Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Lucy-Anne Holmes
Übersetzer: Claudia Geng
Verlag: blanvalet
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 448 Seiten
Lucy-Anne Holmes ist Schauspielerin und Autorin. Sie hat lange in London gelebt und wohnt derzeit in New York. Halb verliebt ist voll daneben erzählt dort weiter, wo ihr 2010 veröffentlichter erster Roman Oh Happy Dates aufhörte: beim Happy End.
Derzeit schreibt die Autorin an ihrem dritten Roman, der ebenfalls bei Blanvalet erscheinen wird.
WER BRAUCHT SCHON SCHMETTERLINGE IM BAUCH?
Fanny hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu ihren Eltern, weshalb sie schon sehr früh von zu Hause ausgezogen ist. Umso erstaunter ist sie, als ihre Mutter plötzlich vor der Tür steht und ihr eröffnet, dass sie sich von ihrem Vater getrennt hat und nun erst einmal bei ihr unterkommen möchte. Fannys Mutter scheint wie ausgewechselt und will nur noch feiern. Dabei bräuchte Fanny jemanden, der mit ihr ihre Hochzeit plant, da Philippa, Fannys beste Freundin, von Matt, dem Zukünftigen, nicht viel hält und dementsprechend wenig begeistert von der bevorstehenden Hochzeit ist. Als wäre das Chaos nicht schon groß genug, schleicht sich plötzlich auch noch ein Mann in Fannys Leben, der in ihrem Bauch die berühmten Schmetterlinge auslöst – ganz im Gegensatz zu Matt…
„Ich habe einen Song für dich geschrieben“, sagt er, als ich ihm ein Bier gebe.
„Für mich!“, rufe ich, aber er lächelt nur und beginnt, auf seiner Gitarre zu klimpern.
„Wenn ich ihn dir vorspiele, hältst du mich wahrscheinlich für einen Schwachkopf. Und du könntest damit recht haben. Obwohl ich dich mit einem Küchensieb auf dem Kopf im Kampf gegen ein Monster gesehen habe. […]“ (S. 145)
Fanny hat in ihren jungen Jahren schon einiges mitmachen müssen. Manches wird dem Leser möglicherweise aus eigenen Erfahrungen bekannt vorkommen, anderes kann man sich vielleicht überhaupt nicht vorstellen. Da Fanny ihre Geschichte selber erzählt, ist es, als säße man ihr gegenüber. Macht man die Augen zu, kann man manche Ereignisse sogar bildlich vor sich sehen. Das hängt mit der einerseits lebhaften, andererseits sehr detailgetreuen Darstellung zusammen, woraus sich ein authentisches Bild ergibt.
Dass es sich hier nicht ausschließlich um einen lustigen Frauen- bzw. Unterhaltungsroman handelt, wird schnell deutlich. Humor ist zwar ein wichtiger Bestandteil dieser Erzählung, doch täuscht er nicht hinweg über einige sehr ernsthafte Themen, die hier ebenfalls behandelt werden. So kann man sich in einem Moment vor Lachen kaum aufrecht halten, ist es möglich, dass man auf der nächsten Seite schon wieder kurz davor ist in Tränen auszubrechen. Diese Gegensätze wechseln sich immer wieder ab, es ist das reinste Gefühlschaos.
Im Verlauf des Geschehens passiert es zwangsläufig, dass man bereist ahnt was als nächstes geschehen wird. Entsprechend ist man wenig verwundert, wenn es dann auch genau so kommt. Andere Ereignisse wiederum sind vollkommen unvorhersehbar und überfallen den Leser quasi von hinten. Zeitweise fragt man sich, ob das ein oder andere Erlebnis tatsächlich hätte ausgeschmückt werden müssen, da es phasenweise zu Stagnation kommt.
Doch im Großen und Ganzen wird man zum einen gut unterhalten, zum anderen aber auch zum Nachdenken angeregt. „Wer braucht schon Schmetterlinge im Bauch?“ verdient definitiv eine Chance, man sollte weder durch das Cover noch durch den Klappentext Vorurteile aufkommen lassen.