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[REZENSION] Die Geschwister Gadsby

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Die Geschwister Gadsby (OT: After Iris)
Autor: Natasha Farrant
Übersetzer: Annette von der Weppen
Verlag: Carlsen
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 11 Jahren
Ausführung: Hardcover, 256 Seiten

Autor:
Natasha Farrant arbeitet seit 20 Jahren in der Kinder- und Jugendbuchbranche; seit 10 Jahren hat sie eine eigene Scouting-Agentur. Sie hat bereits drei Romane für Erwachsene geschrieben und lebt mit ihrem Mann, zwei Töchtern, einer gescheckten Katze und einem schwarzen Goldfisch namens Coco Chanel in London. „Die Geschwister Gadsby“ ist ihr erstes Kinderbuch.

DIE GESCHWISTER GADSBY

Die Gadsbys sind keine normale Familie. Die Eltern sind ständig beruflich unterwegs, vier Kinder zwischen acht und sechzehn Jahren stromern durchs Haus, Ratten werden im Garten gehalten und Zoran, der Babysitter, muss alles unter Dach und Fach halten. Keine leichte Aufgabe, zumal er eigentlich auch noch an seiner Dissertation schreiben sollte. Als schließlich ein neuer Nachbarsjunge auftaucht, der auch noch in dieselbe Stufe geht wie die älteste Tochter, ist das Chaos perfekt. Und immer mittendrin: Bluebell mit ihrer Kamera…

Ich habe mir vorgenommen, mein Leben in Wort und Bild festzuhalten. Als Bildanteil nehme ich das Filmmaterial, mit ein paar gesprochenen Worten. Viel wird nicht gesprochen, weil die Leute meist aufhören zu reden, wenn sie merken, dass ich filme. (S. 23)

Dieses Buch ist bereits auf den ersten Blick in seiner Darstellungsform ungewöhnlich. Wie Bluebell, die Ich-Erzählerin selbst erläutert, hält sie ihr Leben in Wort und Bild fest. Dementsprechend sind einige Passagen, der Großteil, als Tagebucheinträge verfasst, die je nachdem wie viel geschehen ist, mal länger und mal kürzer ausfallen. Zwischendurch gibt es dann aber auch Transkriptionen von den Kurzfilmen, die sie dreht. Da ihre Familie nicht allzu begeistert von dieser Leidenschaft ist, fällt dieser Teil jedoch weitaus geringer aus. Dennoch ist die Abwechslung gelungen, auch der Lesefluss wird dadurch nicht unterbrochen, da der Inhalt, und somit die Handlung, sich immer weiter fortsetzt.

Gleich zu Anfang ist spürbar, dass diese Familie anders ist, nicht nur auf Grund der sichtbaren Verhältnisse. Irgendetwas beschäftigt sie alle miteinander, doch jeder versucht alleine damit fertig zu werden, wodurch die Beziehungen untereinander immer angespannter werden. Das spürt man auch während Bluebells Erzählung. Nach und nach wird dadurch ebenfalls deutlich, was sie alle so bedrückt und wie sie versuchen in die Normalität zurück zu finden.

Der Leser begleitet Bluebell gerne auf ihrem Weg, wenn man ihre Handlungen auch nicht immer nachvollziehen kann, zumindest anfangs nicht. Dadurch erhält man gleichzeitig einen Einblick in ihr Gefühlsleben, auch wenn sie sehr gut weiß dieses unter Verschluss zu halten.

Hier ist eine gesunde Mischung aus Humor, Spannung, aber auch Ernsthaftigkeit zu finden. Mehr als einmal wird man regelrecht zum Nachdenken gezwungen. Das ist jedoch überhaupt nicht so negativ, wie es sich zunächst anhören mag.
Von Zeit zu Zeit mag das Geschehen absurd wirken und mehr als nur realitätsfern. Doch diese Passagen überwiegen nicht und im Nachhinein betrachtet sind sie so komplex und übertrieben, dass sie eigentlich nur wahr sein können.

„Die Geschwister Gadsby“ ist eine wundervolle, anrührende Geschichte, die den Leser berührt, ihm Freude macht und die er so schnell nicht wieder vergessen wird.

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