Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Stefan Nink
Übersetzer: -/-
Verlag: Limes
Reihe: Band 2
Ausführung: Broschur, 448 Seiten
Stefan Nink fliegt, fährt und läuft für Magazine, Radiostationen und Buchverlage über den Planeten. Seine Reportagen wurden vielfach ausgezeichnet und in 17 Sprachen übersetzt. Er hat über dreißig Reisebücher veröffentlicht; in seinem Blog www.47tukane.de schreibt er regelmäßig über das, was ihm unterwegs sonst noch auffällt. Wenn er zu Hause ist, steht er samstags bei Heimspielen von Mainz05 im P-Block. Donnerstags im Fetten Hecht ist sein erster Roman.
FREITAGS IN DER FAULEN KOBRA
Eigentlich will Siebeneisen nach seinem Aufenthalt in Indien zurück nach Oer-Erkenschwick, da naht schon der nächste Auftrag, den sein Freund und Wegbegleiter Wipperfürth auch sofort annimmt. Der Maharadscha ist besorgt, deswegen soll Siebeneisen auf Weltreise gehen, um die, von James Cook in alle Himmelsrichtungen verteilten, Bruchstücke der magischen Elefantengottstatue Ganesha ausfindig zu machen, bevor es jemand anderes kann. Da jedoch liegt genau das Problem, denn immer, wenn Siebeneisen sich schon am Ziel glaubt, war doch wieder ein anderer schneller. Wird es ihm am Ende dennoch gelingen, den Auftrag des Maharadschas zu erfüllen?
„Also… es ist… also… wie hatten… es gab…“ Hardhawallardha Singh hatte offenbar Mühe zu sagen, was er sagen wollte.
„Es ist so, dass… ach… ich… ähm…“
Siebeneisen sah den Maharadscha ratlos an.
Wipperfürth sah den Maharadscha ratlos an.
Der Maharadscha sah Siebeneisen und Wipperfürth ratlos an. (S. 29)
„Freitags in der Faulen Kobra“ ist die Fortsetzung des Romans „Donnerstags im Fetten Hecht“, in dem der Lokalredakteur Siebeneisen schon einmal auf Weltreise ging, allerdings in anderer Mission. Dieser zweite Band ist jedoch auch vollkommen ohne Vorkenntnisse nachvollziehbar, so dass der Vorgänger nicht unbedingt bekannt sein muss. Einige Anmerkungen zu wichtigen Personen oder vorangegangenen Ereignissen werden kurz angerissen, so dass die nötigen Hintergrundinformationen bekannt sind.
Bereits nach den ersten Seiten bekommt man den Gedanken, dass jemand, der solche Freunde wie Siebeneisen hat, ganz sicher keine Feinde mehr braucht. Wipperfürth und Schatten, die aus dem Teehaus „Zur Faulen Kobra“ heraus agieren und ihrem Freund Instruktionen geben, meinen sicherlich die meisten Aktionen nur gut und stehen auch voll hinter ihren Aktivitäten, doch so manches Mal kann man den Weltreisenden nur bedauern. Da wird er mal eben knapp 50 Stunden kreuz und quer geschickt, mit zigmal umsteigen, wo ein Direktflug doch nur 19 Stunden gedauert hätte. Und wofür – um gerade mal ein paar Euro sparen zu können. Ob man selber diese Strapazen wirklich auf sich genommen hätte ist mehr als zweifelhaft, aber auch Siebeneisen lehnt sich irgendwann auf und lässt nicht mehr alles mit sich machen. Er ist überhaupt eine eher ungewollt witzige Persönlichkeit. Wo ein Fettnäpfchen ist, kann er nicht weit sein – und er nimmt sie allesamt mit. Auch wenn er einem oftmals sehr leid tut, zieht die Geschichte ihren Witz und auch ihre Lockerheit aus eben jenen abstrusen Situationen.
Die Suche nach den Bruchstücken der Statue erweist sich als gar nicht so einfach, wodurch gleichsam Spannung aufgebaut wird. Schließlich möchte man doch wissen, ob es Siebeneisen gelingen wird, den Auftrag des Maharadschas zu erfüllen. Allerdings gibt es einen Gegenspieler, der bis zum Schluss unerkannt bleibt, aber doch immer einen Schritt voraus ist. Da kann man wirklich nur spekulieren und wartet natürlich gespannt auf die Auflösung, die so ganz anders ist, als man sie sich während des Lesens ausmalt. Da wartet nochmal die ein oder andere Überraschung auf einen.
Neben der Suche und den eigenwilligen Aktionen der Logistiker in Indien lernt man aber auch einige, teilweise abgelegene, Orte der Welt kennen. Diese sehr authentisches Darstellungen tragen dazu bei, dass man neugierig wird und sogar bei der ein oder anderen Location überlegt, sich das einmal live und in Farbe anzuschauen.
Der Autor nimmt den Leser nicht nur durch die Geschichte gefangen, sondern reißt ihn auch durch seinen Schreibstil förmlich mit. Man ist sehr schnell im Geschehen gefangen und inhaliert Seite um Seite, vergisst die Zeit vollkommen und möchte am liebsten gar nicht mehr aufhören. Bleibt abzuwarten, ob es noch ein weiteres Abenteuer für Siebeneisen und seine Freunde geben wird, wünschen würde man es sich – für ihn und auch für sich selbst.
Reiheninfo:
Band 1: Donnerstags im Fetten Hecht
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