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[REZENSION] Engelskalt

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Engelskalt (OT: Det henger en engel alene i skogen)
Autor: Samuel Bjørk
Übersetzer: Gabriele Haefs
Verlag: Goldmann
Reihe: -/-
Ausführung: Broschur, 544 Seiten


Autor:
Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo.

ENGELSKALT

Was muss das für ein Mensch sein, der kleine Mädchen mit einem Springseil an einem Baum aufhängt? Holger Munch und sein Team, das er nach einigen Diskussionen endlich wieder beisammen weiß, versuchen alles in ihrer Macht stehende, um weitere Opfer zu vermeiden und den Verantwortlichen zu erwischen. Ihre Nachforschungen führen sie zu einem alten Fall, doch der tatsächliche Zusammenhang erschließt sich nicht so leicht wie gedacht. Fast schon zu spät, stößt das Team auf einen irritierenden Hinweis – doch da ist es schon längst persönlich geworden…

„Wir haben noch eins.“
„Was?“, fragte Munch. „Noch ein verschwundenes Mädchen?“
Anette nickte.
„Eben gemeldet worden. Karoline Mykle. Sechs Jahre alt, aus ihrem Zimmer in Skullerud verschwunden.“
„Verdammt“, fluchte Munch.
[…]
Munch sah Mia kurz an. Er sagte nichts, aber sie wusste, was er dachte.
Zwei an einem Tag?
Zwei gleichzeitig? (S. 208)

Mit dem Einstieg gelingt es dem Autor sofort den Leser einzufangen, denn man wird sogleich ins Geschehen gezogen, obwohl man die späteren Zusammenhänge noch nicht einmal erahnen kann. Dennoch ist bereits früh spürbar, dass alles wichtig sein kann, weshalb man versucht sich jegliche Information zu merken. Und davon gibt es wahrlich einige. Seien es Personen oder Ereignisse, man weiß einfach nicht was wirklich relevant für den weiteren Verlauf ist und ist entsprechend bemüht der Erzählung konzentriert zu folgen.

Dies fällt manches Mal jedoch schwer, da die Beschreibungen zu ausschweifend werden, Darstellungen zu langatmig erscheinen und somit Passagen einfach schleppend vonstatten gehen. So wird der Lesefluss unterbrochen und die Spannung, die eigentlich auf einem recht hohen Niveau daher kommt, gemindert. Man hat das Gefühl, der Autor verzettelt sich hin und wieder, verliert sein Ziel aus den Augen und schweift dadurch ab. Vielleicht aber will er den Leser auch einfach nur in die Irre führen.

Es gibt einige Wendungen im Geschehen, die man nicht vorhersehen, nicht einmal erahnen konnte, und somit mehr als überraschend daher kommen. Zeitgleich zur Spannung wird in diesen Sequenzen auch das Tempo angezogen, so dass man ständig am Ball bleiben muss, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Verliert man den Überblick, kann es schnell passieren, dass man auch den roten Faden und somit den Blick für das Wesentliche verliert. Leider bleibt das Unvorhersehbare zum Schluss hin aus, es gibt zwar ein fulminantes Finale, doch hätte man sich doch noch die ein oder andere Überraschung gewünscht, die sich noch nicht zuvor abzeichnete. Ebenso wie manche Fragen, die offen bleiben, zwar nicht unbedingt relevant für den Fall als solchen sind, die man aber gerne aufgeklärt gewusst hätte.

Alles in Allem bietet „Engelskalt“ zwar noch einiges an Potential, um unübertroffene Begeisterung auszulösen, doch Samuel Bjørk ist dennoch durchaus ein Name, den man sich merken sollte, wenn es um Thrillerliteratur geht. Auf diesem Debüt lässt sich ohne Zweifel noch aufbauen, es bietet dennoch spannende Lesestunden und unkonventionelle Ermittler sowie Methoden, die nicht sofort wieder in Vergessenheit geraten.

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