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[REZENSION] Glänzende Geschäfte

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Glänzende Geschäfte
Autor: Katharina Münk
Übersetzer: -/-
Verlag: dtv
Reihe: Band 2
Ausführung: Broschur, 272 Seiten

Autor:
Katharina Münk, 1963 geboren, hat ihren Chefsekretärinnenberuf an den Nagel gehängt und ist heute neben ihrer Autorentätigkeit Personal Coach für Fach- und Führungskräfte. Ihr Sachbuch “Und morgen bringe ich ihn um. Als Chefsekretärin im Top-Management” (2006) und ihr erster Roman “Die Insassen” (2009) wurden Bestseller. Katharina Münk lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Ihr Name ist ein Pseudonym.

GLÄNZENDE GESCHÄFTE

Dr. Wilhelm Löhring braucht einen Richtungswechsel. Auf Grund einer akuten Sinnkrise wird ihm ein Programm empfohlen, während welchem er auf den Häftling Kellermann trifft, dem er bei seinen BWL-Studien helfen soll. Doch plötzlich läuft alles aus dem Ruder. Löhring wird von Kellermann entführt. Bald darauf sehen sie sich einem Toten gegenüber, den es zu verstecken gilt und in dessen Rolle nun Kellermann schlüpft, denn die Ähnlichkeit ist schier unglaublich. Als wäre das nicht noch genug, steht Löhring bald Keith Winter gegenüber, einem ehemaligen Mitinsassen der Nervenheilanstalt St. Ägidius…

Sehr schön? Jetzt sagte der einfach so „Sehr schön“! Also gut, dachte Löhring, Lang schien harte Kost zu brauchen. Konnte er haben. „Nun, vor nicht allzu langer Zeit habe ich versucht, eine psychiatrische Klinik an die Börse zu bringen.“
„Schön.“
„Ja, durchaus erfolgreich zunächst.“
„Wo lag das Problem?“
„Ich war einer der Insassen.“
„Oh.“ (S. 19)

Kann ein Wirtschaftsboss, der bereits einmal eine Nervenklink besucht hat, wieder in sein altes Leben zurück? Dr. Wilhelm Löhring ist mehr als bereit dazu, zu zeigen was er kann, denn sowas verlernt man schließlich nicht. „Glänzende Geschäfte“ ist die Fortsetzung des Romans „Die Insassen“ und hält einige Begegnungen mit alten Bekannten bereit, sofern man Kenntnis des ersten Bands hat. Hat man den Vorgänger nicht gelesen, scheint es zeitweise, als würden wichtige Hintergrundinformationen fehlen. Dieser Eindruck kann sicherlich auch täuschen, erfahren wird man es jedoch erst, wenn man sich auch „Die Insassen“ zu Gemüte führt.

Das Geschehen strotzt nur so vor Kuriositäten und seltsamer Vorkommnisse. Mehr als einmal hat man als Leser das Gefühl veralbert zu werden. Doch irgendwie wird die Geschichte dann wieder in solche Bahnen gelenkt, die das Geschehene durchaus plausibel erklären. Bald schon kann man kaum mehr unterscheiden wer hier nach wessen Pfeife tanzt und wer möglicherweise die Realität ein wenig aus dem Auge verliert. Ist man es am Ende gar selber?

In diesem Moment wusste Löhring nicht, was schlimmer war: die Aussicht, im allerschlimmsten Fall an einem Balken in der Scheune aufgeknöpft zu werden, oder die Peinlichkeit, in einem alten VW Käfer entführt zu werden. (S. 78)

Katharina Münk nimmt den Leser schnell mit ihrer locker leichten Erzählweise für sich ein. Hin und wieder gerät man allerdings ins Stocken, wenn man sich zu sehr im Wirtschaftsjargon bewegt, was nun wahrlich nicht jedermanns Sache ist. Man kommt allerdings schnell wieder in den vorgegebenen Rhythmus hinein, so dass man wieder elementareren Dingen auf den Grund gehen kann. Die Autorin lässt jedoch nicht allzu viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln, denn sonst verliert man den Faden, der die Geschichte zusammenhält. Dementsprechend sorgt das rasante Tempo dafür, dass man nicht zu früh die Hintergründe des Geschehens erforschen kann.

„Glänzende Geschäfte“ bietet amüsante Unterhaltung, zeigt aber auch auf, dass man sich nicht immer auf seine Wahrnehmung und sein Urteilsvermögen verlassen darf. Wer sich immer nur auf andere verlässt und keine Entscheidung in Frage stellt, steht schnell auf verlorenem Posten und könnte ebenso schnell in der Versenkung verschwinden.

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