Redakteur: Christiane Demuth (11.02.2014)
Autor: Uwe Krüger
Übersetzer: -/-
Verlag: Emons
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 432 Seiten
Uwe Krüger, geboren 1964 und aufgewachsen in der Mainmetropole, hat sich schon früh für das Leben unter Wasser interessiert. Folgerichtig studierte er Zoologie, Hydrologie, Mikrobiologie und Botanik und arbeitete
anschließend für einen weltweit agierenden Zierfischgroßhandel. Heute wohnt er mit seiner Familie im Grünen und beobachtet das Treiben der Großstadt von den Gipfeln des Odenwaldes. Beruflich ist er als Marketing-Manager tätig, und in seiner Freizeit angelt er Fische und neue Ideen für ein Buch.
FRANKFURTER FISCHE
Ein toter Zoo-Mitarbeiter im Krokodilbecken und ein toter Zuhälter gefesselt und verstümmelt in seiner eigenen Wohnung. Wo liegt hier der Zusammenhang? Oder gibt es überhaupt keinen? Klaus Sebald, seines Zeichens Hauptkommissar, geht den Geschehnissen auf den Grund, doch eine wirkliche Spur will sich ihm nicht zeigen. Als sich plötzlich seltsame Ereignisse häufen und drohen sich zu überschlagen, steckt er schon zu tief im Schlamassel, um mit heiler Haut davon zu kommen. Ein Wettlauf gegen die Zeit und einen unsichtbaren Gegner beginnt. Wird Sebald es schaffen, dem Labyrinth zu entkommen?
Der Schmerz des Aufpralls explodierte in seinem Kopf, nahm ihm aber nur für Sekunden die Besinnung. Vor ihm bewegte sich ein meterlanger Holzstamm. Paschke erstarrte, als ihm klar wurde, wo er sich befand.
Das Reptil schob einen massigen Körper näher. Neugierig. Witternd. Hungrig. Paschke starrte in zwei gelbgrüne Augen, deren schmale, senkrechte Pupillen ihn kalt taxierten. (S. 11)
Passend zur reißerischen Inhaltsangabe lässt der Prolog den Leser zunächst erstarrt und nach Atem ringend zurück, denn dieser ist so lebendig geschrieben, dass man sich selbst bei den Krokodilen wähnt. Verständlicherweise ist man nun gespannt auf den weiteren Verlauf und hofft auf ähnliche Gänsehautmomente. Diese lassen jedoch lange auf sich warten.
Leider flacht die Spannung nach dem grandiosen Einstieg extrem ab. Man ist sogar beinahe versucht nachzuschauen, ob man noch immer dieselbe Lektüre in Händen hält wie zuvor. Die Thematik und agierenden Personen deuten allerdings zur Genüge darauf hin, dass man sich nicht anderweitig rückversichern muss. Im weiteren Verlauf wirkt die Handlung zäh, hauptsächlich dadurch, dass zunächst einige Charaktere eingeführt werden, deren Vorstellung mehr hätte in den Kontext eingearbeitet werden können, um nicht so langwierig zu erscheinen. Auf der anderen Seite ist das Thema Aquaristik zwar sehr interessant und die gebotenen Darstellungen erweitern das Wissen des Lesers enorm, in einer Kriminalhandlung sollten diese Ausführungen jedoch etwas knapper gehalten werden. Dementsprechend bricht nur hin und wieder die Spannung durch, in der Hauptsache plätschert das Geschehen jedoch dahin.
Erfreulicherweise, man hätte kaum noch damit gerechnet, gibt es relativ mittig einen entscheidenden Wendepunkt. Das Tempo nimmt plötzlich zu und steigert sich fast schon ins unermessliche. Dadurch wird nicht nur die Handlung beziehungsweise die verschiedenen Handlungsstänge voran getrieben, sondern auch die Spannung ganz enorm gesteigert. Ab da hält den Leser nichts mehr, man nimmt jedes Wort begierig in sich auf und ist absolut gefesselt von dem Geschehen.
„Frankfurter Fische“ ist ein kleines Überraschungsbonbon. Zunächst zäh und langatmig, entpuppt es sich plötzlich als wahrer Leckerbissen, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Schade nur, dass es so viele Seiten braucht, um an diesen Punkt zu gelangen.
Redakteur: Julia Ehrenberg
„Frankfurter Fische“ ist ein sehr ungewöhnlicher Krimi, dafür sorgen schon die außergewöhnlichen Themen. Alte ägyptische Sagen und Fachwissen über Fische sind wichtige Bestandteile des Romans.
Neben vielfältigen Themen gibt es auch vielfältige Fälle, denn es gibt nicht nur einen Mord, der untersucht werden muss sondern gleich verschiedenste Todesfälle. Dazu kommt noch ein Diebstahl, den Klaus Sebald sehr persönlich nimmt, geheime Forschungen und illegale Tätigkeiten im Rotlichtmillieu. Dem Buch mangelt es wirklich nicht an Themenvielfalt.
Genau das war aber auch das Problem, das ich mit dem Buch hatte. Auf mich wirkte der Roman ziemlich überladen und manchmal etwas wirr. Es war für mich als Leser gar nicht so einfach, den vielen verschiedenen Handlungssträngen zu folgen und sie richtig zu sortieren. So war es ein Buch, dass ich nur mit hoher Konzentration lesen konnte und bei dem ich immer wieder im Lesefluss stockte.
Zudem dauerte es relativ lange, bis die Handlung in Fahrt kam. Das liegt wohl vor allem daran, dass ziemlich viele Personen eingeführt werden mussten. Und auch daran, dass die Schauplätze immer recht genau beschrieben wurden. Der Autor ist ein Frankfurter Biologe, der nicht nur sein Studienfach sondern auch seine Heimatstadt liebt, das merkt man dem Buch deutlich an. Es ist eine Reise zu verschiedenen tatsächlich existierenden Plätzen Frankfurts. An sich mag ich Ortsbeschreibungen recht gerne, zusammen mit den vielen Personen, die eingeführt werden mussten und den vielen Handlungssträngen nahmen sie aber wie gesagt etwas das Tempo aus der Geschichte. Das änderte sich etwa in der Mitte des Buches, da fingen die Ereignisse auf einmal an, sich zu überschlagen und nun ging es fast zu schnell.
Außerdem waren mir die Personen des Buches, gerade auch der ermittelnde Kommissar, nicht sonderlich sympathisch. Woran das liegt, kann ich gar nicht genau sagen, Klaus Sebald ist eine sehr menschliche Figur mit Fehlern und Schwächen, die mich aber irgendwie nicht erreicht hat und mein Herz nicht erobern konnte.
Die Krimihandlung selbst ist spannend, wenn auch wie gesagt sehr kompliziert. Mir persönlich waren es zu viele Handlungsstränge und ich dachte mir beim Lesen manchmal „weniger ist mehr“, aber wer außergewöhnliche Krimis mag und vor allem wer sich für Fische interessiert, der sollte einen Blick in dieses Buch riskieren. Denn es ist wirklich ein außergewöhnlicher Kriminalfall mit viel Fachwissen und Lokalkolorit.
O.K. als Ex-Frankfurterin bin ich klar begeistert, wenn es um Krimis aus meiner alten Heimat geht.
Schon mal notiert…LG..Karin..