Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Jutta Mehler
Übersetzer: -/-
Verlag: Emons
Reihe: Band 1
Ausführung: Taschenbuch, 224 Seiten
Jutta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seit die beiden Töchter und der Sohn erwachsen sind, schreibt Jutta Mehler Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren.
MORD UND MANDELBAISER
Als Thekla, Hilde und Wally, die für ihr etwas fortgeschritteneres Alter noch recht rüstig sind, sich wieder einmal mittwochs im Café Krönner treffen, haben sie nur ein Gesprächsthema: Der Tod eines bekannten Dichters am Ort. Hildes Neffe Rudolf, seines Zeichens Bestatter, will seltsame Flecken entdeckt haben, die an der Leiche nicht zu finden sein dürften, wenn es sich um einen natürlichen Tod handelt. Der Arzt jedoch bestätigt diese Meinung nicht. Unter den Damen beginnt eine hitzige Diskussion, die sich innerhalb der nächsten Tage umso mehr anheizt, als es zu neuerlichen Todesfällen kommt, bei denen diese Flecken wieder eine Rolle spielen. Thekla, Hilde und Wally begeben sich auf Spurensuche. Doch sie müssen aufpassen, denn nicht jeder heißt ihre Detektivarbeit gut und so mancher würde sie am liebsten ebenfalls beseitigen…
Einbruch, Sachbeschädigung, Leichenfledderei, ging es ihr durch den Sinn. Nein, dazu würde sich nicht einmal Hilde hinreißen lassen. Und sie selbst wäre die Allerletzte, die Hilde dazu anstiftete, um dann gezwungenermaßen mitzumachen.
Sie warf das Blütenblatt weg und schüttelte sich wie ein nasser hund, als sie sich vorstellte, nachts auf dem Friedhof herumzuschleichen, die Tür des Leichenschauhauses einzuschlagen und den toten Dichter zur Ader zu lassen. (S. 42)
Thekla, Hilde und Wally sind drei resolute Damen, die ihren Platz im Leben mehr oder weniger gefunden haben. Natürlich hat jede ihre Eigenarten, doch gerade das macht sie sympathisch und soviel ist sicher: Sie alle haben das Herz am rechten Fleck. Der Tod des Dichters hat für sie irgendwie einen komischen Beigeschmack, so dass sie sich auf ihr Gefühl verlassen und die Sache einmal im Auge behalten wollen. Auch der Leser spürt sofort, dass das erst der Anfang sein wird. Man kann noch gar nicht genau sagen woran es liegt oder in welche Richtung man sich bewegen wird, aber dass es sich um keine Kaffeefahrt handelt dürfte jedem klar sein.
Manchmal trügt der Schein, so auch hier. Auch wenn man der Meinung sein sollte, die Handlung plätschert nur seicht dahin, muss man wissen, die Zeichen richtig zu deuten. Denn es ist wahrlich nicht alles offensichtlich, ein gutes Gespür für versteckte Hinweise ist ebenso gefragt wie Menschenkenntnis. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Geschehen nämlich als spannend und mitreißend, so dass man kaum Gelegenheit erhält das Gelesene erst einmal zu verdauen. Gerade zum Ende hin geht es Schlag auf Schlag, da bleibt niemand verschont.
„Schluss mit dem Schnüffeln. Ab sofort verhaltet ihr euch ruhig und kümmert euch um euren eigenen Kram. Und kein Wort zu irgendjemandem, schon gar nicht zur Polizei. Beim klitzekleinsten Verdacht, dass ihr weiterschnüffelt, schnapp ich euch, und dann kommt ihr mir nicht mehr lebend davon.“ (S. 172)
Mit einer gesunden Mischung aus Spannung und Witz wird das Geschehen aus der beobachtenden Perspektive erzählt. So hat der Leser die Möglichkeit, sich einen umfassenden Überblick über Personen, Orte und sonstige Gegebenheiten zu verschaffen. Man ist schnell Feuer und Flamme die drei Damen bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, das Vorhaben ist jedoch gar nicht so einfach wie man sich das zunächst möglicherweise vorstellen mag. Die Handlung zeigt immer wieder ungewöhnliche und vor allem unvorhergesehene Wendungen auf, die es nicht leicht machen, der Lösung nahe zu kommen.
„Mord und Mandelbaiser“ ist nicht nur in seiner Art erfrischend, sondern auch fesselnd. Man kann gar nicht genug bekommen von Thekla, Hilde und Wally und hofft, sie bald schon in einem neuen Abenteuer unterstützen zu können.