Janne Teller: “Jeder hat einen Pierre Anton im Kopf.”
Nach meinem ersten Besuch im Oktober, war ich gestern zum zweiten Mal auf einer Lesung im Literaturhaus Frankfurt.
Janne Teller las aus ihrem Roman “Nichts. Was im Leben wichtig ist.” Moderiert wurde die Veranstaltung von Ulrike Schneiberg (HR2-Kultur).
Quelle Literaturhaus Frankfurt:
Janne Tellers „Nichts“ (C. Hanser) hat das Gegenteil davon ausgelöst. Erst wurde diese Parabel über den (Un-)Sinn des Seins boykottiert, heute ist sie Schullektüre in Dänemark. Die Ausgangssituation: Ein 14-Jähriger stellt existentielle Fragen und konfrontiert damit seine Mitschüler. Nur – worin liegt eigentlich die Provokation, wenn Heranwachsende auf Sinnsuche gehen? Es sind wohl die Radikalität, mit der Pierre schockiert, und die düsteren Konsequenzen daraus. Urplötzlich setzt er dem Unsinn des Alltags ein Ende, sitzt im Baum und bewirft seine Mitschüler mit Pflaumen. Und mit Worten: „Alles ist egal. In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben.“ Um das Gegenteil zu beweisen, beginnt die Klasse zu sammeln, was Bedeutung hat. Ein geliebtes Haustier wird getötet. Ein Kindersarg landet auf dem „Berg der Bedeutung“. Ein Mädchen opfert seine Unschuld, ein Junge einen Finger. Was harmlos anfing, wird immer unerträglicher. Was ist passiert? Und warum? Im Gespräch mit Janne Teller geht die Moderatorin Ulrike Schneiberg dem nihilistischen Konzept dieses außergewöhnlichen Romans auf den Grund.
Die Lesung und die anschließende Diskussion waren sehr interessant, allerdings war ich mir danach endlich sicher, dieses kontrovers diskutierte Buch NICHT lesen zu wollen.
In mehreren gelesenen Abschnitten und den anschließenden Fragen kam eigentlich alles zur Sprache, was mich an der Thematik interessiert hätte, sogar das Ende des Buches, was nach einer ausgiebigen Diskussion vielleicht noch interessant gewesen wäre, hat sich für meine Neugierde erübrigt, da eine übereifrige Zuhörerin mit zwei Fragen zum Buch genau dieses beantwortete. Na herzlichen Dank…
Ansonsten finde ich einige Details der Geschichte schon sehr eklig, und wenn ich Ekel beim Lesen empfinden will, widme ich mich lieber einem Thriller als einer philosophisch angehauchten Geschichte. Mal ganz davon abgesehen, dass, wie die Autorin in der Diskussion selbst sagte, jeder – also auch ich – einen Pierre Anton im Kopf hat, und von daher erfahre ich durch die Geschichte nichts Neues, außer, dass ich vielleicht noch mehr Grübeleien über den Sinn des Lebens anstelle als ich es jetzt schon tue.
Neben “Nichts” wurde auch auf Janne Tellers neues Buch bzw. Essay “Krieg. Stell dir vor, er wäre hier.” eingegangen. Insgesamt wieder eine gelungene Veranstaltung des Literaturhauses Frankfurt, auch wenn mich das Buch dann letztendlich (insbesondere auch wegen des Schluss-Spoilers) dann doch nicht so überzeugt oder gereizt hat, dass ich es lesen möchte.