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[REZENSION] Log Out!

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Log Out!
Autor: Oliver Uschmann/Sylvia Witt
Übersetzer: -/-
Verlag: script 5
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren
Ausführung: Broschur, 344 Seiten

Autoren:
Oliver Uschmann wurde 1977 in Wesel geboren, gehörte in der Schule zu den zehn sonderlichsten Sonderlingen und absolvierte seinen Zivildienst im urologischen OP eines katholischen Hospitals. Er arbeitete bei UPS, brach eine Ausbildung zum Buchhändler nach einem Tag ab, studierte Literatur und Englisch an der Ruhr-Uni Bochum und versuchte dort nebenher, als Punksänger, Demonstrant und Herausgeber eines zornigen Minimagazins die Revolution zu verursachen. Heute lebt er mit seiner Frau Sylvia Witt samt Katzen und Teichfischen auf dem Land und erschafft mit ihr tagtäglich neue Bücher, darunter die Romane der Hartmut und ich-Reihe sowie den humorvollen Thriller „Das Gegenteil von oben“. Außerdem hilft er als „Wortguru“ Nachwuchsautoren auf die Sprünge und schreibt regelmäßig für die Magazine GEE und VISIONS. Er ist gut vertraut mit Gangsta-Rap, selber aber niemals ein Gangsta gewesen.

Sylvia Witt wurde 1965 in Köln geboren. Sie gestaltet Welten. Als junges Mädchen baute sie sich selber eine riesige Hochbettlandschaft – nur unter Benutzung eines winzigen Handbohrers. Ihrer kölschen Mutter richtete die Diplom-Designerin ganze gastronomische Dörfer ein. Die Fans der Romanserie „Hartmut und ich“ können online durch von ihr programmierte WG-Welten flanieren und durften es sich 2010 in der Ausstellung „Ab ins Buch!“ sogar in der real aufgebauten Kulisse gemütlich machen. Sie ist mit Oliver Uschmann verheiratet, entwirft mit ihm seit 2005 Romane, verknüpft dabei alle Werke zu einer Welt, und lebt mit ihm, zwei Katzen und hundert Teichfischen im Münsterland.

LOG OUT!

„Ich bin allein, denke ich, während ich mich durch die Menge dränge. Um mich herum flattern Menschen durch die gläsernen Gänge des Frankfurter Flughafens wie Vögel in einer Voliere. Zielstrebige Adler in Krawatte und Anzug. Nervöse Kolibris in Hawaiihemden. Piepsende Junge in einem Nest aus Koffern und Taschen. Sie haben alle ein Ziel. Und ich?“ (Seite 7)

Paul steigt aus. Er verkauft nahezu all seine materiellen Besitztümern, inklusive seiner Wohnung, und geht in den Wald. Einhundert Tage will er zeigen und beweisen, dass er dort überleben kann – ohne Geld. Geschenke darf er annehmen, ebenfalls erlaubt sind Tauschgeschäfte, er darf allerdings keinen einzigen Cent in die Hand nehmen, dann gilt das Projekt als gescheitert. Erzählen wird er während seines Trips in einem Blog, der eigens zu diesem Zweck angelegt wurde und den mehr Menschen verfolgen, als Paul sich je gedacht hätte. Was als eher harmloses Projekt beginnt, entwickelt immer mehr ein Eigenleben und Paul muss herausfinden, ob er den neuen Herausforderungen gewachsen ist…

Zugegeben, ein bißchen verrückt muss man wohl schon sein, um einen solchen Entschluss zu fassen, wie Paul es tut. Verschiedenste Ereignisse führten dazu, dass er sein Leben so radikal veränderte, wozu sicherlich nicht jeder den Mut haben würde. Es ist etwas anderes mal ein paar Tage zu campen oder wirklich alles zu veräußern, um hundert Tage im Wald zu überleben, ohne Geld auch nur berühren zu dürfen. Diesen Unterschied sollte man sich auf alle Fälle zunächst einmal bewusst machen, bevor man ein vorschnelles Urteil über Paul fällt. Ob er sich wirklich vorher genügend Gedanken gemacht hat, sei dahingestellt, er hat seine Gründe und das sollte jeder akzeptieren. Natürlich läuft nicht alles wie geplant oder gewünscht, aber das hat man als Leser zumindest auch definitiv nicht erwartet. Denn wenn man ehrlich ist, will man bei solchen Geschichten doch eigentlich immer vom Scheitern hören oder lesen.

Auf seinem Weg erzäht Paul der Internetgemeinschaft wie es ihm ergeht. Als Leser erfährt man noch einiges mehr, auch Gefühle und unausgesprochene Gedanken finden ihren Weg nach draußen. Es ist nicht einfach nur interessant, dem Survival-Trip zu folgen, sondern auch die Entwicklung Pauls nachvollziehen zu können. Denn dass er sich verändern wird, zeichnet sich schnell ab. In welche Richtung die Sache allerdings laufen wird, bleibt bis zum Schluss offen.

Sowohl die Personen, die Paul auf seinem gesamten Weg begleiten, wie auch jene, die ihm nur kurz begegnen, prägen die Geschichte ebenso wie die Hauptfigur. Durch sie kann sich der komplette Verlauf der Ereignisse verändern, man darf also nie zu sicher sein, herausgefunden zu haben, in welche Richtung die Reise gehen wird. Hinter jeder Ecke können Überraschungen, sowie Hindernisse lauern, mit denen man absolut nicht gerechnet hätte. Dadurch schwingt immer eine gewisse Spannung in der vorhandenen Atmosphäre mit, der man sich nicht entziehen kann.

„Log Out!“ ist nicht nur ein Roman für Jugendliche, auch Erwachsene werden sich durchaus von der Thematik angesprochen fühlen, auch wenn der Hauptprotagonist nicht mehr in ihrem Alter ist. Im Grunde findet sich hier eine zeitlose Geschichte, die man gelesen haben sollte.

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