Rezension

[REZENSION] Kirschen im Schnee

Redakteur: Anette Leister

Titel: Kirschen im Schnee (OT: The Truth About Twinkie Pie)
Autorin: Kat Yeh
Übersetzerinnen: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Verlag: Magellan
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 11 Jahren
Ausführung: Hardcover, 352 Seiten

 

Autorin:
Bevor Kat Yeh anfing, Kinderbücher zu schreiben, hat sie viele Jahre für eine große Werbeagentur gearbeitet. Heute lebt sie in einem kleinen Ort in Long Island, in einem Haus ganz nah am Wasser. Sie hat bisher zwei Bilderbücher veröffentlicht. „Kirschen im Schnee“ ist ihr erster Kinderroman.

 

KIRSCHEN IM SCHNEE

 

Dieses Buch habe ich direkt auf Grund des Titels und des Covers in mein Bücherherz geschlossen, dabei hatte ich „Kirschen im Schnee“ zuerst nur im Vorschaukatalog gesehen und da noch gar nicht wissen können, die schön neben der farblichen Gestaltung auch die Haptik des Einbandes ist. Neben mit Spotlack hervorgehobenen Elementen, sind einige auch vom Cover erhaben, so dass die Front des bedruckten Hardcovers nicht nur ein Eyecatcher, sondern auch ein Handschmeichler ist.

Eine weitere Besonderheit sind die in die Geschichte integrierten Rezepte, die nicht nur Lust aufs Ausprobieren machen, sondern sich auf wunderbare Weise in die Geschichte einfügen und für mich darüber hinaus sogar einige Personen in manchen ihrer Facetten charakterisieren.
Ein erklärendes Beispiel soll hierfür das Bild mit der sonnengereiften Tomate sein, die für mich symbolisiert, dass man als Mensch einfach man selbst sein muss, und damit schon etwas Besonderes ist.

Es gab auf der ganzen Welt nichts Besseres als eine echte, sonnengereifte Tomate. Denn die musste gar nichts mehr tun, um zur besseren Version ihrer selbst zu werden. Kein kompliziertes Frittieren oder Pochieren oder was auch immer.
Sie war, was sie war.
Und das war mir genug. (S.111)
„Kirschen im Schnee“ ist die Geschichte von GiGi und ihrer Schwester DiDi (die außergewöhnlichen Namen stehen übrigens nicht für BH-Größen, sondern sind die Abkürzungen für „Galileo Galilei“ und „Delta Dawn„, einem Song aus den 70ern, und ihre Wahl ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte), die nach einem Millionengewinn aus den Südstaaten weggezogen sind, um fernab ihres früheren Umfelds ein neues Leben anzufangen. GiGi und DiDi sind in einer Wohnwagensiedlung aufgewachsen, ihre Mutter haben sie sehr früh verloren durch einen Wohnungsbrand, das einzige, was den beiden als Erinnerung geblieben ist, ist die alte Rezeptkladde ihrer Mutter, aus der DiDi regelmäßig Rezepte nachkocht, ohne jegliche Abwandlung, immer genau nach den Vorgaben ihrer Mutter, obwohl die durchaus das Talent und die Raffinesse hätte, diese Rezepte weiter zu entwickeln, aber sie widersetzt sich jeden Änderungen. Darüber hinaus besitzt GiGi nur noch die Geschichte von Mas Lieblingslippenstift „Kirschen im Schnee“ von Revlon, den sie immer verwendet hat, denn „mit ‚Kirschen im Schnee‘ kann ein Mädchen alles meistern, was auch kommen mag.“ Der Leser wird direkt in die Geschichte der beiden Schwestern hineingeworfen, durch die Rezepte, die Einblick in das Leben ihrer Mutter geben, und die Ich-Perspektive aus der Sicht von GiGi, lernt man jedoch sehr schnell die beiden Schwestern kennen und kann sich dem Sog der Geschichte von Anfang an nicht zur Wehr setzen, obwohl sie bis zu einer überraschenden Wendung im letzten Drittel eher ruhig verläuft.

GiGi hat eine enge Beziehung zu unser Schwester, fühlt sich aber auch immer etwas bevormundet durch sie, da diese sehr viel Wert darauf legt, dass GiGi sich durch nichts von der Schule und dem Lernen dafür ablenken lässt. GiGi nimmt dies lange hin und lässt sich auch durch ihre neue Freundschaft zu den beiden Jungs Trip und Billy und den Mädchen der Astronomie-AG nicht von ihrem Fleiß abbringen, jedoch kommt es zwischen den beiden Schwestern beinahe zum Bruch, als DiDi sich mit GiGis Mitschülerin Mace anfreundet, mit der GiGi sich gar nicht versteht, da diese vor der Ankunft GiGis Trips allerbeste Freundin aus Kindergartenzeiten war und GiGi ihr diese Rolle nun mehr als streitig macht. Der Leser wird in einen wahren Strudel der Gefühle mit hineingezogen, und teilweise versteht man selbst als Außenstehender nicht, warum DiDi für die mit ihrer Schwester gleichaltrige Mace scheinbar viel mehr Verständnis zeigt als zu GiGi selbst. DiDi lässt Mace, aber auch die Freunde ihrer Schwester, viel mehr Kind sein. Bei mir hat das beim Lesen ein richtiges Gefühlschaos ausgelöst, DiDi war mir zeitweise richtiggehend unsympathisch, aber um ihr Verhalten und das anderer Figuren aus dem Buch verstehen zu können, muss man die bereits erwähnte überraschende Wendung im Buch abwarten… DANACH konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste es in einem Rutsch durchlesen, aber mehr verraten, als das diese Geschichte viel tiefgründiger und stellenweise leider auch trauriger ist, als man durch Titel und Cover schließen würde, kann ich leider nicht verraten. Aber sie ist auch wunder-wunderschön! Allein schon, wie GiGi durch ihre neuen Mitschüler den Wert echter Freundschaft erst richtig kennenlernt und man im Laufe der Geschichte erfährt, was DiDi alles auf sich genommen hat, um GiGi eine möglichst unbeschwerte Kindheit und die bestmöglichen Aussichten für ihre Zukunft zu bieten.

Auch wenn der Verlag dieses Buch unter Kinderbüchern mit einer Altersempfehlung ab 11 Jahren führt und die Hauptfigur GiGi ebenfalls erst in diesem Alter ist, sollten sich Jugendliche und auch Erwachsene nicht davor scheuen dieses Buch in die Hand zu nehmen: wer um diesen Titel auf Grund der Alterseinstufung einen Bogen macht, verpasst eine wunderschöne und tiefgründige Geschichte um Familienbande und wahre Freundschaft. Oder, um es mit einem abgewandelten Zitat aus dem Buch zu sagen: „Achtung, hier kommt eins eurer Lesehighlights in diesem Jahr!“

 
 

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