der Gesellschaft, sondern auch durch angeborene oder erlangte Behinderungen, Homosexualität oder einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte. Einige Handlungsstränge tragen derart märchenhafte Züge, dass Realität und Utopie auf wundersame Weise vermischt werden.
Insgesamt war der Roman „Schule der Gaukler“ ein außergewöhnliches Leseerlebnis für mich, da er von der Sprache und der Geschichte so unheimlich authentisch wirkt.
Direkt ins Auge gestochen ist mir in diesem Fall die Aufmachung des Buches. Der Klappentext ist um 90 Grad verdreht zum Buchcover zu lesen und beginnt zusammen mit dem Titel des Buches bereits auf dem Buchrücken.
 
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