Uncategorized

[INTERVIEW] Interview mit Angela Bernhardt

Redakteur: Anette Leister

Pauline ist der totale Weltraum-Fan, wie uncool! Da ist es kein Wunder, dass sie in ihrer neuen Klasse schnell zur Außenseiterin wird. Doch dann taucht plötzlich Wutsch auf, ein verrückter Außerirdischer mit Knoten im Bauch. Im Nu wirbelt er ihr Leben durcheinander: Er rührt mit seinen Füßen im Abendessen herum, verknotet alles, was ihm in die Finger kommt und wickelt Pauline vor den Augen ihrer Mitschüler wie eine Mumie mit Klopapier ein. Ist das wirklich der Freund aus dem All, auf den sie immer gewartet hat? Ganz klar: Pauline muss hinter Wutschs Geheimnis kommen!

Liebe Frau Bernhardt,
vielen Dank, dass ich Ihnen einige Fragen zu Ihrer Arbeit und Ihrem Kinderbuchdebüt stellen darf.
Was macht ein gutes Buch für Sie aus?
Ein gutes Buch spricht meinen Bauch und meinen Kopf an. Es handelt von Charakteren, deren Freuden, Sehnsüchte, Ängste und Erwartungen mich berühren, auch wenn oder gerade weil sie ungewöhnlich sind. Es erzählt eine spannende Geschichte, auf deren Entwicklung und Ausgang ich neugierig bin. Zwischen die Zeilen ist eine weitere, auf den ersten Blick unsichtbare Geschichte gewoben, die noch lange, nachdem ich das Buch ausgelesen und aus der Hand gelegt habe, nicht nur in meinen Fingern pocht. Und natürlich darf ein gutes Buch gern auch meine Lachmuskeln kitzeln.
Welche Bücher lesen Sie selbst am liebsten? Lesen Sie als Erwachsene auch noch Kinder- und Jugendbücher?
Ich lese viel Gegenwartsliteratur und mag sehr unterschiedliche Stilrichtungen. Einzelne Namen oder Titel liste ich lieber nicht auf, weil dabei so viele ungenannt bleiben. Krimis und reine Fantasy nehme ich allerdings selten zur Hand. Kinder- und Jugendbücher lese ich oft und gern, weil ich dabei immer wieder wahre Schätze hebe. Aktuelles Beispiel: „Anders“ von Andreas Steinhöfel. – Jetzt habe ich mich doch zu einem Titel hinreißen lassen.
Wie ist die Idee zu „Wutsch“ entstanden?
Ich kann nur sagen, sie kam eines glücklichen Tages unter meiner Bettdecke hervorgekrochen und hat sich aus sehr lebendigen Kindheitssehnsüchten nach einem zwergähnlichen, ungeheuer witzigen, aber nur für mich sichtbaren Wesen und noch viel lebendigeren Muttererlebnissen mit meinen Kindern zu einer Geschichte verdichtet. Und nachdem sich diese Geschichte ein paarmal um ihre Achse gedreht hatte, stand sie so deutlich vor mir, dass ich sie praktisch nur noch abzuschreiben brauchte (… und dann wieder umschreiben … und erweitern … und kürzen … und ergänzen … und auf den Punkt bringen … und – ich höre lieber auf, sonst tippe ich morgen noch an dieser Antwort).
Wie viel Zeit ist von der Idee bis zum gedruckten Buch vergangen?
Eine paar lange Jahre. Allein das Schreiben hat gedauert, das ist wohl schon deutlich geworden. Aber fertig war das Buch damit noch lange nicht. Ich habe es anderen zum Lesen gegeben, überarbeitet, meiner Agentin geschickt, wieder überarbeitet, irgendwann einen Verlagsvertrag bekommen, auf’s Lektorat gewartet … gewartet … gewartet – und wieder überarbeitet. Das Schöne daran: In diesem ganzen Entwicklungsprozess hat die Geschichte viel gewonnen.
Sind Sie selbst Weltraumfan?
Ja, tatsächlich! Als Kind habe ich eine zeitlang ausschließlich Science Fiction gelesen und darin alles gefunden, was ich brauchte. Ich war sogar in einer Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. Da habe ich mir selbst ein richtig großes, stabiles Fernrohr bauen können. Es sieht ungewöhnlich aus, weil das Rohr aus Holz ist, aber es funktioniert heute noch, und zur Freude meines jungen Publikums bringe ich es zu Lesungen gern mit.
Gibt es Personen im realen Leben, die Sie zu den Figuren in Ihrem Buch inspiriert haben?
Wie wohl alle Schreibenden atme ich Personen, Orte und Ereignisse ein, die mein Leben durchziehen, und natürlich fließt einiges davon zurück in meine Geschichten, das ist ja klar. Dennoch gibt es keine einzelnen realen ‚Vorlagen‘ für meine Charaktere. Und auch wenn ich mich zum Beispiel als Kind für den Weltraum begeistern konnte, war ich doch in vielem ganz anders als meine Heldin Pauline.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Edda Skibbe?
Das hat Baumhaus, der Verlag, organisiert. Edda Skibbe hat schon eine ganze Menge vor allem Mädchenbücher illustriert und wurde als vom Stil besonders passend ausgewählt. Ich dachte zunächst an einen schrägeren Stil, aber letztlich kommen Cover und Illustrationen bei den Kindern ja sehr gut an.
Entsprechen ihre Illustrationen den Vorstellungen, die Sie selbst zu Ihren Figuren hatten?
Das ist eine schwierige Frage. Als Autorin habe ich natürlich ganz eigene Vorstellungen von meinen Figuren, gerade bei einem Fantasiewesen wie Wutsch. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn jemand anderes die genau träfe. Aber das wünsche ich mir ja nicht mal. Viel wichtiger ist doch, dass durch die Illustrationen noch eine neue Perspektive ins Buch kommt, die es bereichert. Und Edda Skibbes dynamischen, beherzten Zeichenschwung mit all den liebenswerten Details empfinde ich als große Bereicherung für mein Buch.
Haben sie bereits Rückmeldungen zu Ihrem Kinderbuch vom angesprochenen Zielpublikum erhalten und wie erreichen Sie diese?
Zum Glück konnte ich schon einige Lesungen vor ziemlich vielen Kindern halten und habe durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Außerdem höre ich natürlich auch das eine oder andere von Buchhändlern und aus meinem Umfeld. „… wird immer spannender“, „sehr lustig“, „das ging mir selbst schon mal so“ oder „so einen Wutsch wünsche ich mir auch“ kamen dabei schon öfter aus Kindermund. Besonders freut mich, dass mein Buch, das ab acht Jahren empfohlen wird, auch manche Elf- und Zwölfjährige noch anspricht.
Sind Kinder ein kritischeres Lesepublikum als Erwachsene?
Das glaube ich nicht. Die Kriterien sind einfach andere. Während Erwachsene mehr auf die Sprache und das zwischen den Zeilen Geschriebene achten, muss es für Kinder nach meiner Erfahrung vor allem spannend und witzig sein. Das Übrige saugen sie beim Lesen oder Vorlesen nebenbei mit auf. Meine ersten und kritischsten Kritiker finde ich in der eigenen Familie. Da komme ich mit keiner Ungereimtheit durch. Zum Glück mögen meine Kinder den „WUTSCH“ sehr.
Haben Sie bereits Folgeprojekte in Planung und dürfen Sie darüber schon Näheres verraten?
Na klar, nicht nur in Planung. Da das alles von der ersten Idee bis zum fertigen Buch doch viel länger dauert, als ich so dachte, sind unterwegs schon einige neue Projekte entstanden und in Entwicklung oder bereits auf Verlagssuche. Mein nächstes Buch erzählt ein rasantes Abenteuer und richtet sich an etwas ältere Kinder ab etwa zehn Jahren. Die Geschichte spielt an einem äußerst ungewöhnlichen Ort, der meinen Helden magisch anzieht, obwohl er so gar nicht dafür gemacht zu sein scheint. Mehr kann ich hier leider noch nicht verraten, aber ich hoffe, das Buch gibt’s auch bald zu lesen.
Vielen Dank für das Interview :)
Tagged ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert