Am 28. Juli 2012 fand in Fechenheim ein Literaturfestival statt, dass Nachwuchsautoren eine Plattform bot. An fünf verschiedenen Standorten dieses Frankfurter Stadtteils stellten über 20 Autoren ihre Werke vor.
Ich besuchte vier Lesungen im „Bier-Hannes“ der gut erreichbar direkt an der Straßenbahn-Linie in Fechenheim gelegen ist. Leider machte der „Bier-Hannes“ auf mich keinen sehr einladenden Eindruck und man hatte es von Organisatorenseite versäumt, direkt am Eingang auf die Veranstaltung hinzuweisen. So musste ich erstmal in den recht ungastlich wirkenden rustikalen Gastraum eintreten und erfragen, ob und wo genau die Lesungen stattfinden sollten, um dann direkt wieder nach draußen verwiesen zu werden in den angrenzenden Biergarten.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kristallisierte sich für mich außerdem heraus, dass es sinnvoll gewesen wäre, pro teilnehmende Lokation mindestens einen Organisator von Anfang an vor Ort zu haben. Der Autor Ewart Reder las zu Beginn noch im Biergarten, und dort waren die Umgebungsgeräusche einfach zu laut, um sich auf den Inhalt seines Werkes angemessen konzentrieren zu können. An den Nachbartischen wurde geschwatzt, der Kies knirschte bei jedem Schritt und ab und an plätscherte ein Regenschauer auf das Pavillondach. Zum Glück bot sich die Möglichkeit in einen separaten Raum der Gaststätte umzuziehen, so dass es nun möglich war Ewart Reders Lesung und den anschließenden Programmpunkten aufmerksam folgen zu können.
16:30 Uhr: Ewart Reder aus „Die Liebeslektion“ (oben links)
17:30 Uhr: Christina Fischer aus „Dämonenbraut“ (oben rechts)
18:30 Uhr: Claudia Rapp aus „Sex, Zeitreisen und Rock’n’Roll“ (unten links)
19:30 Uhr: Maud Schwarz aus „Tempus“ (unten rechts)
Bei Ewards Reders Buch handelt es sich um zeitgenössische Literatur, die im Stadtteil Fechenheim spielt. Danach las die Autorin Christina Fischer aus ihrer Urban-Fantasy-Geschichte „Dämonenbraut“, bevor sowohl Claudia Rapp als auch Maud Schwarz ihre Zuhörer auf eine Zeitreise mitnahmen, wobei Claudia Rapps Geschichte das interessierte Publikum nach Finnland entführte und Maud Schwarz noch weiter zurück in die Zeit sprang in das alte Rom zu Zeiten Julius Cäsars.
Neben den etwa halbstündigen Lesungsparts war im Anschluss genügend Zeit die Autoren mit Fragen zu löchern und vor Ort die vorgestellten Bücher zu erwerben und signieren zu lassen. Da ich ja zur Zeit meinen hohen Bücherbestand entschlacke ist „Sex, Zeitreisen und Rock’n’Roll“ fürs erste nur auf meiner Wunschliste gelandet, „Tempus“ habe ich mir jedoch gekauft und auf der Rückfahrt nach Hause auch direkt hineingeschmökert. Mittlerweile habe ich das Buch beendet und empfehle es gerne weiter. Mich hat vor allem das unerwartete Ende sehr überrascht und beeindruckt.
Es bleibt zu hoffen, dass das Fechenheimer Literaturfestival keine einmalige Veranstaltung bleiben wird, auch wenn die Organisation noch kleine Schwächen aufwies und die Veranstaltungen (zumindest im Bier-Hannes) recht schwach besucht waren. Ab der dritten Lesung schien es leider so, dass neben den Veranstaltern, Presse, den anderen Autoren und deren Begleitung außer mir kein weiteres Publikum mehr vor Ort war. Sehr schade, die anwesenden Autoren haben ihre Sache wirklich super gemacht (obwohl es für einige die erste öffentliche Lesung war) und hätten ein größeres Publikum verdient. Leider zeigte das ausreichend vorhandene Laufpublikum des Bier-Hannes kaum Interesse an der Veranstaltung.
Auch wenn einige Punkte der Verbesserung bedürfen, wäre ich bei einem zweiten Fechenheimer Literaturfestival wieder dabei, aber wohl nicht mehr beim Bier-Hannes, der in meinen Augen einfach nicht den richtigen Rahmen für eine solche Veranstaltung bot.
Kurzbeschreibungen der Bücher der besuchten Lesungen:
Ewart Reder „Die Liebeslektion“
Eine Lehrerin wird von ihrem Schüler gekidnappt. Die Bedingung für ihre Freilassung scheint absurd: Sie soll aufschreiben, was sie von diesem Schüler hält, der sich von ihr missverstanden und unbeachtet fühlt. Während er auf Erklärungen und Verständnis hofft, schreibt sie heimlich ihre ganz eigene Geschichte. Der Roman ist geschickt konstruiert: Zweckmäßig eingesetzte Sprechsprache wechselt mit breiter Epik samt ironischen Zwischentönen sowie lyrischen Bausteinen, die ihre Wurzel zum Teil im Mittelhochdeutschen haben. Dabei wird der Leser schnell ein Suchender; die Verwirrung, die aus der Bahn werfende Ereignisse mit sich bringen, erlebt er somit nicht nur in thematischer, sondern auch in sprachlicher Hinsicht. Reder zeigt die menschlichen Abgründe langsam, entschleunigt die Zeit und wirft den Leser zurück auf grundsätzliche Fragen: Wie sollen wir handeln? Wo lauern die Gefahren in uns selbst und in der bewussten, viel wichtiger aber in der unbewussten Interaktion zwischen uns und den anderen? Was ist der Mensch?
Christina Fischer „Dämonenbraut“
Vor 60 Jahren brach eine Virus-Epidemie aus. Was vorher nur vereinzelt auftrat, häuft sich nun: Menschen verwandeln sich in sich in Hexen, Vampire, Werwölfe oder Dämonenbräute, kurz: in A-Normalos. Die Agentin Sophie Bernd ist eine von ihnen, eine Dämonenbraut, die mit einem Tropfen ihres Blutes Dämonen aus einer anderen Dimension rufen kann, die ihr in kritischen Situationen zum Gehorsam verpflichtet sind. Mit dieser Gabe verdient sie ihr Geld und bekämpft diejenigen, die sich in der neuen Welt nicht an die Regeln halten. Gemeinsam mit ihrem Partner, dem werdenden Vampir Julius, macht sich Sophie auf die Jagd nach einem Psychopathen, der es auf Hexen und Magier abgesehen hat, um seine eigene Macht zu stärken. Kaum verwunderlich, dass sie dabei auch auf den charmanten Samuel trifft, den mächtigsten Hexenmeister der Stadt, und sich fragen muss: Hat er etwas mit den Morden zu tun? Christina M. Fischers Debüt-Roman mischt Urban Fantasy mit Mystik, abgerundet mit spannenden Thriller-Elementen und verfeinert mit einer Prise Erotik und viel Humor.
Claudia Rapp „Sex, Zeitreisen und Rock’n’Roll“
Zeitreisen ins Mittelalter sind erst der Anfang… Vom heutigen Wien direkt zu den Wikingern und wieder zurück – Diesen Zeitsprung macht Luise Fink, als sie die Musik der finnischen Metalband Lumiukko zum ersten Mal hört. Und jedes Mal wieder, bis es ihr zu bunt wird und sie der Sache auf den Grund geht. Den Sommer über folgt sie den Musikern von Festival zu Festival und kommt ihnen gefährlich nah, aber das Rätselhafte bleibt: Wieso sehen die Rocker von heute den Männern von vor 1000 Jahren so ähnlich? Wer steckt hinter den Sabotageakten, die sich zu häufen beginnen? Kann man Zeitreisen steuern? Roadmovie und Historischer Roman, Festivaltagebuch und Geheimbundkrimi, verrücktes Abenteuer und übermütige Liebeserklärung an die Macht der Musik – ein Trip mit Sex, Zeitreisen und Rock’n’Roll.
Maud Schwarz „Tempus“
„Das Amulett soll dich vor Unheil bewahren und dich an mich erinnern, wenn ich schon lange nicht mehr bin.“ „Sag das nicht!“ Ich legte meine Hand auf Marcius Mund.
Er nahm sie behutsam weg. „Aber so ist es, Elina! Eines Tages wirst du in deine Zeit zurückkehren und leben, wenn ich schon lange tot bin.“
Tempus ist eine Geschichte über Verlust, Verrat, Tod und eine Liebe, die die Grenzen von Raum und Zeit überwindet. Durch eine ungewollte Zeitreise gerät die 17-jährige Elina ins vorchristliche Rom, das kurz vor der Machtübernahme durch Cäsar steht. Dort lernt sie unter dramatischen Umständen den Senatorensohn Marcius kennen und lieben. Doch schon bald bricht ein folgenschwerer Bürgerkrieg aus …
Er nahm sie behutsam weg. „Aber so ist es, Elina! Eines Tages wirst du in deine Zeit zurückkehren und leben, wenn ich schon lange tot bin.“
Tempus ist eine Geschichte über Verlust, Verrat, Tod und eine Liebe, die die Grenzen von Raum und Zeit überwindet. Durch eine ungewollte Zeitreise gerät die 17-jährige Elina ins vorchristliche Rom, das kurz vor der Machtübernahme durch Cäsar steht. Dort lernt sie unter dramatischen Umständen den Senatorensohn Marcius kennen und lieben. Doch schon bald bricht ein folgenschwerer Bürgerkrieg aus …
Das klingt toll, ich finde es immer schade, dass es bei uns in der Nähe sowas garnicht gibt :-/
Frankfurt und Wiesbaden liegen bei mir zwar auch nicht vor der Haustür, aber dadurch, dass meine Monatskarte, die ich für die Arbeit brauche in beiden Städten gilt, nutze ich die Angebote dort trotzdem reichlich. Hast du schonmal z.B. bei venyo gecheckt, ob es bei dir in der Gegend nicht doch mal lohnenswerte Veranstaltungen gibt? Manchmal hört man ja oft nur nichts davon bzw. zu spät (so gings mir früher oft).
Ist das eigentlich die gleiche Claudia Rapp, die zu Geschlechterbildern in der Metalszene geforscht hat?
Bis dann
HeuHeu
Das weiß ich leider nicht.