Redakteur: Anette Leister
Letzten Monat ist der neue Roman des Bestsellerautors Irvine Welsh „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ in der deutschen Übersetzung bei Heyne Hardcore erschienen.
Ich persönlich kenne von Welshs Werken nur „Trainspotting“ durch die gleichnamige Verfilmung mit Ewan McGregor aus dem Jahr 1996.
Irvine Welsh hat seinen Roman zusammen mit dem Autor und Musiker Nagel – der die deutschen Lesungsparts übernahm und das Gespräch moderierte – auf einer Lesereise vorgestellt, die ihn unter anderem am 14. April nach Mainz führte. Veranstaltungsort war das sehr gut besuchte Capitol Kino.
Um 20 Uhr fing die Veranstaltung an. Nagel stellte Irvine Welshs neuen Roman im Gespräch und einigen Lesungsausschnitten vor.
„Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ spielt im Gegensatz zu beispielsweise „Trainspotting“ nicht auf der britischen Insel, sondern in Welshs neuer Heimat Nordamerika, in Miami, wo er im Wechsel mit Chicago lebt.
Lucy Brennan ist die härteste Fitnesstrainerin von Miami Beach – und ein Star: Seit sie dabei gefilmt wurde, wie sie per Frontkick einen Amokläufer zur Strecke brachte, kann sie sich vor Aufträgen kaum noch retten. Auch die Planungen für ihre eigene Reality-TV -Show machen Fortschritte. Doch dann meldet sich die unsichere, stark übergewichtige Künstlerin Lena Sorenson zum Personal Training bei ihr an; eine Frau, die all das verkörpert, was Lucy hasst. Langsam, aber unaufhaltsam gerät ihr erbitterter Kampf gegen die Fettleibigkeit außer Kontrolle …
In den Buchausschnitten lernten wir sowohl Lucy als auch Lena näher kennen, die vom Typ unterschiedlicher nicht sein könnten.
Irvine Welshs Sprache ist ziemlich hart, wie Nagel sagte: im englischen Original sind die Schimpfwörter eher sexuell, in der deutschen Übersetzung oral. Nagel charakterisierte die beiden weiblichen Hauptfiguren in seinen Lesungsparts schon ziemlich gut, aber Irvine Welshs setzte bei den Lesungen der Passagen aus dem Original noch einen drauf. Nachdem er im Gespräch häufiger Satzenden „weggenuschelt“ hat, hätte ich ihm diese Power und das schauspielerische Talent bei der Lesung gar nicht zugetraut und war sehr positiv überrascht. Im Gespräch habe ich seine Antworten auf Nagels Fragen und Fragen aus dem Publikum leider nicht immer zur Gänze verstanden, Welshs schottischer Dialekt war sehr extrem, und die Akkustik im Kino nicht die beste.
„Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ thematisiert unter anderem das Stockholm-Syndrom. Lucy entführt Lena und hält diese gefesselt in der leerstehenden Wohnung ihrer Mutter gefangen.
So krass und hart Handlung und Sprache des Romans auch sind, bot Irvine Welsh in seiner Geschichte in den ausgewählten vorgestellten Passagen auch viel Situationskomik.
Da meine Freundin Ina die Gelegenheit nicht verstreichen ließ, sich das Buch vor Ort zu kaufen und signieren zu lassen, werde ich mir es sicher irgendwann zum Lesen ausleihen, da Nagel und Welsh an einer sehr spannenden und skurrilen Stelle mit der Buchvorstellung aufgehört haben und nur noch offenbarten, dass der Roman noch einiges an Überraschungen bereithält.