Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Milena Moser
Übersetzer: -/-
Verlag: dtv
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 224 Seiten
Milena Moser, 1963 in Zürich geboren, arbeitete nach einer Buchhändlerlehre als Journalistin für ‚Radio DS‘, mehrere Zeitungen und Magazine. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der Schweiz. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Zürich und leitet eine Schreibschule.
DIE PUTZFRAUENINSEL
Irma Zweifel macht den Dreck anderer Leute weg, denn sie ist ihre Putzfrau. An jedem Tag der Woche ist sie in einer anderen Wohnung oder einem anderen Haus, manchmal hat sie sogar zwei Termine an einem Tag. Da sie ziemlich neugierig ist, hat sie so ihre Methoden, um einiges über ihre Arbeitgeber zu erfahren. Bei einer Familie lohnt sich dies ganz besonders, denn sie hüten ein Geheimnis, das einiges Wert ist. Würde dies bekannt werden, würde nicht bloß eine Karriere den Bach hinunter gehen. Dieses Wissen beflügelt Irma dazu, eine ungewöhnliche Entscheidung zu treffen – und gleichzeitig ein Leben zu retten…
Haben Sie denn schon einmal jemanden umgebracht?, fragte sie dann, nur gerade höflich interessiert.
Irma senkte den Kopf.
Ich auch, sagte Nelly ruhig.
Irmas Kopf fuhr hoch.
Das glaube ich nicht.
Nelly lächelte freundlich, als hätte das keine weitere Bedeutung. (S. 62)
Irma Zweifel ist das Paradebeispiel dafür wie man sich eine Putzfrau gemeinhin vorstellt, zumindest wenn man vorurteilsbehaftet daran geht: neugierig und faul. Wenn man sich vorstellt, dass sie das, was sie bei den jeweiligen Arbeitgebern macht auch bei einem selbst machen würde, hätte man sie angestellt, bekommt man schier eine Gänsehaut. Daraus lässt sich schon ableiten, dass sie nicht gerade eine sympathische Person ist. Das kann auch die Tatsache nicht aufwiegen, dass sie im Grunde genommen versuchen will Gerechtigkeit zu schaffen. Es mag sein, dass sie schlimme Dinge erlebt hat und eigentlich ein großes Herz besitzt, zeigen kann sie das aus irgendeinem Grund jedoch nicht, wodurch eine gewisse Distanz zwischen ihr und dem Leser immer vorhanden bleibt. Ihr Handeln als solches findet auch nicht immer Zustimmung, wodurch die Beziehung zu ihr schwierig ist. Das geht jedoch auch den anderen Personen so, die in direktem Kontakt zu ihr stehen. Scheinbar möchte sie auch niemanden an sich heran lassen, warum auch immer.
Die Geschichte als solche ist interessant und birgt so manches Geheimnis, mal mehr mal weniger verstörend. Dadurch ergeben sich immer mal wieder Spannungssequenzen, die jedoch nie durchgängig sind. Die Autorin besitzt einen ganz speziellen Humor, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Ob es daran liegt, dass man den Witz möglicherweise nicht immer versteht oder ob man es einfach nicht lustig findet, sei zunächst dahin gestellt. Es ist jedoch so, dass man sich erst einmal einlesen und schließlich darauf einlassen muss. Häufig ist auch eine Spur Sarkasmus enthalten, wodurch es nicht unbedingt leichter wird, den Kern der jeweiligen Aussagen herauszufiltern.
„Die Putzfraueninsel“ ist eine nette Lektüre für zwischendurch, die mit ein paar mitreißenden Passagen aufwarten kann. Da man jedoch mit der Hauptperson so gar nicht richtig warm wird, wird man nicht so sehr in die Geschichte hineingesogen, als dass man sich darin festbeißen würde.
Wenn ich mir das so durchlese, dann denke ich, dass man eher die Verfilmung (oder ist es das Buch zum Film? Online finde ich da gerade keine genaueren Informationen) mit Jasmin Tabatabai anschauen sollte.
Uff … der ist ja schon von 1996 – spricht ja für die Qualtität der Verfilmung, dass ich mich daran noch erinnert habe. *g*
Huhu,
ich kenne den Film nicht.. aber nachdem ich mir gerade die Kurzbeschreibung durchgelesen habe, kann es sich nicht um das Buch zum Film handeln, da einige (wichtige) Details bereits ganz anders dargestellt werden. :)
LG
Ah, gut zu wissen! Wenn du der Geschichte – in einer anderen Variation – also noch eine Chance geben willst, dann könntest du es also mit dem Film mal versuchen. Ich habe den gut in Erinnerung. :)