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[COOL-TOUR-KATZE] Lesung “Anders” in Gustavsburg (Andreas Steinhöfel)

Redakteur: Anette Leister

Bevor Andreas Steinhöfel letzten Freitag mit der Lesung aus seinem aktuellen Buch “Anders” begann, unterbreitete er einige Neuigkeiten für Rico & Oscar Fans:
Für die Sendung mit der Maus ist eine 13-teilige animierte Serie in Arbeit. Eine Weihnachtsgeschichte mit den beiden Jungs soll voraussichtlich im Herbst 2016 erscheinen.

Wem “Anders” noch kein Begriff ist, kann HIER meine Rezension dazu nachlesen.

“Anders” hat Andreas Steinhöfel geschrieben, weil er etwas komplett anderes als die Rico und Oscar Reihe schreiben wollte, der Name ist also Programm.
“Anders” ist eine Geschichte auf der Kippe vom Kind zum Jugendlichen. Ein großes Thema sind in dem Buch die so genannten Helikoptereltern – Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind, und bewirken damit oft das genaue Gegenteil. so ist der Einstieg in die Geschichte sehr ironisch, da Felix’ beziehungsweise Anders’ Eltern Schuld daran sind, dass der Junge mit einem schweren Unfall ins Krankenhaus muss und dort 293 Tage lang im Koma liegt.
Die 293 Tage, die exakt der Dauer der Schwangerschaft von Anders’ Mutter entspricht, ist ein Symbol für die Wiedergeburt von Felix aka Anders. Im Laufe der Geschichte nennen ihn die “Guten” wie von ihm gewünscht anders, die “Bösen” bleiben bei Felix. Anders Mutter ist laut Andreas Steinhöfel eine totale Bitch, während Anders Vater vor seinem Koma einfach eine totale Pappnase war, die nicht wusste, was sein Kind eigentlich den ganzen Tag macht.
Die Geschichte wird bis auf eine Ausnahme aus der Sicht von Erwachsenen erzählt.
Andreas Steinhöfel hat viele Märchenmotive in seinem Buch verarbeitet, wie in den klassischen Märchen werden die Guten belohnt, die Doofen gehen bei ihm einfach leer aus.

In einer Frage-Antwort-Runde beantworte Andreas Steinhöfel unter anderem wieviele Bücher er bislang geschrieben hat. Sein peinlichstes Buch war dabei nach eigener Aussage das Bilderbuch “Wo bist du nur?”, welches bereits nach der 1. Auflage eingestampft wurde. “Wo bist du nur?” erzählt von Alleinsein und Verlust, das Ende soll Kinder trösten. Leider ging der Schuss nach hinten los: die Erzählung hat die Kinder so verschreckt und an den Rande eines Nervenzusammenbruchs gebracht, dass kaum eines bis zum Ende durchgehalten hat.
Anmerkung: Dieser Bericht sollte besser nur weitergelesen werden, wenn man Verständnis für Ironie und Sarkasmus hat ;) Genaugenommen ist das auch eine Grundvorraussetzung für den Besuch von Steinhöfels Lesungen und vielleicht sogar dafür, seine Bücher zu lesen. Es sein denn, man will gar keinen Spaß dabei haben, dann kann man sie natürlich trotzdem lesen und verteufeln.
Nachdem Steinhöfel dieses für einen Autoren sehr negative Erfahrung gemacht hat, wie es ist, wenn ein Buch bereits nach einer kleinen Auflage eingestampft wird, saß er eines Tages auf dem Klo, und dachte bei sich, rein theoretisch könnte es ja sein, dass er sich gerade den Hintern… naja, ich denke, dass Bild haben wir nun alle vor Augen ;) Dies zur Erklärung, warum dieses Buch im weiteren Verlauf der Fragerunde bei allen nur noch “das Klopapierbuch” hieß.

Arbeiten kann er nur zu Hause an seinem Schreibtisch, er ist niemand, der immer und überall seine Ideen zu Papier bringen kann.
Die Frage nach seinem bestverkauftem Buch ist schwierig zu beantworten, wahrscheinlich ist es “Es ist ein Elch entsprungen”, aber auch “Rico und Oskar” und “Die Mitte der Welt” sind Bestseller.
Er selbst mag von seinen Büchern “Es ist ein Elch entsprungen” am liebsten, da darin das Meiste von ihm persönlich steckt. Zu der Zeit, als er dieses Buch schrieb, mit Mitte 30, hat er die Scheidung seiner Eltern durchlebt. Obwohl er sich immer ein Ende dieser Ehe gewünscht hatte, haben Kinder (auch ältere), wohl immer das Bedürfnis, dass in der Familie alles heil und ganz bleibt.

Zum 25jährigen Jubiläum von “Dirk und ich” wird Steinhöfels erstes Buch als gebundene Ausgabe erscheinen, neu illustriert von Peter Schössow, mit zwei neuen Geschichten, einem Making Of und alten Fotos und Zeichnungen.
Im Juni läuft der zweite Teil der Rico und Oscar Verfilmungen im Kino an. Im zweiten Teil hat jemand anderes Regie geführt, da die Regisseurin des ersten (und dritten) Teils in Mutterschutz war. Andreas Steinhöfel ist leider nicht wirklich zufrieden mit der Filmadaption des zweiten Bandes. Die erste Stunde ist sehr gut gelungen, dann schwenkt die Verfilmung aber um zum typischen deutschen Holzhammerhumor. Er symbolisiert dies mit einem Bild “Oma mit Hündchen hält ein Schild hoch ‘Bitte an dieser Stelle lachen'”. Das Ende im Film ist einfach derart überzogen, dass es laut Steinhöfel peinlich wirkt. Er ist aber schon sehr gespannt, wie der Film bei den Zuschauern ankommt, Peter Schössow und er waren aber leider einer Meinung, was das Ende angeht.
Auf die Frage, warum er nicht stärker bei einer Verfilmung eingreift, wenn sie vom Buch abweicht oder in irgendeiner Weise nicht mit seinen Vorstellungen der Figuren übereinstimmt, antwortete er, dass es nicht fair wäre als Autor viel Geld für die Filmrechte zu nehmen, und dann jeden Tag am Set dem Regisseur die Ohren vollzuheulen, weil ein Protagonist in einer Szene ein T-Shirt in einer falschen Farbe trägt. Mit dem Verkauf der Filmrechte verliert man eben einen Teil Mitspracherecht. Zudem es auch nicht immer etwas bringt das Drehbuch selbst zu schreiben. Dies hat er bei “Es ist ein Elch entsprungen getan” und das Ende vom Lied war, dass das Drehbuch umgeschrieben wurde.
Außer seinem “Klopapierbuch” sind “Herr Purps, die Klassenmaus” und “1:0 für Sven und Renan” seine am wenig erfolgreichsten Titel. Beim zweiten Buch hatte er allerdings auch nicht sehr viel Freude beim Schreiben, es war ein Wunsch des Verlags, dass er etwas mit Fußball und Migration schreibt, er findet solche Standardthemen ziemlich langweilig.
Wenn das Weihnachtsabenteuer von Rico und Oskar erscheint, wird sich der Titel vom Rest der Reihe abheben, da es im eigentlichen Sinne keine Fortsetzung der Abenteuer, sondern eine eigenständige Geschichte ist. Sollte diese Geschichte jemals verfilmt werden, dann aber nicht mit den Schauspielern aus der Rico und Oskar Trilogie, da Anton und Juri – die Darsteller von Rico und Oskar – bis dahin zu alt wären.

Nach der Lesung bildete sich eine sehr lange Schlange zum Signieren, auf Empfehlung von Frau Trapp aus der Villa Herrmann bildete ich das Schlusslicht, damit ich noch ein paar Worte mit Andreas wechseln konnte. Zum Glück gehöre ich nach seiner Definition nicht zu den “Doofen” und somit konnte er sich noch an unsere “Interviewkonferenz” aka privates Vieraugengespräch von der letzten Frankfurter Buchmesse erinnern. Auch Dirk und sein Partner waren noch da, da die beiden am Vormittag noch mehrere Schullesungen zu “Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht” in der Villa Herrmann gehalten hatten.

Dirk und Andreas P. sind wahrscheinlich dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse, weil kurz davor “Die Weltenträumerin” erscheint. Andreas S. geht nur noch auf Lesereisen, wenn ein neuer Titel von ihm erscheint, und da ist dieses Jahr wegen der vielen Arbeiten für Film und Fernsehen nichts mehr geplant.
Wobei die Jungs meinetwegen auch gerne nur zum Quatschen in die Villa zurückkommen könnten, das kann man mit ihnen nämlich prima – und zwar so gut, dass Frau Trapp mich und einige andere Lesungsbesucher, sowohl am Donnerstag als auch am Freitag vor die Tür setzen musste, damit der Abend irgendwann ein Ende nehmen konnte ;)

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